Freitag, 7. Juli 2017

W18 – Windrad, Winkel etc.




Windrad. Interessante Zusammenstellung von Lemmata heute. Das Windrad, natürlich, beruht auf der Technik von 1952. Zu der damaligen Zeit waren Windräder doch eher esoterisch seltene technische Vorrichtungen. Wo man doch Generatoren und Benzinmotoren hatte. Einem Brockhausreisenden aus dem Jahr 1952 dürfte allein durch die Windräder dieses Deutschland sehr merkwürdig vorkommen. Genau so würde er sich über lächerliche Kaffeeläden wundern und diese kleinen Kästen, in die alle reinkucken. Das hier abgebildete Windrad kennt man wohl eher aus Westernfilmen. So etwas hatten immer die Farmen und Ranchen neben dem Haupthaus.



Winkelfunktionen. Das habe ich immer gemocht, und ebenfalls als riesiges uneinholbares Wunder empfunden: die Schönheit der Winkelfunktionen. Sinus und Cosinus sind ja Zwillingsschwestern (allein weil cos α = sin (90°- α). Tangens ist sozusagen der jüngere Bruder. Und er liegt auch nicht zwischen 0 und 1, sondern wird gegen 90° unendlich groß. Auf Rechenschiebern ist der Tangens auf Skalen noch bis ca. 84° tabelliert, das ist 9,5, danach wird es abenteuerlich (Übrigens wird der Sinus ab 70° ebenfalls zickig und wird dann über eine Hilfsskala, der sogenannten pythagoräischen Skala, abgelesen).



Der Tangens ist übrigens wichtig für die Ermittlung der Höhe eines Gebäudes oder die Entfernung dazu. Wenn man mit einem Goniometer oder einem Sextant (ich beschrieb das schonmal bei S51) umgehen kann, muß man den Winkel messen. Leider ist hier das Dreieck verkehrt herum abgebildet, ihr müßt es nach rechts kippen. Dann ist der rechte Winkel am Fuß des Gebäudes. Die Gegenkathete ist die Höhe des Gebäudes, die Entfernung ist die Ankathete.



Beispiel: ihr peilt mit 20° ein Gebäude an, von dem ihr wißt, dass es 85m hoch ist.

Dann gilt: Die Gegenkathete ist die Gebäudehöhe, die Ankathete die Entfernung tan α= 85/b, also ist die Entfernung b = 85/0,365 = 233m (das ist mit einem Rechenstab übrigens in zwei Bewegungen zu erschieben). 

Solltet ihr übrigens den Winkel 45° wenigstens einigermaßen gut abschätzen können: sein Tangens ist 1 – damit seid ihr dann der Gebäudehöhe von der Spitze entfernt. Wenn die Entfernung abgeschritten werden kann, aber die Höhe unbekannt ist, funktioniert die Kiste genau andersherum.



Man kann auch Winkel mit seiner Hand abschätzen, das ist für den Sternenhimmel ganz praktisch. Eure ausgestreckte Faust umfaßt ca. 10°, und wenn ihr die Finger dann ausstreckt, sind es ca. 20°, wobei der Zeigefinger ungefähr 1° breit ist. Das gilt natürlich nur, wenn ihr weder Bauernpfoten habt noch zarte Tänzerinnenfinger. Ihr könnt es ja mal ausprobieren:



a) Die Gürtelsterne im Orion sind jeweils ungefähr 1° auseinander, also jeweils eine Zeigefingerbreite

b) Die Zeigesterne im Großen Wagen, die auf den Polarstern zeigen (also die hintere Achse) sind 5° auseinander.

c) Das Sternbild Zwillinge ist ca. 30° breit, also eine Hand plus eine Faust



Damit könnt ihr sozusagen eure Pfoten und Finger kalibrieren. Idealerweise sind eure Körper astronomie-kompatibel.



Federwischer. Ach, wie schön. Das ist wieder eines dieser Dinge, bei denen das Internet völlig nutzlos ist, weil der Gegenstand sang- und klanglos untergegangen ist. Mit einem Federwischer kann man die Schreibfeder abwischen. Ich hab als Kind mal einen Kasten Federn gefunden, mir einen Halter gekauft, Tinte, und dann herumgeschrieben bzw. geschmiert. Es schreibt sich eigentlich gut damit, und auch verblüffend lang, ca. 1 ½ Zeilen. Dann ist das Resevoir in der Feder aufgebraucht. Natürlich ist das Ganze eine höllische Sauerei. Mit einem Federwischer könnte man zwischendurch dann die Feder säubern. Selbst der Brockhaus in der Ausgabe von 1974 hat den Federwischer vergessen. Und jetzt sind wir ja alle eher Displaywischer als daß wir Federwischer benutzen.



Wolf. Erstaunlich: der letzte deutsche Wolf wurde am 27. Februar 1904 in der Lausitz erschossen. Er hatte den Spitznamen „Tiger von Sabrodt“, weil man dachte, es sei eventuell ein aus dem Zirkus entlaufener Tiger. Echt, Leute: Karl May ist noch am Leben und wohnt keine 100km in Radebeul, und ihr haltet einen Wolfsfährte für Tigerspuren. Sächsische Fährteninkompetenz.

3 Kommentare:

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  2. Ein Meisterwerk, Sie übertreffen sich zum Ende hin selbst! Das muss am Rechenschieber liegen, den Sie hier so beschwingt erwähnen können ...

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  3. Danke für die nette Antwort, Elfe!

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