Freitag, 11. September 2015

P04 – Pappel, Papyrus etc.




Pappel. Die Pyramidenpappel mag ich sehr gern. Ein typischer Baum neben Bahnstrecken, zur Markierung schmaler Alleen, und ich weiß gar nicht so recht, warum, aber irgendwie sind sie melancholisch. Und ist es nicht so, dass sie sich Sachen zuflüstern, wenn etwas Wind geht. Schöne, schlanke Bäume, wie Balletttänzerinnen. Apropos. Das paßt zwar gar nicht hier hinein, aber trotzdem: Am letzten Augustsonntag ist immer Saisoneröffnung in der Deutschen Oper. Ich war bei der Ballettprobe (genauer: ich habe der Ballettprobe zugeschaut). Hier einige Tanzpappeln, die sich gerade über den Choreographien beömmeln:


Tanzpappeln


Allerdings geht es den Pappeln fast andersherum als den Tänzerinnen und Tänzern: es existieren übrigens heute nur noch männliche Exemplare. Offenbar läuft die Vermehrung auch so. Wer jetzt mit kleinen Pyramidenpappeln schwanger ist, sie gebärt, säugt und sie später in die Kita bringt – fragt mich nicht!

Papst. Kürzlich fiel mal wieder auf, wie sehr sich katholische Kirche und Berliner Philharmoniker ähneln. Als sie Petrenko zum Papst, nein, zum Chefdirigenten wählten. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es übrigens mehr Päpste (7) als Berliner Chefdirigenten (5). Ich habe mal nachgeguckt, wie viele Trainer Schalke 04 hatte nach dem 2. Weltkrieg: das waren 56.

Papyrus. Bislang dachte ich immer, Papyrus seien getrocknete Blätter der Papyruspflanze. Falsch. Es ist das Mark, das gepreßt und getrocknet wird. Plinius unterscheidet sechs Qualitätsstufen, die folgende Namen haben:

1)      Hieratica (die Heilige)
2)      Augusta
3)      Livia
4)      Claudia
5)      Emporica (Packpapier)

Angeblich gibt es noch eine weitere Qualität, aber ich hab das ganze Internet durchgeschüttelt und es nicht gefunden. Das erinnert mich daran, dass ich immer größere Schwierigkeiten, gute Notizbücher zu finden. Die legendären EKAHA-Geschäftsbüchern sind schon seit mehr als 10 Jahren nicht mehr erhältlich, danach bin ich auf die famosen Exacompta 822 umgestiegen, die es jetzt auch schon seit drei Jahren nicht mehr gibt. Jetzt bin ich bei Clearfontaine gelandet. Nicht gerade Emporica, aber auch nicht Augusta, eher Livia. – Zurück zum Papyrus: irgendwie können wir ja froh sein, daß damals ein paar Leute was aufgeschrieben haben, sonst hätte die Menschheit ja alles vergessen, übrigens auch die komplette Bibel. Einer der ältesten erhaltenen Papyri ist das Ebers-Papyrus, das ca. 3.600 Jahr alt ist. Es ist eine Rezeptsammlung. Dort heißt es: „Ein anderes Heilmittel für das Beseitigen einer Verstopfung im Magen:  Brot vom Christdorn , bddw-kA-Pflanze, Ausscheidung des Katers, süßes Bier, Wein.“ Was für ein sympathisches Rezept. Christdorn kann ich gewiß durch Knäckebrot ersetzen, bddw-kA-Pflanze durch Gummibärchen, und bei der Ausscheidung des Katers, äh, nun ja, man kann ja auch mal alle fünf Katzenköttel gerade sein lassen.



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