Küche. Oh, ein schönes Wimmelbild. Und ungewöhnlich für den Brockhaus
die obere Beschriftung – „hier: kochen und anrichten“ und „hier: zurichten und
spülen“. Aber jetzt erkläre mir jemand mal den Unterschied zwischen anrichten
und zurichten? Ist zurichten die Vorstufe zum Spülen? Also Essensreste in den
Abfalleimer usf. Hm. Weder Duden noch Wahrig noch Mackensen geben Auskunft über
Sonderbedeutungen des Zurichtens für das Vorspülgewerbe. Über den Herd haben
wir schon ausführlich gesprochen (H18), aber gehen wir mal weiter durch die
Küche. So eine Waage hatten wir damals auch. Die
Einstellung ist völlig anders als bei heutigen Waagen und funktioniert nach dem
Hebelprinzip: ein großes Gewicht wird unten eingeklinkt, und dann mit einem
Schieberegler die Feintarierung. Dann schüttet man oben das Mehl ein, bis sich
der Hebel hebt und ein Metallzeiger bis zur seinem fest angebrachten Gegenstück
an der Waage sich gegenübersteht. Das fand ich faszinierend, und das
Hebelprinzip habe ich auch so gelernt. Hm, aber wie geht dann Tarawiegen? Hm,
bei Ebay gibt’s ein bildhübsches Exemplar. -
So einen Boiler kenne ich auch nicht aus der Küche. Übrigens sind die
Illustrationen aus den Brockkäusern von 1944 und 1974 völlig anders. Die
Ausgabe von 1974 hat einen „Kochwasserautomat“, so ein Teil hatten wir auch.
Man dreht an einem Hahn und der an der Wand angebrachte Kasten läuft voll. Dann
einen Knopf drücken und das Wasser wird per Spirale zum Kochen gebracht.
Irgendwann kam ein Genie dann auf die Idee, den Wasserkocher nicht mehr fest an
die Wand zu dübeln, und seitdem kommt der Berg zum Propheten. Schön auch die
Zusatzgeräte: der Toaster ist ein Klappgerät. Offenbar waren damals Heizwendeln
kompliziert herzustellen. Bei diesem
Modell muß man nämlich das Brot umdrehen und von der anderen Seite noch einmal
rösten. Die Kaffeemaschine ist natürlich super umständlich. Ist das nicht eher
eine Mokka-Maschine? – Skurill auch die Backhaube. Das hab ich ja noch nie
gesehen, so ein Ding. Es ist offenbar ein elektrischer Mini-Backofen für
Kuchen. Den gibt es allerdings nur noch antiquarisch. Neue Modelle sind für den
Herd oder Ofen. Ich vermute, das war in der Übergangszeit zwischen Kohle- und
Elektroofen mal interessant. So, mal durchgeschaut, was ich von den anderen
Küchengeräten habe: Schöpflöffel, Rührlöffel, Hackbrett, Fischlöffel,
Reibeisen, Nudelholz, Wassermaß, Durchschlag. – Wenn ich ehrlich bin: die ganze
Illustrations sieht ganz schön nach Manufactum aus. Und ganz schön viel
Foodblog-Content in der Mitte des Alphabets. Aber gut, vorletzte Woche hatten
wir immerhin Kronjuwelen.
Update. Ich konnte dann doch nicht wiederstehen. Eine schöne alte Küchenwaage von Stube. Mit zwei Gewichtsläufern. Wenn das Gewicht erreicht ist, schwingt die Waage gravitätisch ins Gleichgewicht. Ich hab es überprüft, das Wiegen geht tatsächlich sehr genau. Unglaublich der gute Erhaltungszustand des schönen Stückes.
Update. Ich konnte dann doch nicht wiederstehen. Eine schöne alte Küchenwaage von Stube. Mit zwei Gewichtsläufern. Wenn das Gewicht erreicht ist, schwingt die Waage gravitätisch ins Gleichgewicht. Ich hab es überprüft, das Wiegen geht tatsächlich sehr genau. Unglaublich der gute Erhaltungszustand des schönen Stückes.
Stube Küchenwage. Made in W.-Germany |
Erstmal Danke für einen weiteren interessanten Beitrag.
AntwortenLöschenWenn ich es richtig verstehe, dann ist der Unterschied zwischen Anrichten und Zurichten:
Anrichten: Nach der Zubereitung das Essen aus den Töpfen und Pfannen mehr oder weniger kunstvoll auf dem Geschirr platzieren
Zurichten: Vor dem Kochen Zutaten vorbereiten, wie Salat putzen oder Fische ausnehmen.
Toaster des gezeigten Typs kenne ich noch. Die Heizwendel waren eigentlich schon so wie heute aufgebaut. Statt wie heute zwei (Einschlitz-Toaster) oder drei (Zweischlitz-Toaster), gab es aber nur eine Heizwendel. Die war in der Mitte fest eingebaut.
Der Toaster war sehr robust aber mechanisch sehr einfach aufgebaut. Die Klappen (bei Seiten hatten Klappen) waren die einzigen beweglichen Teile. Es gab keinen Timer, keine Auswurfeinrichtung für den Toast oder ähnliches. Man musste nach Gefühl, Geruch und durch Beobachten (steigt schon schwarzer Rauch auf?) entscheiden wann der Toast gut war.
Beim Entnehmen des Toasts musste man aufpassen, dass man sich nicht die Finger am heißen Toast oder der heißen Klappe verbrannte. Wer auf die Idee kam den Toast mit einer Gabel aufzupicken lebte gefährlich. Die Heizwendel stand natürlich unter Strom und lag offen, nur ein paar dünne Metalldrähte gewährten den Abstand zum Toast. Es war kein Problem mit einer Gabel versehentlich die Heizwendel zu erreichen. Nach dem ersten Stromschlag hatte ich das verstanden ...
Das hat alles Hand und Fuß, was Sie da schreiben. Besonders gefällt mir die Unterscheidung zwischen Anrichtung und Zurichtung. - Sehr schön auch Ihre Toasterlebnisse. Ach was, Toastabenteuer. Danke!
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