Plätten. Interessant:
die jüngere Brockhausausgabe von 1975 malt die meisten Gegenstände ab (sogar
das Gasbügeleisen ist gekippt), aber verlegt die Angelegenheit nach B60 =
Bügeln. Erfunden wurde das Bügeleisen im 15. Jahrhundert (vorher hat man seine
Sachen knüselig getragen). Bei der sogenannten Bolzenplätte (links unten) wurde
der Bolzen separat erhitzt. Man nannte ihn auch Ochsenzunge. Mir fällt auf, daß
es wohl kaum einen Bereich gibt, der durch Elektrifizierung so massiv
vereinfacht wurde wie Waschen und Bügeln. Das geht doch alles ruckzuck und
nebenbei, wohingegen man früher da eine komplette schwäbische Hausfrau
benötigte. – Ich bin einmal gespannt, wie das Internet der Dinge sich auf das
Bügeleisen auswirken wird. Meine Kleidung ist ja dann auch digitalisiert und
unterhält sich mit dem Bügeleisen („Hallo wie geht’s?“ „Gut!“ „Jetzt wird es
ganz kurz etwas heiß!“ „Dann mach bitte schnell!“). Apropos Internet. Vor ein
paar Jahren hatte FOCUS mal eine Bügelanleitung für Hemden ins Netz gestellt.
Dort war die Reihenfolge:
1) Kragen
2) Manschetten
3) Ärmel
4) Front li.
5) Hinten
6) Front re.
7) Schulterstück
2) Manschetten
3) Ärmel
4) Front li.
5) Hinten
6) Front re.
7) Schulterstück
Das ist natürlich
unsinnig. Meine Mama hat mir beigebracht:
1) Schulterstück
2) Ärmel
3) Manschetten
4) Hinten
5) Front li.
6) Front re.
7) Kragen
2) Ärmel
3) Manschetten
4) Hinten
5) Front li.
6) Front re.
7) Kragen
Die dahinterstehende Logik
besagt, daß die sichtbarsten Stücke zuletzt gebügelt werden. Die zuerst
gebügelten Teile haben ja ein gewisses Wiederknitterrisiko (Google: „Es wurden
keine mit Ihrer Suchanfrage - wiederknitterrisiko - übereinstimmenden
Dokumente gefunden.) - Früher gab es ja auch noch die Heißmangel. Am Ende
unserer Straße mußte man in einen kleinen Wirtschaftsweg, und über einen
Hinterhof war dann die Heißmangel zu erreichen. Ich glaube, vier Frauen
bedienten das Teil, zwei auf der Einlaufseite (oder wie das heißt. Es gibt
leider keine Illustration im Brockhaus), zwei auf der Auslaufseite. Es war
immer warm, stickig und feucht in dieser Mangelhöhle. Die Frauen waren auch die
schlimmsten Klatschbasen der ganzen Nachbarschaft. Schon von dem Hinterhof
hörte man ihr pausenloses Geläster. Ich meine, sie hatten ja auch immer Gesprächsstoff
im wahrsten Sinne des Wortes, da ihnen die Wäsche der ganzen Nachbarschaft
gebracht wurde. Das heißt, man brachte hauptsächlich Bettwäsche, Tischtücher und Handtücher
zum Mangeln. Ich habe jetzt einmal recherchiert, ob hier in der Nähe ein
Heißmangelbetrieb ist. Also keine Komplettwäscherei, sondern nur eine
Heißmangel. Nichts. Auch wieder eine Branche, die das Internet aufgefressen
hat. - So ein Ärmelplättbrett hatte meine Mutter auch früher (oder hat sie
etwa…muß ich mal fragen). Dazu noch einen hellgrünen Wäschesprenger, denn
Dampfbügeleisen gab es natürlich nicht. Die Kunden bei amazon sind auch
einigermaßen verzweifelt, was sie in ihrer Rezension bei Wäschesprengern schreiben
sollen. Einer gibt das offen zu: „klassischer Wäschesprenger der alles macht
was man von ihm erwartet. Was soll man weiter dazu schreiben. Würd ihn wieder
nehmen.“
You made my day, das war genau der richtige Einstieg zwischen Woche und Wochenende. Herzlichen Dank an dieser Stelle für die wunderbar luftig-leichten, manchmal philosophisch angehauchten Brockhaus-Betrachtungen. Was wird aber passieren, wenn das Alphabet durch ist?
AntwortenLöschenLiebe Tily! Dankeschön für Ihre schönen Worte. Sie haben übrigens auch einen schönen Blog! Ja, wenn Z17 Zylinder fertig ist, dann hört der Blog einfach auf. Aber das dauert ja noch. Verpassen Sie auf keinen Fall das große Weihnachtsspezial, am 18. Dezember!
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