Zeitung. Es ist natürlich interessant, daß die
Brockhausmacher eine Ausgabe mit dem Jahrgang 1934 auswählen (wie natürlich in
der Ausgabe des Brockhaus 1944). Ein „Starkes Erdbeben in Japan“ hat es
allerdings im Jahr zuvor gegeben, das sog. Shōwa-Sanriku-Erdbeben von 1933.
Ich habe mal ein echtes Titelblatt einer Zeitung, das
Schwedter Tagblatt, hier beigefügt. Topmeldung an diesem Tag ist neben der
blöden Winterhilfe die Ermordung des jugoslawischen Königs in Marseille.
Quelle: Staatsbibliothek Berlin |
Und das ist wirklich hochinteressant: Die Ermordung von
Alexander I. war wohl das erste Attentat, das mit Kameras aufgezeichnet wurde. Sozusagen
Nightmare on Elm Street im Jahre 1934. Wenn ihr bei Youtube Alexander
Jugoslawien Attentat eingebt, werdet ihr auf eine hochinteressante und
detaillierte arte-Dokumentation des Attentats geleitet. Tatsächlich wirklich
faszinierend.
Aber zurück zu den Zeitungen. Damals in Dortmund gab es
zwei Zeitungen: Die „Westfälische Rundschau“ und die „Ruhr Nachrichten“. Beide
gibt es heute noch. Die WR gehört zur Funke Mediengruppe, die RN zum
Verlagshaus Lensing. Beide haben um die 150.000 Stück Auflage. Die WR war ein
bißchen mehr SPD, die RN ein bißchen mehr CDU, aber das waren eher sehr leichte
Abweichungen von einer imaginären Mitte von 90°. Meine Eltern haben ziemlich
häufig gewechselt, bestimmt 4 oder 5mal. Ich weiß gar nicht mehr genau, warum.
Es ging nicht um irgendwelche Kaffeemaschinen-Zugaben. Ich glaube mich zu
erinnern, daß es die Berichterstattung war. Und zwar regionale Berichte. Meine
Eltern hatten den Schwerter Lokalteil abonniert, weil meine Mutter aus einem
dortigen Vorort stammte und auch dort arbeitete. Wir hatten also einen
Regionalteil, der die Gegend, in der wir wohnten, gar nicht abdeckte. Dafür
konnte meine Mutter über das Grünkohlessen der Diakonie lesen, zu dem sie aber
gar nicht hinging. Wahrscheinlich waren ihr auch die Todesanzeigen wichtiger.
Regelmäßig kam es allerdings zu Verärgerungen über die
Westfälische Rundschau und die Ruhr-Nachrichten, vielleicht war sie mal nicht
eingeworfen worden, oder irgendetwas fehlte im Regionalteil. Bestimmt war der
Grund kein politischer Kommentar. Das hat meine Eltern zwar interessiert, aber
beide Zeitungen waren da wohl auch eher das wohltemperierte Klavier. Wie auch
immer, alle paar Jahre kam es zur Zeitungs-Vendetta, und meine Eltern wechselten
von den Montagues zu den Capulets, oder wieder zurück. Ich hab die Zeitung auch
immer gerne beim Frühstück gelesen. Zuerst den politischen Teil, inklusive
Kommentar, den ich gut fand oder nicht. Dann natürlich den Sportteil. Sogar die
Wirtschaftsseite habe ich gelesen. Dort stand meistens (egal ob WR oder RN) ein
Artikel über den Streit zwischen den fusionierten Unternehmen Hoesch AG aus
Dortmund und Hoogovens aus Rotterdam. Hoesch warf den Holländern immer vor, die
Dortmunder zu benachteiligen. Ich persönlich konnte das in unseren
holländischen Ferien nicht nachvollziehen. An der Fischbude Veronica gab es
immer Riesenportionen Patat met Fritessaus. Von wegen Benachteiligung. 1982
trennte man die Firmen tatsächlich, allerdings wurde Hoesch dann 1992 von
Thyssen Krupp feindlich übernommen (ihr könnt dazu auch H22 Hochofen) mal
nachlesen. Heute gibt es statt Hoesch in Dortmund nur noch einen See. Brauereien
gibt es eigentlich auch nicht mehr. Dortmund besteht zu 90% aus Borussia.
Später ging ich dann nach München. Das erste,was mich
erstaunte, waren die Zeitungskästen, in denen die Abendzeitung AZ und
Tageszeitung TZ, aber auch BILD und Merkur, gelegt wurden. Man vertraute auf
die Ehrlichkeit des Publikums, die Verlage nicht um 80Pf. zu betrügen. Die
Süddeutsche kostete 1,50 DM, aber da mußte man das Geld erst einwerfen, bevor
sich die Klappe öffnete. Die Süddeutsche wurde damals meine Lieblingszeitung.
Auch heute lese ich sie noch recht gerne. Sie hat den besten deutschen
Sportteil. Der Wirtschaftsteil (Hoogovens!) ist bei der FAZ besser, aber dort
ist der Sportteil sogar noch schlechter als in der WELT. Man kann einfach nicht
alles im Leben gleichzeitig haben. Echt.
Übrigens, die Hauszeitung des BVB sind die
Ruhr-Nachrichten. Die Hausfarben der Ruhr-Nachrichten sind blau-weiß.
(Achja: es gibt jetzt klitzekleine Herbstferien, aber dann natürlich ein tolles Finale dieses Blogs. Leute, wir sind bei Z. Z! Z! Z!)
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