Posthornschnecke. Bevor
wir zu den postalischen Angelegenheiten kommen, kurz etwas zur
Posthornschnecke. Wenn diese Viecher Sex miteinander haben, wird vorher
ausgedealt, wer gerade Männchen und wer von den beiden das Weibchen ist. Sie haben biologisch beides
drauf. Verblüffendeweise beides auch kurz hintereinander. Nach
Posthornschneckensex sind tatsächlich beide Beteiligte in aller Regel
schwanger, und beide werden Vater. Gender Studies, da lachen die Posthornschnecken drüber.
Postkasten.
Angeberstädte sind die Städte, die zwei Einwurfschlitze nebeneinander haben:
links Post für die Angeberstadt selbst, und rechts anderswohin. Subversiv ist
dabei, es falsch einzuwerfen. Das machen Leute, die sich abends mit Aronal die
Zähne putzen. Bei Wikipedia gibt es eine interessante Weltkarte, auf der die
Länder in der Farbe ihrer Briefkästen eingefärbt sind. Rußland und USA sind
einig blau, dann gibt es das Rot der britischen Tradition (UK, Kanada, Australien,
Indien etc.) und die große europäische gelbe Zone. Die Anzahl der Briefkästen
sinkt übrigens viel langsamer als ich gedacht hätte, mit der Geschwindigkeit
einer Posthornschnecke: es sind derzeit noch rund 111.000. Und damals war es
ein kniffliges Gefühl, wenn man einer Liebste geschrieben hat, ohne Sicherheit
der Erhörung, und der Brief dann durch Kastenschlitz rutscht und der Schlitz
mit einem Klack zuklappt, ohne Möglichkeit der Reue und des Zurückholens. Das
ist heute ersetzt durch einen Mausklick oder Fingertipp auf „Senden“. Wir
hatten das schon einmal: das digitale Zeitalter macht die Gesten kleiner und
feiner. Wenn man damals einen derartig wichtigen Brief eingeworfen hat, dann
hatte man zuerst die Klappe angehoben, den Brief halb durchgesteckt – noch könnte
man jetzt die Hand zurückziehen und ihr verschweigen, was eigentlich so
unausschiebbar und wichtig war – und dann, mit Schwung, tippte man die Sendung
in den Kasten und es war vollbracht. Wobei man sich regelmäßig darüber
täuschte, welche Bedeutung dieser Brief haben würde. Eigentlich war ja alles
schon vorher entschieden, und man bildete sich nur ein, diese lange ergrübelten
Zeilen hätten etwas bewirkt oder ihr Herz erobert.
Postkutsche. Jetzt
wollte ich kurz erzählen, daß es in Dortmund-Aplerbeck vor urdenklichen Zeiten
einmal ein Kino gegeben hat, nämlich die „Filmbühne Postkutsche“. Damals, als
es noch Kinos in den Vorstädten gegeben hat. Zum Glück habe ich noch einmal
gegoogelt. Die Filmbühne Postkutsche gibt es noch immer. Es läuft gerade
„Spectre“. Das ist wirklich unglaublich. Wie haben die das bloß überlebt.
Unglaublich. Mitte der Achtziger hat man dann gesagt, wie schlecht die
Aussichten für die kleinen Kinos sind, wegen der Videotheken. Ich stelle mir
jetzt vor, wie der Postkutschen-Filmvorführer kalt lächelnd an den längst
räumungsverkauften Videotheken vorbeifährt. Leute, wenn ihr mal in der Gegend
seid: den neuen James Bond in der Postkutsche, und dann Currywurst Pommes im
Grillhouse in der Köln-Berliner-Straße. Mehr 1977 geht nun wirklich nicht.
Das ist schon ein Phänomen in Dortmund, dass sich da zwischen den ganzen Nagelstudios auch Kinos wie das Roxy, Schauburg oder Sweet Sixteen halten können.
AntwortenLöschenUnd es gibt auch noch ein tolles Sommerkino im See am Westfalenpark, ich war gestern da.
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