Robben. Endlich habe
ich das mal ausführlich nachgeschaut. Es war mir vorher im Kopf ein riesiges
Durcheinander aus Robben, Robben-Babies See-Elefant, See-Löwe, See-Hund und
See-Katze. Bis vor kurzer Zeit nahm man an, die Robben seien polyphylektisch:
also wir würden sie nur alle als Robben ansehen, weil sie alle wie Robben
aussehen. In Wirklichkeit seien bei einem Teil Otter die Vorfahren, bei anderen
wären es Bären. Mittlerweile ist man darauf gekommen, dass Robben „Hundeartige“
sind. Darauf hätte man echt früher kommen können, finde ich. Ich meine – guckt
sie euch doch mal an. Es sind Hunde, nur eben ohne Füße. Und ohne Schwanz zum
Wedeln, warum sollte man auch unter Wasser wedeln? In freier Wildbahn habe ich
einen Seehund vor einem halben Jahr noch gesehen. Er war ganz nah an den Strand
geschwommen, um sich mal die Menschenartigen anzugucken.
Sprachrohr. Man kennt
sogar ihren Erfinder: es war der Engländer Samuel Morland im Jahr 1670. Die
ideale Form eines Sprachrohrs ist allerdings eine Hyperbel, worauf der Franzose
Cassegrain als erster kam. Das erste einsatzfähige elektrische Megaphon gab es
übrigens erst 1954, also zwei Jahre nach dem Brockhaus-Blog. Das Megaphon war
übrigens entscheidend für die Effizienz beim Drehen von Spielfilmen: der
Regisseur Cecil deMille verwendete es schon 1956 für Die Zehn Gebote.
Röhre. Bis zur
Erfindung des Transistors war eine Röhre das einzige aktive Bauelement. Also
ein Bauelement, das nicht stumpf auf die Platine gelötet war, sondern auf
unterschiedlichen Input unterschiedlich reagierte. Mein Vater war ja
Funkamateur und sammelte in den Jahrzehnten hunderte solcher Röhren. Später hat
er sich sogar auf Flohmärkten verkauft. Hier steht sogar ein Röhrenhandbuch
herum. Ich kopiere mal eine Anzeige daraus.
Telefunken war ganz
fett bei den Röhren im Geschäft. Überhaupt so ein wunderbares Unternehmen. Es
wurde 1903 in Berlin auf Initiative von Kaiser Wilhelm von den Streithähnen AEG
und Siemens gegründet. Telefunken hat das Radar miterfunden, den Farbfernseher
und übrigens auch den Blitzer. 1967 kassierte sich dann die AEG die komplette
Firma ein, ging aber dann selbst 1982 Pleite. Diverse Tochterfirmen schleppten sich
durch die Jahrzehnte. Einige Namensrechte sind bis heute vergeben, aber haben
nichts mehr mit Telefunken zu tun. Die letzte Telefunken-Telefunken-Firma war
eine Halbleiterfirma und hauchte sich tatsächlich erst im Februar 2015 aus. Ich
habe nicht herausfinden können, wann mit den Röhren Schluß war, aber vermutlich
wurde das Geschäft Mitte der Achtziger verkauft. Sie liegen auf dem
Firmenfriedhof wahrscheinlich neben Aristo und Nestler Rechenschieber.
Rohr. Lichtenberg schrieb, alles Wichtige dieser Welt geschehe durch Röhren - zum Beispiel Zeugungsglied, Schreibfeder und Schießgewehr. Die Tastatur paßt da allerdings nicht mehr hinein.
Rohr. Lichtenberg schrieb, alles Wichtige dieser Welt geschehe durch Röhren - zum Beispiel Zeugungsglied, Schreibfeder und Schießgewehr. Die Tastatur paßt da allerdings nicht mehr hinein.
Rohrkolben. In den
Siebzigern war ein heißer Scheiß, solche Rohrkolben in einen überdimensionale
Vase zu stecken. Das sah blöd aus, war aber damals schick. Arg war nur, wenn
man das Teil zum Platzen brachte. Es ist unglaublich, wie viel von dem Zeug in
so einem kleinen Teil steckt, wie schnell es sich im Wohnzimmer verteilt und
wie fies es aus dem Teppich gepopelt werden muß. Ich glaube, das war auch einer
der Gründe, warum die steile Wohnzimmerkarriere des Rohrkolbens ziemlich
schnell beendet war.
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