Freitag, 20. Mai 2016

S08 - Saxophon, Satz




Schriftsatz. „Kolumnenschnur“, da wurde ich aber neugierig, was das sein mag. Es ist ganz simpel – eine Hanfschnur, die den fertig gesetzten Schriftsatz zusammenhält, damit die Bleibuchstaben nicht auseinanderfallen. Kann auch heute noch problemlos kaufen. 200 Meter kosten 28 Euro. Findet ihr diese im Bleisatz gesetzten Bücher nicht auch schön? Gerade bei Sachbüchern, mit Illustrationen und gesperrten Wörtern, mit Versalien und Kapitälchen, sind das Kunstwerke. 


Gewichtssatz. Seit 1889 gibt es ein Urkilogramm. Es ist ein kleiner Zylinder aus Platin und Iridium, der in einem Tresor des Internationalen Büros für Maß und Gewicht aufbewahrt wird. Ich weiß gar nicht, wie die das machen: wenn man das Ding anfaßt, dann hat es doch durch unsere Schweißpfoten ein paar Mikrogramm mehr. Wenn man den Schweiß abwischt, dann gleich ein Platinatome mit. Übrigens hat jedes Land, das der Meterkonvention beigetreten ist, mindestens einen Kilogrammprototypen zur Verfügung. Deutschland hat sogar mehrere, und zwar Nr. 52 und Nr. 70, den alten Nr. 55 aus der DDR und sogar die uralte Nr. 22, die 1944 beschädigt wurde, aber tatsächlich noch benutzt wird. Überhaupt ist auch das Urkilogramm mittlerweile 50mg leichter geworden. Ja, wenn ihr euch dann doch nicht so sehr anstellt, kann ich euch auch einen Prototypen verkaufen (ich würde dann einen Kilo Zucker aus dem Penny nehmen).
 

Satz Schüsseln. In meiner Küche herrschte bis vor kurzem eine erschreckende Diversität. Es war buchstäblich NICHTS doppelt oder gar dreifach vorhanden. Bei Tassen und Wassergläsern ist es noch immer so, das sind alles Einzelstücke. Immerhin habe ich jetzt bei Desserttellern und Suppenschüsseln einen 6er-Satz gekauft .Wir sind doch hier nicht in einer WG-Küche!

Saxophon. Es gibt vier wichtige Saxophonarten, in steigender Tonhöhe: Bariton, Tenor, Alt und Sopran. Wobei das wichtigste Saxophon eindeutig das Tenorsaxophon ist. So einfach ist es auch nicht, Alt und Tenor überhaupt auseinanderzuhalten, insbesondere wenn das Tenor überblasen wird. Ein warmer Tenorklang von Dexter Gordon, das ist unverkennbar, aber schon bei John Coltrane wird es, finde ich, knifflig. Aber der Reihe nach. Musikinstrumente werden ja eigentlich nicht erfunden, sondern sind eigentlich schon immer da. Nicht so beim Saxophon, das der Belgier Adolphe Sax 1842  einfach mal so erfunden hat. So schlecht sieht die belgische Erfinderbilanz gar nicht aus: Pommes, Schlümpfe und das Saxophon. Die klassische Musik konnte nichts so rechtes mit dem Saxophon anfangen. Es gibt allerdings einen verbürgten Einsatz, und zwar bei der skandalösen Premiere des Tannhäuser 1861 in Paris: da man Wagner den Einsatz von 12 Waldhornisten nicht erfüllen konnte, wurde mit Saxophonen aufgefüllt. Krass. Tannhäuser-Swing. Übrigens hatte auch der Jazz zu Beginn seine Schwierigkeiten mit dem Saxophone. Zunächst galt es eher als Spaßinstrument, dann wurde es in den Ensemblesatz der Swingorchester aufgenommen. Dort würde es eine Rolle wie etwa die Posaune spielen, wenn nicht einige Solisten das Instrument für sich entdeckt hätten, allen voran Charlie Parker (Altsaxophon), eigentlich der Vater des modernen Saxophon-Jazz. Für 20 Jahre war es dann zusammen mit der Trompete das Leitinstrument der populären Musik, bis dann die Beatles kamen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Manchmal hat es Probleme mit der Kommentarfunktion gegeben. Bitte dann eine Mail an joachimgoeb@gmail.com Danke