Engel. Selbst in meinen gläubigsten Zeitaltern, als Kind,
habe ich das mit den Engeln immer für Humbug gehalten. Mädchen, die hinten auf
dem Rücken Flügel hatten. Nee. In sechs Tagen die Welt erschaffen, ok. Die Welt
dann mit Wasser fluten, ok. Über das Wasser gehen, ok. Das Wasser in Wein
verwandeln, ok. Auferstehen, ok. Aber keine Mädchen mit Flügeln auf dem Rücken,
das habe ich niemals geglaubt. Zumal dann andere duale Auswüchse auf der
entgegengesetzten Seite des Oberkörpers der Mädchen viel interessanter wurden.
Enzian. Aus Enzian kann Amarogentin gewonnen werden, das ist
die drittbitterste Substanz der Welt. Das Maß der Bitterkeit ist der sog.
„Bitterwert“: er bestimmt sich danach, in was für einer Verdünnung das Zeug
noch bitter schmeckt. Amarogentin hat einen Bitterwert von 58.000.000. Bitterer
sind nur noch Colombin, Denatoniumbenzoat und Meisterschaften des FC Bayern
München. Das Mittel Denatoniumbenzoat wird dabei auch zum Vergällen von
Industriealkohol benutzt. Der Spiritus schmeckt dann so bitter, daß auch der
übelste Spritkopf es nicht säuft. Ein interessantes Konzept, dieses Vergällen
(bei Tieren heißt es Vergrämen). Es wird heutzutage hauptsächlich bei Alkohol
angewendet, wobei mir nicht ganz klar geworden ist, warum die Holländer Minzöl
bei Parfums zum Vergällen benutzen. Wer säuft denn Chanel No. 5, wenn er im
Späti für einen Euro zwei Pullen Bier bekommt? So, und jetzt erfahrt ihr ein
echtes Geheimnis: warum wardas Streusalz
früher rosa? Es ist unglaublich, aber es wurde tatsächlich mit einem Farbstoff
vergällt, weil es im Gegensatz zu Speisesalz von der Salzsteuer befreit war.
Die Salzsteuer wurde bis 1993 erhoben und erbrachte ca. 0,30 € pro Jahr und
Einwohner. Danach wurde es weiß und unvergällt. Aber Vergällen & Vergrämen,
das sind wirklich interessante Businesskonzepte.
Epitaph. Da fallen mir natürlich die Berliner Gedenktafeln
ein, von denen einige hundert an Berliner Häusern angebracht sind. Ich schaue
sie mir immer gern an. Eine schwer zu erklärende Faszination für die Aura eines
Ortes. Else Ury, Autorin der Nesthäkchen-Reihe, in dem Haus, in dem die
geräucherten Enten im Schaufenster von „Good Friends“ hängen. In Ausschwitz
umgebracht.
Erbse, insbesondere Knallerbse. Knallerbsen waren immer die
lächerlichsten Feuerwerksartikel. Etwas für alte Tanten. Man wirft die
Knallerbse weg und es macht leise püff, was man aber nur hören kann, wenn alle
leise sind. Erzeugt wird das Püff übrigens vom Silbersalz der Knallsäure. Ich habe
„Knallsäure“ aber doch eher für ein Getränk gehalten. Aber gut.
Flügelneid - das ist interessant.
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