Relais. Das
Stockwerkrelais führt zu verwirrenden Google-Funden: keineswegs handelt es sich
um ein Bauteil aus der Aufzugstechnik, sondern um ein sog. Schütz-Relais für
Starkstrom. Das dargestellte Kipprelais hat nicht zufällig Beschriftungen wie
„Ortskreis“ und „Fernleitung“. Das gehört alles zur elektromechanischen
Vermittlung, die der manuellen Vermittlung mit den Frolleins vom Amt
nachfolgte. Hier war es dann das Relais vom Amt, das die Verbindung herstellte,
wobei dann jeder Teilnehmer ein eigenes Relais im Schaltschrank hatte. Sie
knistern so schön, diese elektromechanischen Relais.
Reliquiar. Reliquiare
sind sozusagen Relais ins Himmelreich. Die Schaltung erfolgt durch Knochen und
Krempel, der einmal Heiligen gehörte. Es gibt übrigens drei Klassen von
Reliquien: Reliquien erster Klasse sind alle Körperteile von Heiligen, und wenn
sie verbrannt wurden, auch die Asche. Reliquien zweiter Klasse sind
Gegenstände, die Heilige angefaßt haben. Reliquien dritter Klasse sind wiederum
Gegenstände, die Reliquien zweiter Klasse berührt haben. Ich glaube, ich
erfinde mal Reliquien vierter Klasse (das sind Gegenstände, die durch ihr Versteigertwerden
bei Ebay sich heiligen). Außerhalb dieser Klassifizierung gibt es die sog.
biblischen Reliquien, das sind v.a. Gegenstände, die mit Jesus in Verbindung
gebracht werden, wie Kreuzsplitter, die heilige Lanze, Dornen aus der
Dornenkrone und auch Jesus Sandalen. Ja, die gibt es tatsächlich. Sie sind im
Kloster Prüm zu besichtigen. Aber eigentlich sind es nicht Sandalen, sondern
Pantoffeln aus der Merowingerzeit, in die man Partikel der Jesussandalen
eingenäht hat. Ich könnte auch Laufschuhe auf Ebay versteigern, in die ich
Partikel eines Laufschuhs von Usain Bolt einnähe. Mittlerweile gibt es übrigens
schon drei Blutreliquien von Expapst Johannes Paul II. (Tendenz steigend).
Immerhin nicht seine Vorhaut: die Heilige Vorhaut soll angeblich der einzige
Teil Jesu sein, der nicht in den Himmel aufgestiegen ist, wenn nicht noch ein
Nasenpopel entdeckt wird. Sie taucht im Jahr 800 zum ersten Mal auf (vorher war
sie in der Kühltruhe), als Karl der Große sie Papst Leo III. schenkte. Sie
ruhte mehr als 700 Jahre im Vatikan, bis ein Soldat sie 1527 klaute. Der Soldat
wurde in einem Ort im italienischen Calcata festgenommen, aber konnte die Vorhaut in der
Zelle verstecken. Als man die Zelle dreißig Jahre später wieder einmal putzte,
fand man die Vorhaut wieder und behielt sie dann gleich in der Kirche Santissimo Nome di Gesù in Calcata. Dort
wurde sie auch bis 1983 regelmäßig bei Prozessionen vorgezeigt. Danach nicht
mehr, denn sie ist wieder verschwunden. Futsch. Und reiht sich damit in die
vielen verklüngelten Gegenstände ein, die wir hier im Brockhaus-Blog schon
bedauerten (irische Kronjuwelen, heilige Lanze, österreichische Kaiserkrone,
Blutfahne etc. etc.) Mit der Vorhaut Jesu ist es aber natürlich etwas
Besonderes: wenn man sie wiederfinden würde, könnte man ja heutzutage leicht
die DNA extrahieren. Und dann Jesus klonen. In der Weihnachtsnacht kommt er
dann zur Welt!
Renntier. Das ist natürlich lustig, denn Rentier kommt von
altnorwegisch Ren=Horn und nicht, weil das Tier so viel herumrennt. Rentiere
sind außergewöhnlich gesellig: die größte jemals bekannte Herde umfaßte ca.
900.000 Tiere. Das ist die Einwohnerzahl von Köln (die ja ähnlich gesellig
sind). Auf den britischen Inseln sind sie vor ca. 10.000 Jahren ausgestorben,
allerdings wurden 1952 insgesamt 29 Tiere ausgewildert. Immerhin: es sind schon
130 mittlerweile. Außerdem haben sie ja den Job, den Schlitten des
Weihnachtsmannes zu ziehen, was wiederum den Bogen zum vorherigen Abschnitt
schlägt. Die acht Rentiere des Weihnachtsmanns heißen übrigens Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid,
Dunder und Blixem. Der rotnasige Rudolph ist die Erfindung eines Chicagoer
Kaufhauses. Seitdem ist Rudolph das neunte der acht Rentiere (so ähnlich wie
der vierte der Drei Musketiere).
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