Ich ziehe R31 Rundfunk
einmal vor, da ich erst jetzt (Mitte Januar 2016) lese, daß am Silvestertag
letzten Jahres der Deutschlandfunk seinen Mittelwellesender abgeschaltet hat. Das
habe ich öfter noch im Auto gehört, wenn der Empfang schlecht war, 549 kHz. Es
war übrigens der letzte deutschsprachige Mittelwellensender. Das ist sehr, sehr
traurig. Wir werden bald mit Funktechnik in unseren Smartphones bezahlen, aber
die Mittelwelle wird abmontiert. UKW hatte natürlich den Vorteil, daß die
Klangqualität viel besser war und man die Lieder von der Schlagerrallye (Samstags)
oder Mal Sondock (Mittwochs) auf WDR 2 jeweils ab kurz nach sieben auf Cassette
aufnehmen konnte. Ich bin mir nicht mehr sicher: 94,1 MHz? Es sollte mal einmal
ein Frequenzmuseum geben, und das ist übrigens auch eine Sache, die man nicht
im Internet findet (bzw. ich nicht im Internet gefunden habe). Dafür habe ich
noch einen ganzen Haufen von Mal Sondocks Hitparaden als Audio, wenn das hier
ein Nordrheinwestfale interessant findet (Mail). - Das Wort „Rundfunk“ ist
nicht einmal hundert Jahre alt: Hans Bredow prägte es in einem Vortrag im Jahr
1921. Regelmäßige Sendungen gab es ab 1923. Der Rundfunk war also 29 Jahre alt,
als der Brockhaus erschien. Das Internet (bzw. WWW) wird 25 Jahre alt sein,
wenn dieser kleine Blogbeitrag erscheint. Rundfunk war also zu Brockhauszeiten
genau frisch wie heute das Internet für uns. Unsere (Ur-) Großväter haben also noch eine
radiofreie Zeit erlebt, genau so wie wahrscheinlich die meisten Leser hier eine
internetfreie Vergangenheit noch kennen. Für die Kinder heute hingegen war
Internet schon immer da wie für uns Radio (und Fernsehen). – Ich halte es auch für eine
Fehlentscheidung, das Fernsehen damals mit Ton auszurüsten und es damit zu
einem Meta-Radio zu machen. Wie interessant wäre Fernsehen, wenn es keinen Ton hätte!
Dschungelcamp in einer Stummfilmfassung, mit ein paar Untertiteln („Die
Dinosaurier haben viel Scheiße gebaut“), und der Rest müßte szenisch und
mimisch umgesetzt werden. - Der hier abgebildete Superheterodyne-Empfänger
(oder kurz Super) funktioniert so: das Signal kommt von der Antenne und wird mit
weiteren Frequenzen eines abstimmbaren Oszillators gemischt bzw. überlagert
(deshalb: super…) Nach der Bandfilterröhre erfolgt eine Filterung auf die
Zwischenfrequenz (ZF). Der Vorteil liegt darin, daß alle nachfolgenden Bauteile
auf diese ZF abgestimmt werden können. Dann kommt die Demodulation, also die
Rückverwandlung in Sprache und Musik sowie die Verstärkung für den
Lautsprecher. Das funktioniert gleich gut mit Wollt Ihr den totalen Krieg von
Goebbels und Grief built the Taj Mahal von Prefab Sprout. - Als Kind habe ich
besonders das magische Auge gemocht, die grün leuchtende Anzeige, ob man den
Sender gut oder schlecht reinbekommen hatte. Das ist übrigens nur eine Röhre
mit einer leuchtenden Beschichtung. Ich hielt damals die neueren Radios ohne
magisches Auge für einen technischen Rückschritt. Übrigens kann man diverse
magische Augenröhren auch heute noch neu kaufen. Aber, ach- was nützt es denn,
wenn es keine Mittelwelle mehr gibt!
Nachtrag: Verlustliste
2016: 1. David Bowie 2. Mittelwelle 3. Meine gläserne Zitronenpresse
(runtergefallen)
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