Freitag, 14. Juli 2017

W19 - Wohnung





Wohnung. Ach, was für ein wunderschönes Schnittbild! Im älteren Brockhaus ist nur ein Schlafzimmer illustriert, in der Ausgabe von 1975 nur ein Wohnzimmer. Einige bemerkenswerte Einzelheiten: es gibt eine Speisekammer, das dürfte ja in den allermeisten späteren Wohnungen eingespart worden sein. Übrigens gar nicht unlogisch in der Anordnung, da der Erker links ja wahrscheinlich nach Süden gehen sollte; die Speisekammern hingegen waren alle auf der Nordseite.



Nicht ganz klar ist die Funktion des kleinen Raums, die zweite Tür rechts vom Eingang aus. Es scheint so wetwas wie ein Ankleidezimmer zu sein. Überhaupt viel Platz für Klamotten, das Kinderzimmer hat sogar einen begehbaren Kleiderschrank. Etwas störend finde ich die Schiebetür zwischen Wohnzimmer und Kinderzimmer. Zumal offenbar die Schiebetür eine Scheibe hat. Ja, würde dann das Fernsehlicht nicht das Kind stören? Nein, eben nicht – das ist nämlich ein Radioapparat, der dort steht, und kein Fernseher. 1952 sind wir noch mitten in der Weltherrschaft des Radios. Und das bedeutet auch, daß das Sofa nicht axial auf den Fernseher ausgerichtet ist, sondern einfach danebensteht (bequem nah zum Senderumstellen). Aber zurück zur verfensterten Schiebetür: mein Zimmer lag damals auf der anderen Seite des Gangs, einige Meter vom Wohnzimmer entfernt. Und ja, ich wollte verbotenerweise lesen (es waren tatsächlich Karl-May-Bücher). Zunächst hab ich heimlich meine Stehlampe angemacht. Das Problem war natürlich, daß meine Eltern das gesehen haben, etwa wenn sie auf Toilette gingen. Dann haben sie den Stecker der Lampe gezogen und sie an die Tür gestellt, die dem Bett gegenüber stand (genau das Bett von W4, übrigens). Einmal habe ich sogar probiert, sie heimlich wieder ans Bett zu holen, zentimeterweise, aber das war hoffnungslos bei dem wackligen Ding. Dann bekam ich irgendwann einmal eine Taschenlampe und konnte dann ganz klassisch, unter der Bettdecke, mich vom Pfahl der verräterischen Kiowas oder aus dem Kerker der hinterhältigen Skipetaren befreien.



So, ich habe jetzt überhaupt keine Mühe gescheut und die Wohnung mit Lego nachgebaut. Ich habe ja mir zu Weihnachten den Architekturkasten von Lego gekauft (die wirklich Spaß macht). So, und das ist der Nachbau:




 

Und hier ein Detail, die Wohnzimmerlampe:








Und schließlich der Blick vom Kinderzimmer ins Wohnzimmer:










So, das hat jetzt großen Spaß gemacht!

1 Kommentar:

  1. Ein Königreich für eine Speisekammer, begehbare Schränke finde ich eher überbewertet. Sieht schick aus in RomCom-Schinken, aber kostet doch nur Platz für die Büchersammlung. (Und ich hab zwischen dritter und sechster Klasse wirklich jeden Karl-May-Band verschlungen.)

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