Freitag, 18. Oktober 2013

E12 - Eßtisch, Eule etc.





Erdnuß. Erdnüsse sind botanisch gesehen keine Nüsse, sondern Erbsen. Im Englischen klingt diese Unentschlossenheit in den „Peanuts“ wieder an. Eine gewiß glücklichere Namensgebung als unsere „Erdnüsse“, denn was haben diese Nüsse mit Erde zu tun? Wahrscheinlich sogar angemessener, Kartoffeln Erdnüsse zu nennen als Erdnüsse. Ich staune immer wieder über diese botanische Unentschlossenheit. Andererseits: Erdnüsse schmecken nach Nüssen, Kartoffeln nicht. Erdnüsse schmecken so ähnlich wie Haselnüsse, Paranüsse, Cashewnüsse etc. Aber wahrscheinlich sind das botanisch auch alles keine Nüsse, sondern Gurken oder Korallen.


Eßtisch. Ich glaube, es gibt nur wenige Sprachbereiche, bei dessen Wohl und Wehe man so sehr an der Mutterbrust hängt wie Küchen- und Eßsachen. Nirgends sonst schleichen sich so leicht und heimlich Dialektika ins eigene Vokabular. Oder auch die Lücken. Zum Beispiel begegnete mir vor vielleicht zehn Jahren sprachlich zum erstenmal das auch hier genannte „Vorlegebesteck“. Ich hatte davon noch nie gehört. Das waren eben die Große Gabel, das Große Messer, der Große Löffel und die Salatlöffel, aber kein „Vorlegebesteck“. - Sehr typisch, wie sich der Brockhaus um Französeleien herumdrückt: Tunkenschüssel statt Saucenschüssel, Mundtuch statt Serviette. Und die Zusammenstellung der Gegenstände verweist auf die gute Wilmenrodsche Küche. Suppe, Braten, Kartoffeln, Gemüse, und fertig ist das Glück im Jahr 1952. Ein Messerbänkchen hat e allerdings in unserem Haushalt auch nie gegeben. Ich halte es auch für affiges Herumtun von Leuten, die zu viel quatschen beim Essen. Ein Wasserglas ist hier auch zu sehen, obwohl ich mich erinnere, daß alte Leute beim Essen selten etwas trinken. Beim Essen etwas zu trinken war dem feinen Essen vorbehalten, und dann gabe es gleich Wein. Apropos 1: als ich letztes Weihnachten die handschriftlichen Rezepte meiner Mama durchgeschaut habe, stieß ich tatsächlich auf „Reiterfleisch“, eine zwar deutlich abweichende, aber durchaus noch erkennbare Variante des Wilmenrodschen Arabischen Reiterfleisches aus A16. Das Originalrezept hat sich, unter mehreren Veränderungen seiner DNA, bis Anfang der Siebziger zu meiner Mutter weitervererbt. Deshalb ahnte ich auch dunkel, das schon irgendwo mal gegessen zu haben. Apropos 2: Der Brockhaus versteht unter „Französeln“: versaute Sachen sagen.


Eule. Ich habe das jetzt einmal genau nachgelesen. Von wegen liebe Frau Eule. Eulen sind im Vogelreich äußerst unbeliebt, wie übrigens auch alle anderen Raubvögel von Rotkehlchen und Buchfink nicht abgekonnt werden. In diesem Zusammenhang ist mir ein ornithologischer Fachbegriff untergekommen: das Hassen. Beim Hassen werden durch Alarmrufe, Scheinangriffe und lautes Herumtun potentielle Feinde vertrieben. Auf englisch heißt es übrigens Mobbing. Wikipedia ergänzt dazu: „Hassende Vögel gehen nur selten das Risiko ein, selbst zum Opfer zu werden, da sie meist im Verband hassen und der Eindringling genau beobachtet wird.“ Wer bis jetzt gedacht hatte, das Hassen sei 2001-mäßig durch einen schwarzen Obelisken über die Halbaffen gekommen – nein, das Hassen haben die Vögel erfunden. Wahrscheinlich die Schwäne.


2 Kommentare:

  1. Erdnüsse haben mit Erde zu tun, weil sie in der Erde wachsen, nicht auf Bäumen.

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