Wohnung. Ach, was für ein wunderschönes Schnittbild! Im
älteren Brockhaus ist nur ein Schlafzimmer illustriert, in der Ausgabe von 1975
nur ein Wohnzimmer. Einige bemerkenswerte Einzelheiten: es gibt eine
Speisekammer, das dürfte ja in den allermeisten späteren Wohnungen eingespart
worden sein. Übrigens gar nicht unlogisch in der Anordnung, da der Erker links
ja wahrscheinlich nach Süden gehen sollte; die Speisekammern hingegen waren
alle auf der Nordseite.
Nicht ganz klar ist die Funktion des kleinen Raums, die
zweite Tür rechts vom Eingang aus. Es scheint so wetwas wie ein Ankleidezimmer
zu sein. Überhaupt viel Platz für Klamotten, das Kinderzimmer hat sogar einen
begehbaren Kleiderschrank. Etwas störend finde ich die Schiebetür zwischen
Wohnzimmer und Kinderzimmer. Zumal offenbar die Schiebetür eine Scheibe hat.
Ja, würde dann das Fernsehlicht nicht das Kind stören? Nein, eben nicht – das
ist nämlich ein Radioapparat, der dort steht, und kein Fernseher. 1952 sind wir
noch mitten in der Weltherrschaft des Radios. Und das bedeutet auch, daß das
Sofa nicht axial auf den Fernseher ausgerichtet ist, sondern einfach
danebensteht (bequem nah zum Senderumstellen). Aber zurück zur verfensterten
Schiebetür: mein Zimmer lag damals auf der anderen Seite des Gangs, einige
Meter vom Wohnzimmer entfernt. Und ja, ich wollte verbotenerweise lesen (es
waren tatsächlich Karl-May-Bücher). Zunächst hab ich heimlich meine Stehlampe
angemacht. Das Problem war natürlich, daß meine Eltern das gesehen haben, etwa
wenn sie auf Toilette gingen. Dann haben sie den Stecker der Lampe gezogen und
sie an die Tür gestellt, die dem Bett gegenüber stand (genau das Bett von W4,
übrigens). Einmal habe ich sogar probiert, sie heimlich wieder ans Bett zu
holen, zentimeterweise, aber das war hoffnungslos bei dem wackligen Ding. Dann
bekam ich irgendwann einmal eine Taschenlampe und konnte dann ganz klassisch,
unter der Bettdecke, mich vom Pfahl der verräterischen Kiowas oder aus dem
Kerker der hinterhältigen Skipetaren befreien.
So, ich habe jetzt überhaupt keine Mühe gescheut und die
Wohnung mit Lego nachgebaut. Ich habe ja mir zu Weihnachten den
Architekturkasten von Lego gekauft (die wirklich Spaß macht). So, und das ist
der Nachbau:
Und hier ein Detail, die Wohnzimmerlampe:
Und schließlich der Blick vom Kinderzimmer ins
Wohnzimmer:
So, das hat jetzt großen Spaß gemacht!
Ein Königreich für eine Speisekammer, begehbare Schränke finde ich eher überbewertet. Sieht schick aus in RomCom-Schinken, aber kostet doch nur Platz für die Büchersammlung. (Und ich hab zwischen dritter und sechster Klasse wirklich jeden Karl-May-Band verschlungen.)
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