Schlitten. Ich komme
soeben vom Badesee wieder, das paßt dieses Lemma natürlich hervorragend.
Immerhin sind am See überall Schilder angebracht: DIE EISFLÄCHE NICHT BETRETEN,
obwohl es nicht einmal in diesem Winter eine Eisfläche gegeben hat. Man sollte
mal eine Sammlung anlegen „Vergebliche Schilder“, damit die armen Schilder
wenigstens ein bißchen Bestätigung bekommen (meine Güte. Ich habe Mitleid mit
Schildern. Ich sollte mir Sorgen machen). - Wir hatten damals in Dortmund einen
Schlitten, der eigentlich genau so aussah wie der in der Abbildung, allerdings
das etwas kürzere Modell mit zwei Streben. Ich bin sehr sicher, daß „Davos“
draufgestanden ist. – Ich habe mich jetzt einmal schlau gemacht: der Davoser
Schlitten ist eine Herkunftsmarke wie Schwarzwälder Kirschtorte. Es gibt halt
viele verschiedene Hersteller, die dann „Davos“ auf ihre Schlitten brennen. Der
hier abgebildetet Schlitten scheint aber auch eher der etwas kompaktere Aroser
Schlitten zu sein. Unsere Gegend war recht bergig und deshalb hatten wir ganz
gute Möglichkeiten zum Rodeln. Am coolsten war natürlich immer die
Schlittenkette, wobei es dem hinten angebundenen Schlitten krass übel ergehen
kann, wenn er ins Trudeln kommt. Da hat man keine Chance, sich darauf zu
halten, da geht es in den Schnee. Wofür ich auch zu ängstlich war, ist das
skeletonartige Schlittenfahren auf dem Bauch. Ich hatte einfach Angst, auf die
Nase zu fliegen. Legendär sind die Skeletonrennen in St. Moritz, insbesondere
der Cresta Run. Englische Gentlemen dominieren hier noch heute, es wird
englisch auf der Strecke gesprochen, und wenn man so schnell ist, daß man in
der berüchtigsten Kurve herausfliegt, dann wird man Mitglied im „Shuttlecock
Club“ -und bekommt dafür eine Krawatte. Die Spitzengeschwindigkeiten betragen
140 km/h. Auf dem Bauch, ein paar Zentimeter vom Eis entfernt.
Schlittschuh. Ich habe
das nie kapiert, ich kapiere es nicht und werde es nie kapieren: wie die
Sprünge beim Eiskunstlauf sind. Es gibt Salchow, Toeloop, Rittberger, Flip,
Lutz und Axel. Der einzige Sprung, der vorwärts abgesprungen wird, ist der
Axel. Beim Rittberger sind beide Füße auf dem Eis. Die anderen Sprünge sehen
komplett gleich aus. Der einzige Unterschied zwischen Flip und Lutz besteht
darin, daß der Flip von der Einwärtskante des Schlittschuhs, der Lutz von der
Auswärtskante gesprungen wird. Leute! Wer kann das denn sehen! Ich gucke das
eigentlich nie, außer bei Olympia, weil dort die Finals die dramaturgische
Fallhöhe einer Wagneroper haben. Was für Dramen! Und was für Zicken (weiblich
UND männlich)! Und dann trainieren sie vier Jahre lang, setzen zu einem dieser
Sprünge an und – fliegen auf den Hintern und alles ist in einer Zehntelsekunde
vorbei. Oder noch ärger: googelt besser nicht Olga Prokuronova und Karel Stefl
bei den Europameisterschaften 2006. Aua, aua, aua. Die arme Olga Prokuronova
(sie blieb erstaunlicherweise unverletzt) macht ja alles richtig bei der Figur.
Sie hat übrigens nachher die Partnerschaft mit Stefl aufgelöst. Äh, klar.
Und natürlich auch die
Erinnerung an einen Freund, den wir an einem Sonntag im Winter an den
Plötzensee gefahren haben. Es fing an zu schneien, und Steffi hatte
Heidelbeertee mitgebracht. Eine Gruppe Kinder spielte Eishockey. Unser Freund war lange nicht mehr eisgelaufen. Und
er wollte unbedingt einen Toeloop springen. Und ich sage euch: er hat es auch
geschafft.
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