Park. Ich bin so halb
auf dem Lande groß geworden, und da gab es natürlich keine Parks. Selbst in den
benachbarten Vororten war das maximal Parkähnlichste eine Wiese mit ein paar
Bäumen, einer Sitzbank und einem Abfalleimer. Ein richtiger Park hingegen war
der Dortmunder Westfalenpark, für den man sogar Eintritt zahlen mußte. Um dort
auf glattgeharkten Kieselwegen an Rosenbüschen vorbeizuspazieren. Um in einer
kleinen lächerlichen Kindereisenbahn zwischen knieflachen Teichen und
spinatgrünen Gebüschen herumzufahren. Ich habe mir jetzt noch einmal Fotos des Westfalenparks aus
dem Netz angeschaut. Man hat den Park mittlerweile etwas auf Event und
Belustigung getrimmt, aber im Grunde ist er noch genau so fade wie früher. Der
Fernsehturm reißt es da auch nicht heraus. – In den beiden wichtigsten anderen
Städten meines Lebens gab es dann richtige Parks, und wie in der Illustration
jeweils einen Englischen Park und einen Barockpark. Paradoxerweise waren es in
der kleineren Stadt die größeren Parks und in der größeren Stadt sind es die
kleineren Parks. Da ist es natürlich der Englische Garten in München, was für
ein wunderbares Paradies im Sommer, die große Wiese und dann anschließend am
Monepteros vorbei zum Chinesischen Turm. Wunderbar dort auch der Schloßpark
Nymphenburg, mit der kilometerlangen Auffahrtsallee. Dort habe ich einmal mein
Herz einem Mädchen vor die Füße geschmissen. Sie ist allerdings
einfach weitergegangen. In Berlin ist das alles eine Nummer kleiner, aber gar nicht
übler: der Tiergarten mit seinen neugierigen Eichhörnchen und scheuen Füchsen,
und der Charlottenburger Schloßpark, in dem man zu richtigen Tageszeiten
wahnsinnig alleine sein kann. Wie übrigens auch im Tiergarten. Einmal hätte ich
es fast geschafft, sogar im Tageslicht, ihn zu durchqueren, ohne einer einzigen
Seele zu begegnen. Aber dann kam mir kurz vor dem Brandenburger Tor eine dicke
Nordic-Walkerin entgegen. Aber vielleicht haben dicke Nordic-Walkerinnen gar
keine Seele, sondern nur Gemüt.
Parken. Man merkt den
Illustrationen richtig an, dass Parken wie der gesamte Autoverkehr doch etwas
ungewohnt ist in der Brockhaus-Zeit. In der Ausgabe von 1974 werden souverän
Parkplatz, Parkhaus und sogar die Parkscheibe illustriert. Hier kann wikipedia
helfen: die Parkscheibe wurde erst 1961 erfunden, und zwar in Kassel. Die
Erfindung der Parkscheibe setzt schon eine fortgeschrittene Parkevolution
voraus. Hier, 1952, war das Parken noch neuer, heißer Scheiß. Wo hier im
Brockhaus Park und Parken so beieinander stehen, habe ich mal die Etymologie
des Parkens nachgeschlagen. Tatsächlich kommt Parken von Park, und zwas über
den Umweg des französischen parc d’artillerie, das ist ein eingehegter Platz
für Munition, Geschütze und eben Fahrzeugen, die diese Geschütze ziehen.
Interessant, was das Militär so alles erfunden hat. Kürzlich las ich, daß
Stereo auch eine militärische Erfindung ist und ursprünglich der Optimierung
des Sonars diente. Der leider viel zu früh verstorbene Friedrich Kittler hat in seinem Aufsatz "Mißbrauch von Heeresgerät" nachgewiesen, daß auch die für die Rockmusik notwendigen Verstärkeranlagen militärische Erfindungen des Zweiten Weltkriegs waren. Und ohne diese Amplifizierung kein Rock n Roll, sondern nur selbstlauter Jazz und Blasmusik. Elvis, Beatles, Stones, Pink Floyd, Genesis, Sex Pistols, Prince, Depeche Mode, Smiths, Nirvana und Radiohead sind also alles Kollateralschäden des Zweiten Weltkriegs.
Ich habe Angst vor "Zypern", dem Ende dieser wunderbaren Seite.
AntwortenLöschenUli, es wird Z17 sein - Zwieback, Zwiebel, Zylinder. Ich freue mich schon drauf!
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