Viadukt. Ein Viadukt ist ein Viadukt, wenn es aus
mehreren Brückenfeldern mit Pfeilern besteht. Das wußte ich noch gar nicht. Es
gibt allerlei dramatische, steile Viadukte, die schwindelerregende Schluchten
überspannen. Eines der längsten Viadukte aber haben wir hier in Berlin – die
Trasse der Berliner Hochbahn mit 8km. Und zwar ist damit die S-Bahn-Trasse
gemeint, vom Bahnhof Charlottenburg bis zum Ostbahnhof, nicht die U-Bahn in
Kreuzberg, denn das sind Stahlträger.
Voltmeter. Mein Vater war Funkamateur und hatte unglaublich
viel von diesem Zeug in Keller und seiner „Funkbude“ gelagern. Man hätte es ja
irgendwann und irgendwo wieder einbauen können. Der erfolgreiche Einbaufaktor dieser
Voltmeter, Amperemeter, Frequenzzähler und tausend anderer Dinge dürfte bei ca. 1-2% gelegen
haben. Aber er hatte schon recht: irgendwann kommt der Tag, da braucht man ein
Voltmeter.
Vervielfältigung. Mich hat die Idee der Vervielfältigung
immer fasziniert. Mehr oder weniger beruht unsere Zivilisation darauf, Kopien
herzustellen. Zunächst sind es Mönche, die in den Klöstern die Bibel und andere
Schriften abschreiben – sie erschaffen Kopien, doch diese Kopien sind
andererseits Unikate ihrer eigenen Handschrift. Der Buchdruck revolutioniert
die Vervielfältigung – und schließlich sind tausend Kopien mindestens tausend
Vervielfältigungen eines Wissens, einer Idee, einer Theorie. Anschließend macht
die Kopiertechnik erst einmal nur kleine Fortschritte.
Hier abgebildet ist offenbar ein Matrizenapparat. Mit so
einem Gerät konnten bis zu 100 Kopien gezogen werden. Die Vorlage war eine
Folie, ähnlich wie Kohlepapier, mit einem alkoholöslichem Wachs beschichtet.
Auf diese Matrize wurde mit Schreibmaschine oder Stift geschrieben. Fotos waren
natürlich nicht möglich.
Ich habe mal in alten Papieren gewühlt und euch so eine
Matrizenkopie gescannt:
Die violette Farbe war typisch, ebenso der typische
Geruch der Kopien, ein wenig wie Spiritus, wir haben dann nach Verteilung der
Klassenarbeit daran gerochen, um uns auf den Trip zu schicken. Ihr seht hier
eine Erziehungswissenschaft-Arbeit aus dem Oktober 1981. „Schläge haben noch
nie jemandem geschadet“ wird zur Diskussion gestellt. Ich argumentierte in meiner Klausur, der
Spruch sei ein zentraler Bestandteil verantwortungsvoller Erziehung
(Teilaufgabe a), diese Erziehungsmethode würde keine Probleme verursachen,
sondern lösen (Teilaufgabe b), und warum alternative Erziehungsmethoden, wenn
man alles mit einer ordentlichen Tracht Prügel lösen könne (Teilaufgabe c). Das
Herummalen kam übrigens erst zur Nachbesprechung aufs Blatt, sonst steht da nur
mein Name und „Autorität“, ich wußte immer schon sofort, worauf es ankommt. Ich
habe übrigens eine Zwei dafür bekommen. Toll an EW, daß fast nur Mädchen im
Kurs saßen, und alle haben gestrickt.
Die Illustration im Brockhaus zeigt Durchschreibeblätter. Ganz
am Anfang meines Berufslebens, beim Jobben als Student, habe ich das noch
mitbekommen. Rechnungen wurden per Schreibmachine auf Durchschreibesätze
geschrieben. Eine Kopie für den Vorgang, eine Kopie für die Buchhaltung. Ja,
alles analog. Das waren „Originale“, und das Eintippen in ein
Buchhaltungssystem war sozusagen die Kopie. Das kommt einem alles höchst
seltsam vor in Zeiten von SAP, in denen das Papier eine lästige Kopie eines
digitalen Originals ist. In größeren Unternehmen bekommt heute auch kein Mitarbeiter
mehr eine Rechnung zu sehen – sie werden zentral gescannt und dann in den
Workflow (dem Kreislauf des Lebens) geschickt.
Der Text ist übrigens noch deutlich länger. Er wird im neuen Blog stehen. Den gibt es ab Spätsommer oder
Frühherbst. Ja, liebe Leute, wir sind mittlerweile bei V angekommen, und bald
sind unsere schönen Zeiten hier vorbei. Ich habe vor Ostern alle restlichen
Illustrationen gescannt. Seid nicht traurig, denn es wird noch sehr schöne
Sachen geben, wirklich, ich war gestern ganz begeistert, wie wunderbar „W“
werden wird!
Und dann geht es anderswo weiter, mit einer anderen Idee.
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