Freitag, 5. Mai 2017

V06 – Vervielfältigung, Viadukt etc.


Viadukt. Ein Viadukt ist ein Viadukt, wenn es aus mehreren Brückenfeldern mit Pfeilern besteht. Das wußte ich noch gar nicht. Es gibt allerlei dramatische, steile Viadukte, die schwindelerregende Schluchten überspannen. Eines der längsten Viadukte aber haben wir hier in Berlin – die Trasse der Berliner Hochbahn mit 8km. Und zwar ist damit die S-Bahn-Trasse gemeint, vom Bahnhof Charlottenburg bis zum Ostbahnhof, nicht die U-Bahn in Kreuzberg, denn das sind Stahlträger.



Voltmeter. Mein Vater war Funkamateur und hatte unglaublich viel von diesem Zeug in Keller und seiner „Funkbude“ gelagern. Man hätte es ja irgendwann und irgendwo wieder einbauen können. Der erfolgreiche Einbaufaktor dieser Voltmeter, Amperemeter, Frequenzzähler und tausend anderer Dinge dürfte bei ca. 1-2% gelegen haben. Aber er hatte schon recht: irgendwann kommt der Tag, da braucht man ein Voltmeter.



Vervielfältigung. Mich hat die Idee der Vervielfältigung immer fasziniert. Mehr oder weniger beruht unsere Zivilisation darauf, Kopien herzustellen. Zunächst sind es Mönche, die in den Klöstern die Bibel und andere Schriften abschreiben – sie erschaffen Kopien, doch diese Kopien sind andererseits Unikate ihrer eigenen Handschrift. Der Buchdruck revolutioniert die Vervielfältigung – und schließlich sind tausend Kopien mindestens tausend Vervielfältigungen eines Wissens, einer Idee, einer Theorie. Anschließend macht die Kopiertechnik erst einmal nur kleine Fortschritte. 

Hier abgebildet ist offenbar ein Matrizenapparat. Mit so einem Gerät konnten bis zu 100 Kopien gezogen werden. Die Vorlage war eine Folie, ähnlich wie Kohlepapier, mit einem alkoholöslichem Wachs beschichtet. Auf diese Matrize wurde mit Schreibmaschine oder Stift geschrieben. Fotos waren natürlich nicht möglich.



Ich habe mal in alten Papieren gewühlt und euch so eine Matrizenkopie gescannt:





Die violette Farbe war typisch, ebenso der typische Geruch der Kopien, ein wenig wie Spiritus, wir haben dann nach Verteilung der Klassenarbeit daran gerochen, um uns auf den Trip zu schicken. Ihr seht hier eine Erziehungswissenschaft-Arbeit aus dem Oktober 1981. „Schläge haben noch nie jemandem geschadet“ wird zur Diskussion gestellt. Ich argumentierte in meiner Klausur, der Spruch sei ein zentraler Bestandteil verantwortungsvoller Erziehung (Teilaufgabe a), diese Erziehungsmethode würde keine Probleme verursachen, sondern lösen (Teilaufgabe b), und warum alternative Erziehungsmethoden, wenn man alles mit einer ordentlichen Tracht Prügel lösen könne (Teilaufgabe c). Das Herummalen kam übrigens erst zur Nachbesprechung aufs Blatt, sonst steht da nur mein Name und „Autorität“, ich wußte immer schon sofort, worauf es ankommt. Ich habe übrigens eine Zwei dafür bekommen. Toll an EW, daß fast nur Mädchen im Kurs saßen, und alle haben gestrickt.



Die Illustration im Brockhaus zeigt Durchschreibeblätter. Ganz am Anfang meines Berufslebens, beim Jobben als Student, habe ich das noch mitbekommen. Rechnungen wurden per Schreibmachine auf Durchschreibesätze geschrieben. Eine Kopie für den Vorgang, eine Kopie für die Buchhaltung. Ja, alles analog. Das waren „Originale“, und das Eintippen in ein Buchhaltungssystem war sozusagen die Kopie. Das kommt einem alles höchst seltsam vor in Zeiten von SAP, in denen das Papier eine lästige Kopie eines digitalen Originals ist. In größeren Unternehmen bekommt heute auch kein Mitarbeiter mehr eine Rechnung zu sehen – sie werden zentral gescannt und dann in den Workflow (dem Kreislauf des Lebens) geschickt.



Der Text ist übrigens noch deutlich längerEr wird im neuen Blog stehen. Den gibt es ab Spätsommer oder Frühherbst. Ja, liebe Leute, wir sind mittlerweile bei V angekommen, und bald sind unsere schönen Zeiten hier vorbei. Ich habe vor Ostern alle restlichen Illustrationen gescannt. Seid nicht traurig, denn es wird noch sehr schöne Sachen geben, wirklich, ich war gestern ganz begeistert, wie wunderbar „W“ werden wird!  

Und dann geht es anderswo weiter, mit einer anderen Idee.

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