Jahrelang hatte ich den
Brockhaus nicht beachtet. Er zog mit mir um, wurde in Bücherregale eingeräumt,
fand sich wieder zwischen dem Praktischen Hausschatz der Heilkunde und dem
Großen Kulturfahrplan, wurde wieder ausgeräumt und in einer anderen Wohnung
eingeräumt. Als Kind war es eines meiner Lieblingsbücher gewesen, schon bevor
ich lesen konnte. Vor allem, weil auf jeder Seite Illustrationen standen, die
ich mir stundenlang anschaute. Der einbändige Brockhaus von 1952 ist ein
Sprachbrockhaus, aber er enthält neben Schreibungen und grammatikalischen
Angaben auch stichpunktartige Erklärungen über den Gegenstand, und falls den
Herausgebern das Aussehen des Gegenstands wichtig, fraglich oder bemerkenswert
schien, zusätzlich noch diese Illustrationen, die auf jeder Seite in einen
Kasten zusammengefügt werden.
Irgendwann einmal blätterte
ich das Buch wieder auf. Ich war sofort wieder gefangen von den wunderschönen Abbildungen.
Und da kam mir eine Idee. Wie wäre es denn, diesen Sachen nachzugehen und
einmal nachzusehen, was von dieser Welt von 1952 noch übrig ist? Ich begann,
einige Abbildungen zu scannen und dazu Texte zu verfassen. Diese Welt aus dem
Brockhaus ist ein großes Wunder. Aber völlig anders als unsere heutige Welt.
Auf dieser Reise in das
Jahr 1952 werden uns Gegenstände und Geräte begegnen, deren Zwecke und
Verwendung uns mittlerweile rätselhaft sind. Wir werden auch mit Google und
Wikipedia nichts oder wenig über eine Ringdusche finden oder über einen
Rinderbraten a la financière. Aber wir werden erfahren, was ein Angster ist,
ein Aquamanile und ein Feston. Wir werden uns über die Eisenbahnbesessenheit
dieses Zeitalters wundern. Und über hassende Vögel, komische Weißbiergläser und
woher das Wort Gong kommt.
Ein besonderer Reiz liegt
darin, daß der Brockhaus natürlich dem Diktat des Alphabets zu folgen hat und
dadurch vermeidet, irgendeiner zweifelhaften Systematik des Wissens zu
unterliegen. So finden Befruchtung und Beichtstuhl in einer Illustration
zusammen, oder Eis und Einhorn. Es sind Bilder aus einer Welt, die nicht mehr
unsere Welt ist. Wir werden uns darüber wundern, was die Welt so alles
vergessen hat. Manchmal ist es gut, ein anderesmal vielleicht nicht.
Und hier geht es los.
Und hier geht es los.
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