Erdnuß. Erdnüsse sind botanisch gesehen keine Nüsse, sondern
Erbsen. Im Englischen klingt diese Unentschlossenheit in den „Peanuts“ wieder
an. Eine gewiß glücklichere Namensgebung als unsere „Erdnüsse“, denn was haben
diese Nüsse mit Erde zu tun? Wahrscheinlich sogar angemessener, Kartoffeln
Erdnüsse zu nennen als Erdnüsse. Ich staune immer wieder über diese botanische Unentschlossenheit. Andererseits: Erdnüsse schmecken nach Nüssen,
Kartoffeln nicht. Erdnüsse schmecken so ähnlich wie Haselnüsse, Paranüsse,
Cashewnüsse etc. Aber wahrscheinlich sind das botanisch auch alles keine Nüsse,
sondern Gurken oder Korallen.
Eßtisch. Ich glaube, es gibt nur wenige Sprachbereiche, bei
dessen Wohl und Wehe man so sehr an der Mutterbrust hängt wie Küchen- und
Eßsachen. Nirgends sonst schleichen sich so leicht und heimlich Dialektika ins
eigene Vokabular. Oder auch die Lücken. Zum Beispiel begegnete mir vor
vielleicht zehn Jahren sprachlich zum erstenmal das auch hier genannte
„Vorlegebesteck“. Ich hatte davon noch nie gehört. Das waren eben die Große
Gabel, das Große Messer, der Große Löffel und die Salatlöffel, aber kein
„Vorlegebesteck“. - Sehr typisch, wie sich der Brockhaus um Französeleien
herumdrückt: Tunkenschüssel statt Saucenschüssel, Mundtuch statt Serviette. Und
die Zusammenstellung der Gegenstände verweist auf die gute Wilmenrodsche Küche.
Suppe, Braten, Kartoffeln, Gemüse, und fertig ist das Glück im Jahr 1952. Ein
Messerbänkchen hat e allerdings in unserem Haushalt auch nie gegeben. Ich halte
es auch für affiges Herumtun von Leuten, die zu viel quatschen beim Essen. Ein
Wasserglas ist hier auch zu sehen, obwohl ich mich erinnere, daß alte Leute
beim Essen selten etwas trinken. Beim Essen etwas zu trinken war dem feinen
Essen vorbehalten, und dann gabe es gleich Wein. Apropos 1: als ich letztes Weihnachten
die handschriftlichen Rezepte meiner Mama durchgeschaut habe, stieß ich
tatsächlich auf „Reiterfleisch“, eine zwar deutlich abweichende, aber durchaus
noch erkennbare Variante des Wilmenrodschen Arabischen Reiterfleisches aus A16.
Das Originalrezept hat sich, unter mehreren Veränderungen seiner DNA, bis
Anfang der Siebziger zu meiner Mutter weitervererbt. Deshalb ahnte ich auch
dunkel, das schon irgendwo mal gegessen zu haben. Apropos 2: Der Brockhaus
versteht unter „Französeln“: versaute Sachen sagen.
Eule. Ich habe das jetzt einmal genau nachgelesen. Von wegen
liebe Frau Eule. Eulen sind im Vogelreich äußerst unbeliebt, wie übrigens auch
alle anderen Raubvögel von Rotkehlchen und Buchfink nicht abgekonnt werden. In
diesem Zusammenhang ist mir ein ornithologischer Fachbegriff untergekommen: das
Hassen. Beim Hassen werden durch Alarmrufe, Scheinangriffe und lautes Herumtun
potentielle Feinde vertrieben. Auf englisch heißt es übrigens Mobbing.
Wikipedia ergänzt dazu: „Hassende Vögel gehen nur selten das Risiko ein, selbst
zum Opfer zu werden, da sie meist im Verband hassen und der Eindringling genau
beobachtet wird.“ Wer bis jetzt gedacht hatte, das Hassen sei 2001-mäßig durch
einen schwarzen Obelisken über die Halbaffen gekommen – nein, das Hassen haben
die Vögel erfunden. Wahrscheinlich die Schwäne.
Erdnüsse haben mit Erde zu tun, weil sie in der Erde wachsen, nicht auf Bäumen.
AntwortenLöschenIch glaube, damit haben Sie vollständig recht.
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