Rasierer. Verflixt,
jetzt hatte ich meine Anekdote über Schamhaarrasieren in einer Klinik schon bei
K49 – Krankenhaus verjazzt. Dabei hätte es hier doch viel besser gepaßt. - Ich
bin in einem Elektrorasiererhaushalt aufgewachsen. Der ist erst in der Ausgabe
von 1974 vorhanden. Elektrische Rasierer begannen sich erst nach dem zweiten
Weltkrieg langsam auszubreiten, das elektrische Zeitalter fing sehr behutsam
an. Mein Vater hatte zunächst nur BRAUN-Rasierer, von denen er regelmäßig neue
Modelle kaufte. Ich habe dann wahrscheinlich einen ausgedienten BRAUN Sixtant
6006 bekommen, um mir die allerersten hühnerfederweichen Flusen aus dem Gesicht
zu schneiden. Deswegen war Naßrasur für mich immer etwas Cooles. Ich kannte es
ja auch nicht von zuhause. Nicht wirkungslos blieb auch der legendäre
Gillette-Spot, in dem sehr erwachsene Oberschichtmänner, Börsenmakler und sogar
Astronauten ihren Söhnen die Naßrasur beibrachten: Für das Beste im Mann. Dabei
denke ich mir heute: Astronauten? Mit einem Naßrasierer ins Weltall? Glaube ich
nicht. Die hatten einen Rechenschieber (R08) und einen Braun Sixtant 6006 im
Gepäck, ganz sicher. Ich bin jedenfalls bei der Naßrasur geblieben. Geht
schneller und ist glatter, und wie heißt es bei Gillette: „Man siehts dir an,
du hast es weit gebracht.“ - Ich vermute auch sehr stark, daß die Weitergabe
einer Elektrorasierertradition bei den ganzen alleinerziehenden Müttern ohnehin
gefährdet ist. Die Jungs von heute werden mit einem abgelegten Philips
Ladyshave rasiertechnisch entjungfert. – Noch ein kleines
Detail: es heißt hier der Rasierkrem, in der Ausgabe von 1974 der (die)
Rasierkrem, also ein Wechsel des grammatischen Genus. Das ist ganz schön
kompliziert, übrigens. Deutsch ist übrigens da ein Sonderfall, weil es
Maskulinum, Femininum und Neutrum gibt. Das ist keinesfalls selbstverständlich.
Im Swahili hat das Genus überhaupt nichts mit Geschlechtern zu tun. Im
Schwedischen gibt es kein Neutrum, sondern das Utrum, was nicht neutral,
sondern beides ist. Feminin ist aber auch im Deutschen nicht immer weiblich, da
fragt mal das Mädchen.
Rastral. Ich denke
einmal, ungefähr 90% oder 95% meiner Leser haben – wie ich bis eben – nicht den
leisesten Schimmer, was ein Rastral ist. Kratzt man sich damit den Rücken nein?
Ist es eventuell ein chirurgisches Instrument mit superekliger Funktion? Auch
nicht. Das Rastral ist ein Instrument, um Notenlinien in eine Stichplatte für
den Druck zu ritzen. Die Noten werden dann anschließend mit Stempeln
eingehämmert. Im Prinzip sieht das Ding aus wie eine fünfzackige Harke. Eine
Variante gibt es mit fünf Schreibfedern, die dann auf Papier fünf Linien
ziehen. Und es gibt tatsächlich einen Terminus im Englischen, der die
Beschäftigung mit Geschichte und Praxis des Rastrals beschreibt. Und dieser
Begriff ist: Rastrology, was natürlich sehr lustig ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Manchmal hat es Probleme mit der Kommentarfunktion gegeben. Bitte dann eine Mail an joachimgoeb@gmail.com Danke