Freitag, 12. Februar 2016

R12 – Reibeisen, Reichsadler




Reibeisen. Bei Kartoffelpuffern (oder wie man bei uns zuhause sagte: Katoffelfannekuchen) gibt es, ähnlich wie bei Steaks, drei Schulen: frisch, nichtfrisch und kalt. Ich gehörte eindeutig zur Frisch-Schule. Dann sind sie am knusprigsten. Das führte dazu, daß ich dann als erster und einziger am Tisch saß und immer auf frischen Nachschub meiner Mutter wartete, die sie superknusprig auf der Pfanne auf meinen Teller schaufelte, Dazu schönes bröckeliges Apfelmus. Ja ich höre ja schon auf damit. (Nachtrag: nach Abfassung dieses Artikels wurde der  Katoffelfannekuchenhunger so arg, daß ich Abhilfe schaffen mußte. Ich habe sie allerdings nicht selbst gerieben, allein weil dann die Küche mindestens zwei Tage wie ein Kartoffelpuff riecht. Gekaufte Katoffelfannekuchen sind natürlich nichtfrisch, aber ganz ok. Das Apfelkompott aus dem Pennymarkt ist lecker).



Reichsadler. Tja, die Version von 1944 sieht noch etwas anders aus. Und ja, es gibt einen anderen Adler. Der Reichsadler hat eine lange und bunte Geschichte. Es ging da auch immer durcheinander, ob er gerade einköpfig war (Rudolf I., Heinrich VI.) oder doppelköpfig (Österreich, Deutscher Bund). Aber dann, 1871, hat man sich dann endlich entschieden: Adler mit einem Kopf. Und zwar schwarz auf gelbem Grund. Schwarz-gelb sind ja ohnehin die Farben für verehrungswürdige Vereine. Früher hatte das Ding aber viel mehr Federn. 




Dann Erster Weltkrieg. Zur Weimarer Republik hätte man sich ja ein anderes Zeichen aussuchen können, zum Beispiel auch einen anderen Vogel. Zur Diskussion stand kurz der Wellensittich oder der Fischreiher (dazu nächste Woche). Dann kam man leider wieder auf den Adler. Und seitdem beginnen die Verwirrungen darüber, wie viele Schwingen der Adler haben darf (5, 6 oder 7) und warum das so ist ( etwa 12 Ministerien = Unsinn, stimmt nicht), und vor allem, wo der Adler hinguckt. Das wurde insbesondere in der Nazizeit kompliziert, weil der der Reichsadler nach links guckte, der Parteiadler nach rechts. Überhaupt sieht man schön, wie sehr der Nazi-Adler einen auf dicke Hose macht mit seinen gestreckten Flügeln. Der Reichsadler, der am Flughafen Tempelhof noch immer angebracht ist, guckt nach links, der Wehrmachtsadler schaut nach rechts, genau wie die vier Adler auf der Standarte Hitlers. Nun - man weiß, wie es geendet hat mit dem Angeberadler. Am Ende wäre man über ein Backhähnchen froh gewesen. - Unsere Bundesadler wiederum, die schauen alle nach links. Und die Zahl der Schwingen wurde 2006 endgültig auf fünf festgelegt, wie es überall nachzulesen. Ja, guckt doch mal in eurem Reisepass. Vorne drauf: Adler mit sechs Schwingen. Innenseiten: Adler mit sieben Schwingen. Das klappt ja super, Bundesrepublik. Es wird echt Zeit, mal auf den Mäusebussard umzusteigen.
 


1 Kommentar:

  1. Das mit den verehrungswürdigen Vereinen geht so weit, dass man in der Dortmunder Ruhrzeitung heute eine Todesanzeige sehen konnte, die einen Fußball hatte, so statt Kreuz. A.

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