Perle. Ja, ich habe
auch jahrzehntelang geglaubt, die Perle würde sich um ein eingedrungenes
Sandkorn bilden. Aber - das ist wissenschaftlich längst widerlegt. Wieso sollte auch ein Lebewesen,
das im Sand lebt, Probleme mit Sandkörnern haben? Die blanke Wahrheit ist: man
weiß es schlicht und ergreifend nicht, warum Muscheln Perlen herstellen.
Vielleicht machen sie es nur, weil sie es können, oder einfach aus Scheiß.
Vielleicht ist es auch nur ein hartgewordener Popel. Die größte Perle der Welt heißt
Le Regente und wiegt knapp 16g. Und klar, der Angeber Napoleon hat sie damals gekauft.
Die schönste Perle ist angeblich die tropfenförmige La Peregrina (17x25mm,
10g). Richard Burton hat sie Elizabeth Taylor zum Geburtstag geschenkt. Auch
ein Riesenangeber. Frau Taylor ist dann irgendwann in einem Hotelzimmer die Perle unbemerkt hingefallen. Ein paar Minuten später merkt sie: die Perle ist weg. Und da bekam Elizabeth aber schon deutlich das P wie Perle wie Peregrina wie Panik im Gesicht. Sie suchte die Hotelsuite ab: nichts, nichts, nichts. Plötzlich bemerkte sie, wie einer ihrer kleinen Hunde auf etwas herumkaute. Sie öffnete sein Maul und befreite eine wunderbarerweise unbeschädigte Peregrina.
Perspektive. Angeblich
hat Brunelleschi um 1410 die Zentralperspektive erfunden. Seltsamerweise
scheinen schon die Römer in Pompeji das mit der Perspektive gewußt zu haben;
allerdings wurde es dann, mal wieder, verschludert und vergessen. Ich hab mich
aber auch immer gewundert, wie lange es gedauert hat. Ich meine, wenn man ein
einziges perspektivisch richtiges Gemälde hätte – dann wüßte man es, wie es
geht. Der Punkt, wo die Blickachse auf den Horizont trifft, ist der
Fluchtpunkt. Ich habe ja an dieser Stelle schon öfter von meinem traumatischen
Kunstunterricht berichtet. Wir mußten auch Perspektive zeichnen. Dazu wurden in
der Aula Kartons aufgestapelt, die wir abmalen mußten. Wenn der Karton parallel
zur Standlinie steht, ist das ja easy. Wenn man aber von schräg guckt, dann
gibt es zwei Fluchtpunkte. Und die lagen beide weit außerhalb meines eigenen
Zeichenblocks, zum Beispiel links auf dem Block von Maike Köhler, die schon
längst fertig mit der Zeichnung war (natürlich perfekt) oder rechts hinter eine
Säule, was auch irgendwie nicht ging. – Übrigens gibt es auch die sog.
Kavalierperspektive. Das ist im Grunde eine Projektion, bei der die
Fluchtpunkte fehlen. Also im Grunde damals habe ich damals aus der
Kavalierperspektive gemalt. Und da bin ich heute noch.
Petunie. Pflanzen sind
im Brockhaus-Blog immer zuverlässige Lieferanten haarsträubender Geschichten
und Umstände. Die Petunie hingegen sieht nicht nur langweilig aus, sondern sie
ist es auch. Kein Streit, wie viele Arten es gibt (16), kein Schmuggel auf
holländischen Schiffen, kein geheimnisvolles Gift, keine Legenden, Rezepte.
Doch, stopp! Die Familienehre rettet die Petunia violacea. Ecuadorianische
Indianer kauen die Blätter, was das Gefühl des Fliegens hervorruft. Super.
Flugpetunien. Meine Quelle merkt dazu auch an: „Die dafür verantwortlichen
Inhaltsstoffe sind noch nicht bekannt“ (Spektrum Verlag, Lexikon der
Arzneipflanzen und Drogen). Ihr wißt ja auch nicht, warum Perlen hergestellt
werden, und die Perspektive habt ihr auch 1500 Jahre lang vergessen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Manchmal hat es Probleme mit der Kommentarfunktion gegeben. Bitte dann eine Mail an joachimgoeb@gmail.com Danke