Spielplatz. Als ich das Bild sah, mußte ich stutzen: das
ist aber nun ein völlig anderer Spielplatz als ich ihn kenne. Ich bin vor allem
mit zwei Spielplätzen sozialisiert worden: der Spielplatz in der Nebenstraße,
mit Turm, Rutsche, Wippe, Sprossen und niedrigen Reckstangen und der Spielplatz
an der Grundschule, eigentlich ein ähnliches Set, nur war der Turm irgendwie
uneleganter als der auf dem Nebenstraßenspielplatz. Achja, und da fällt mir
noch der Abenteuerspielplatz auf dem „Wildwald Vosswinkel“ ein. Als ich klein
war, sind wir dorthin öfter mal hingefahren, in die Nähe von Arnsberg. Dort gab
es allerlei Hirsche, Wildschweine etc. zu sehen, die dösig in der Gegend
herumschauten und mich nicht sonderlich interessierten, aber auch einen Abenteuerspielplatz
mit einer Hängeseilbahn. Das war super! Ich habe mich jetzt im Internet
informiert und stelle fest: es gibt nicht nur noch den Wildwald Vosswinkel,
sondern dort gibt es noch immer den Abenteuerspielplatz, und auf diesem
Abenteuerspielplatz gibt es tatsächlich noch die Seilbahn. Dem Foto nach zu
urteilen ist es dasselbe Gerät wie vor 40 Jahren. Das ist wirklich rührend. Manchmal
verändern sich die Dinge eben nicht, und bleiben einfach so. An ihnen sieht man
dann auch leichter, wie sich der Rest verändert hat. – Ich habe mal in der
Ausgabe von 1974 nachgeschaut: es gibt eine andere Illustration mit einigen
Änderungen. Die merkwürdige Drehscheibe ist weg. Aber es sind nach wie vor Kletterseile,
Ringe und Gitterschaukeln da, alles Angelegenheiten, die ich von Spielplätzen
nicht kenne. Das wäre auch alles viel zu gefährlich. Es gibt mittlerweile 14
DIN-Normen, die bei einem Spielplatz eingehalten werden müssen. Ich lese mit
Erstaunen nach, daß es schon seit 2001 keine Kinderanoraks mit Kordeln mehr
gibt, da sich Kinder mit diesen Kordeln auf solchen Spielplätzen stranguliert
haben. Ok, verständlich. Allerdings gibt es dann auch nicht mehr die Unart, auf
den Kordelenden herumzukauen (man hatte dann die Knoten und das ausgefranste
Ende im Mund) und die mit Spucke einzusauen. Im Winter sind sie dann sogar
gefroren und man hatte beim wiederholten Nachkauen sozusagen selbstgemachtes
Speiseeis. Igitt. Sehr merkwürdig finde ich auch das Planschbecken. Unsere
Eltern hatten ja klare Vorstellungen, ob jetzt naß oder trocken gespielt wird. Spielplatz
war Trockenspielen. Ich meine, es ist doch klar, was passiert, wenn es auf
einem Spielplatz ein Planschbecken gibt – da fliegt ja nach einer Viertelstunde
der erste rein, ob Juli oder November, und dann sind nicht nur die Anorakkordelenden
naß. – Diese Drehscheibe da oben fasziniert mich jetzt doch. So ganz klar ist
mir nicht, wie das Ding funktioniert. Normalerweise haben diese Teile ja eine
feste Achse im Mittelpunkt. Ich vermute, man hält sich an den äußeren Seilen
fest und gibt sich Anschwung mit einem Bein auf dem festen Boden. Fürchterliche
Angelegenheit, mir würde sofort übel werden. Fast übersehen hatte ich den Schwebebaum
rechts oben. Das gab es auch auf dem Grundschulspielplatz. Wenn keiner zusah,
bin ich auch darüber balanciert. Aber nicht, wenn Pause war und alle zuguckten.
Schwebebalken war nämlich für Mädchen, und es wäre echt zu schwul, als Junge
darauf zu laufen, obwohl wir damals noch nicht einmal wußten, was schwul ist. –
Sandkasten hab ich immer gerne gespielt. Fast immer habe ich eine Burg gebaut,
mit einem Hauptgebäude, einer Mauer und einem Tor. War der Sand naß genug, ging
auch noch ein Turm. – Ja, so war das damals auf den Spielplätzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Manchmal hat es Probleme mit der Kommentarfunktion gegeben. Bitte dann eine Mail an joachimgoeb@gmail.com Danke