Freitag, 8. Januar 2016

Q01 - Qualle, Quadrat etc.


Qualle. Wir hatten das auch schon kürzlich bei Pinie P17: die unsterbliche Qualle Turritopsis nutricula. Ich finde Quallen sind eklige Viecher. Ich finde sogar, es sind mit die allerekligsten Viecher, glibberig, durchsichtig, widerlich. Selbst die Quallenkinder sind scheußlich häßlich, vielleicht die einzigen unniedlichen Tierbabies. Und man weiß nicht so viel über Quallen: „Ihre Erforschung ist aber schwierig, weil sie zu unregelmäßigen Massenvermehrungen neigen“, meint Wikipedia. Ich füge hinzu: und weil keiner Bock darauf hat, Quallenexperte zu werden. Mein Quallenstudium ergab außerdem, daß die Würfelqualle 24 Augen hat und so ziemlich das einzige Tier mit 360° Rundumsicht ist. Allerdings ist es abartig giftig. Eine einzige Würfelqualle hat so viel Gift, um 100 Erwachsene zu töten. Mistviech. Aber tatsächlich werden Quallen auch gegessen. Und zwar in Asien (ok, das wundert mich jetzt nicht so). Auf Wikipedia steht ein Foto von „Quallenstreifen in Sojasauce, Sesamöl und Chilisauce.“ Es sieht aus wie ausgekotzte Zwiebeln. Igitt. Man schätzt die Gesamtmenge Quallensalat pro Jahr übrigens auf 320.000 Tonnen.

Quadriga. Die vielleicht bekannteste Quadriga ist natürlich auf dem Brandenburger Tor. Ich vergesse übrigens dauernd, daß sie nach Osten reitet, obwohl ich dreimal in der Woche zum Joggen am Brandenburger Tor vorbeikomme und mein Lauf eigentlich nur richtig gilt, wenn ich die zweite Säule von rechts abklatsche. Meine Überlegung zur Quadrigarichtung war folgende: es heißt Brandenburger Tor, also geht das Tor nach Brandenburg, das liegt westlich von Berlin, also reitet die Siegesgöttin nach Westen. Das ist ja auch kuhler: komm Baby, laß uns in den Sonnenuntergang reiten. In Wirklichkeit reitet sie nach Osten. Tatsächlich aber gibt es eine hartnäckige Berliner Legende, die Quadriga stünde verkehrtherum. Ein Historiker mit dem schönen Namen Hanno Hochmuth hat das vor Jahren aber mal endgültig erklärt: das Brandenburger Tor ist ein Triumphtor, durch das die siegreichen Truppen zum Stadtschloß marschieren. Und das liegt östlich vom Brandenburger Tor. Es wäre ja schon seltsam, wenn Else mit ihren Gäulen sozusagen Geisterfahrer im Triumphzug wäre. Übrigens wurde die Quadriga praktisch völlig zerstört im zweiten Weltkrieg. Übrig blieb gerade mal ein einziger Pferdekopf. Ja, Triumph geht eigentlich anders.

Quadrat. Das hat mich schon als Kind fasziniert: die Quadratur des Kreises. Und tatsächlich habe ich mich auch daran gesetzt, nur mit Zirkel und Geodreieck ein Quadrat zu konstruieren mit dem gleichen Flächeninhalt wie ein vorgegebener Kreis. Obwohl schon in meinem Mathebuch stand, es sei unmöglich. Aber vielleicht hatte man etwas übersehen, das ich zufällig entdecken würde? Klar ist: im Einheitskreis mit r=1 ist die Kreisfläche A = r² ·π, also π, das Quadrat hat also damit die Seitenlängen √π. So. Ich mußte also mit Zirkel und Geodreieck von π auf √π kommen. Der erste, der sich ernsthaft um das Problem gekümmert hat, war der griechische Philosoph Anaxagoras im Jahr 430 v.Chr., als er im Gefängnis saß. Das war wohl so eine Art Resozialisierungsmaßnahme. Statt Tütenkleben oder Automodelle bauen. Gelöst hat er es aber nicht. Ich kürze die Geschichte mal ab: entscheidend für die Unmöglichkeit der Quadratur ist π, das alte Mistviech. 1882 bewies Ferdinand von Lindemann, daß π nicht nur eine algrebaische, sondern eine transzendente Zahl ist. Damit läßt sie sich nicht mit Zirkel, Geodreieck und Spucke konstruieren. Ich bin damals dann auch ziemlich schnell von der Quadratur des Kreises auf kreisrunde Beatles-Platten umgestiegen.

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