Sänfte. Ich fand Sänften
immer schon eine blöde Idee, denn es ist doch klar, daß man viel effektiver
Lasten befördert, wenn man Räder unten drunter hat. Allerdings waren die
Straßen und Gassen früher in so argen Zustand, daß man sich damals mit Sänften ruckelfreier
bewegen konnte. Und das Personal, das kostete damals ja nix. Tatsächlich haben
sich Sänften z.B. in Wien bis 1888 halten können, bis sie dann durch die
brandneue Innovation des Fiakers (das Nokia der Transporttechnologie) verdrängt
wurden. 1888, das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht.
Sarg. „Gönnen Sie sich
Holz schon zu Lebzeiten!“ las ich kürzlich auf einem Lastwagen, der
Fußbodenbeläge transportierte. Leute, nicht mit negativen Komplexen werben!
Richtig: „Fruchti Fruchtsaft – frisch wie die erste Liebe!“ Falsch: „Fruchti
Fruchtsaft – viel besser als entzündlicher Brechdurchfall!“- Der schöne Name
Taphephobie bezeichnet die Angst, lebendig begraben zu werden. Hans Christian
Andersen beispielsweise verwahrte immer einen Zettel auf seinem Nachttisch:
„Ich bin nur scheintot“. Allerdings auch irgendwie ein bißchen unlogisch, Herr
Andersen, ein bißchen so paradox wie der lügende Kreter. Aber mal Spaß
beiseite. Wenn man das sich so vorstellt: man wacht auf, es ist kalt,
vollkommen dunkel und still, und wenn man die Hand ausstreckt, stößt man an
einen Holzboden – ich finde, das kann einem den Tag schon ziemlich versauen.
Wirklich eine schreckliche Vorstellung. Ich denke, ich hab auch so eine kleine
taphephobische Neigung.
Sarkophag. Ich bin mir
ziemlich sicher, daß ihr noch nie vom „Allrussischen Institut für Heil- und
Aromapflanzen“ gehört habt. Dieses Institut mit dem recht irreführenden Titel
ist für die Erhaltung von Lenins Leiche in dem gläsernen Sarkophag zuständig.
Alle zwei Wochen kontrollieren zwölf Wissenschaftler den Zustand der Leiche.
Alle zwei Jahre wird das Mausoleum für einige Monate geschlossen, damit Lenin
wieder in Schuß gebracht werden kann. Dabei bekommt er auch einen neuen Anzug.
Damit hätte er bald 50 Anzüge aufgetragen. Und damit möchte ich der ewigen
Frage, wo Buddy Hollys Brille jetzt ist, eine weitere Frage hinzufügen: wer
trägt heute Lenins alte Anzüge?
Sanitäter. Das ist
allerdings eine arg militärische Illustration eines Sanitäters. Der hat ja
sogar einen Hund dabei. Solche Rettungshunde stehen immer vor Weihnachten auf
der Wilmersdorfer Straße und sammeln Spenden. Aber ziemlich eingebildet sind
sie. Rettungshunde sind übrigens hochspezialisiert. Die Rettungshundprüfung ist
aufgeteilt in Fläche, Trümmer, Lawine, Wasser und Menschenverfolgen. Ein Flächenhund
hat also keine Ahnung von Lawinen. Ein Wasserhund ist bei Trümmern total
inkompetent. Dann gibt es noch eine besondere Zusatzqualifikation:
Leichenspürhunde. Das allerdings ist kein Bestandteil einer
Rettungshundprüfung, weil Rettung ist ja nicht mehr zu erwarten. Aber diese
Leichenhunde, die riechen den toten Lenin in Moskau schon hier von Westberlin.
Beim allrussisxchen Institut für Heilpflanzen hab ich gedacht, Ätsch, ich kenn es doch - aber zu früh gefreut, das war wohl doch nicht das legendäre Archiv, dass noch Alb Leisa Linsen Saatgut auf Halde hatte. Das heißt anders, nämlich Wawilow, also weniger glamurös.
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