Freitag, 18. September 2015

P05 – Park, Parken





Park. Ich bin so halb auf dem Lande groß geworden, und da gab es natürlich keine Parks. Selbst in den benachbarten Vororten war das maximal Parkähnlichste eine Wiese mit ein paar Bäumen, einer Sitzbank und einem Abfalleimer. Ein richtiger Park hingegen war der Dortmunder Westfalenpark, für den man sogar Eintritt zahlen mußte. Um dort auf glattgeharkten Kieselwegen an Rosenbüschen vorbeizuspazieren. Um in einer kleinen lächerlichen Kindereisenbahn zwischen knieflachen Teichen und spinatgrünen Gebüschen herumzufahren. Ich habe mir jetzt noch einmal Fotos des Westfalenparks aus dem Netz angeschaut. Man hat den Park mittlerweile etwas auf Event und Belustigung getrimmt, aber im Grunde ist er noch genau so fade wie früher. Der Fernsehturm reißt es da auch nicht heraus. – In den beiden wichtigsten anderen Städten meines Lebens gab es dann richtige Parks, und wie in der Illustration jeweils einen Englischen Park und einen Barockpark. Paradoxerweise waren es in der kleineren Stadt die größeren Parks und in der größeren Stadt sind es die kleineren Parks. Da ist es natürlich der Englische Garten in München, was für ein wunderbares Paradies im Sommer, die große Wiese und dann anschließend am Monepteros vorbei zum Chinesischen Turm. Wunderbar dort auch der Schloßpark Nymphenburg, mit der kilometerlangen Auffahrtsallee. Dort habe ich einmal mein Herz einem Mädchen vor die Füße geschmissen. Sie ist allerdings einfach weitergegangen. In Berlin ist das alles eine Nummer kleiner, aber gar nicht übler: der Tiergarten mit seinen neugierigen Eichhörnchen und scheuen Füchsen, und der Charlottenburger Schloßpark, in dem man zu richtigen Tageszeiten wahnsinnig alleine sein kann. Wie übrigens auch im Tiergarten. Einmal hätte ich es fast geschafft, sogar im Tageslicht, ihn zu durchqueren, ohne einer einzigen Seele zu begegnen. Aber dann kam mir kurz vor dem Brandenburger Tor eine dicke Nordic-Walkerin entgegen. Aber vielleicht haben dicke Nordic-Walkerinnen gar keine Seele, sondern nur Gemüt.



Parken. Man merkt den Illustrationen richtig an, dass Parken wie der gesamte Autoverkehr doch etwas ungewohnt ist in der Brockhaus-Zeit. In der Ausgabe von 1974 werden souverän Parkplatz, Parkhaus und sogar die Parkscheibe illustriert. Hier kann wikipedia helfen: die Parkscheibe wurde erst 1961 erfunden, und zwar in Kassel. Die Erfindung der Parkscheibe setzt schon eine fortgeschrittene Parkevolution voraus. Hier, 1952, war das Parken noch neuer, heißer Scheiß. Wo hier im Brockhaus Park und Parken so beieinander stehen, habe ich mal die Etymologie des Parkens nachgeschlagen. Tatsächlich kommt Parken von Park, und zwas über den Umweg des französischen parc d’artillerie, das ist ein eingehegter Platz für Munition, Geschütze und eben Fahrzeugen, die diese Geschütze ziehen. Interessant, was das Militär so alles erfunden hat. Kürzlich las ich, daß Stereo auch eine militärische Erfindung ist und ursprünglich der Optimierung des Sonars diente. Der leider viel zu früh verstorbene Friedrich Kittler hat in seinem Aufsatz "Mißbrauch von Heeresgerät" nachgewiesen, daß auch die für die Rockmusik notwendigen Verstärkeranlagen militärische Erfindungen des Zweiten Weltkriegs waren. Und ohne diese Amplifizierung kein Rock n Roll, sondern nur selbstlauter Jazz und Blasmusik. Elvis, Beatles, Stones, Pink Floyd, Genesis, Sex Pistols, Prince, Depeche Mode, Smiths, Nirvana und Radiohead sind also alles Kollateralschäden des Zweiten Weltkriegs.

2 Kommentare:

  1. Ich habe Angst vor "Zypern", dem Ende dieser wunderbaren Seite.

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  2. Uli, es wird Z17 sein - Zwieback, Zwiebel, Zylinder. Ich freue mich schon drauf!

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