Spanner. Ein Schuhspanner, so dachte ich als
Jugendlicher, sei nun wirklich das Spießigste des Universums. Schuhspanner! Der
Bausparvertrag unter den Gegenständen! Die braucht man auch nicht für hohe weiße
adidas Allround (übrigens: GRAUENHAFT! Ich hatte mindestens 3 Paar , fast glatte 10 Jahre lang hintereinander). Dann aber wird man
erwachsen, hat Firmenlederhalbschuhe (Firmen-Lederhalbschuhe, nicht
Firmenleder-Halbschuhe) und muß feststellen, daß sie einfach doppelt so lange
halten, wenn man sie mit Schuhspannern abends zur Ruhe schickt. Ich habe
allerdings nur zwei Paar. Ich finde, das geht noch, wenn man ansonsten Rock and
Roll drauf ist. Zwei Paar, mehr nicht.
Spargel. Meine Mutter mochte keinen Spargel, und so kam
ich erst recht spät zum Genuß echten Spargesl. Abgesehen davon war frischer
Spargel ohnehin nicht so verbreitet in den Siebzigern. Da gab es Dosenspargel,
in schwarzen Dosen, die immer aus Formosa kamen. Ich wußte schon als Kind,
Formosa ist Taiwan, und war darauf nicht wenig stolz. So richtig Freunde sind
Spargel und ich auch nie geworden. Was überhaupt nicht geht, ist Spargel nach
dem Johannistag essen – das ist der 24. Juni. Dann nur noch Dosenspargel aus
Formosa, bitte.
Sparbüchse. Ja, ich hatte auch öfter Sparbüchsen von der
Stadtsparkasse. Eigentlich so alle halbe Jahre. Mir war auch klar, daß ich mit
Pfennigen und Groschen nicht besonders weit käme. Ich habe dann sogar mal ein
Zweimarkstück oder ein Fünfmarkstück investiert. Das ging dann so bis ungefähr
zehn oder zwölf Mark, dann war aber der Drang nach Disneys Taschenbüchern oder
Süßigkeiten größer als mein unbändigre Sparwillen. Eigentlich war es ja sogar
so gedacht, mit der Sparbüchse zur Sparkasse zu gehen, um damit dann sein Konto
aufzufüllen, für den Führerschein oder eine Stereoanlage. Ältere Geschwister
hatten dann Dreiliter-Asbachflaschen. Da paßte dann deutlich mehr Kohle rein
als ins Sparkassenschwein. Die sind dann davon in den Campingurlaub gefahren. Also
vorher die Flasche mit einem Hammer zerschlagen und dann das Geld in einen
Sack, und dann erst zur Sparkasse, die ja so einen tollen Münzzählapparat
hatten. - Ich habe mich einmal auf der Seite der Sparkasse umgetan: für das
Sparschwein gibt es mittlerweile eine App. Immer wenn einem der unbändige Sparwunsch
befällt, kann man dann ein paar Euro auf ein Tagesgeldkonto schnippen. Riesennachteil:
die Kohle ist sofort bei der Sparkasse und man kann das Schwein nicht
schlachten, bevor sie voll sind. Ich glaube, die Konzepte muß man einmal
verbinden: eine Asbach-Uralt-Spar-App. Per Paypal kann man dann 50 Cent oder
auch mal einen Euro oder zwei in die Asbach-App reinwerfen (schönes
Asbach-Uralt-Flaschen-Münz-Geräusch). Man kann auch an der Flasche herumwackeln
(auch schönes Geräusch). Natürlich verrät die App nicht, wie viel in der Pulle
drin ist. Und dann muß es aber auch die Ich-nehm-jetzt-den-Hammer-Option auch
geben – den Hammer muß man allerdings erst runterladen (In-App-Kauf: 4,99 €). Tolle
Idee. – Da fallen mir auch noch die Sparschränke in Gaststätten ein. Die hingen
früher an einer Säule Richtung Klo, und hatten winzige Fächer, in die man dann
Geld reinwerfen konnte, - und mußte, sonst war Strafgeld an den Sparclub
fällig. Angeblich hängen noch mehrere hunderttausend von den Dingern in Kneipen
herum, ich kann mir das kaum vorstellen. Zumal die Sparclubs auch einen
erheblichen Teil des Geldes dann in der „Auszahlungsfeier“ verballern. Aber
auch für Sparschränke könnte man eigentlich eine App…
Sperling. Vor ein paar Jahren haben wir einmal unser Herz
für Spatzen entdeckt und einen Futterkasten gekauft, den wir auf einen kleinen
Balkontisch stellten. Im Kasten war dann Futter, das genau so aussah wie die
Sachen, die auf den 80cent-Brötchen beim Biobäcker drauf sind. Einige Tage
passierte erst mal gar nichts. Dann aber entdeckte eine Spatzengang unser
Futterhaus, und anschließend lief das immer so: ungefähr einmal pro Stunde kam
die Spatzengang (ca. 20 Tiere) angeflogen, machte ein riesiges Theater und
futterte Kürbiskerne und anderes Vollwertiges. Ich malte ein Schild „SPATZENKLAUSE“
und hängte es an das Häuschen. Übrigens futterten sie natürlich nie das
Häuschen leer. Es scheint eine Spatzen-Überlebensstrategie zu sein, immer nur
ein paar Minuten abzuhängen, bevor sie weiterziehen. Einmal hatten wir dann
eine Plastikkrähe gekauft und sie neben die Spatzenklause gestellt. Zufällig
war ich Zeuge, als dann unsere Spatzengang vorbei kam. Und es war wirklich lustig:
erst saßen sie auf dem Balkongeländer und palaverten, was das denn wohl für ein
Ding sei. Aber keiner traute sich vor. Dann schließlich schickten sie einen
vor. Der flatterte erstmal auf den Tisch vor der Klause und guckte. Nichts
geschah. Dann trippelte er schnell vor, schnappte sich einen Kürbiskern und
flatterte wieder auf das Geländer zurück. Gut, dann war wieder alles klar: die
ganze Bagage folgte dem kleinen Spatzenhelden und Krähenbezwinger, und futterte ungeniert weiter. Auf
die Krähe haben sie draufgekackt. Und das war eigentlich auch das Problem mit
der Spatzenklause: Spatzen kacken überall hin. Ich hatte sogar ein Schild
gemalt mit einem durchgestrichenen Haufen, aber das kapieren Spatzen wohl
nicht. Und so mußte die Spatzenklause schließen. Die Krähe kam in den Keller.
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