Pantoffel. Ganz
erstaunlich, mit welcher Inbrunst der Brockhaus den Pantoffel illustriert. Gleich
sieben Ausführungen, darunter auch der Holzschuh. Ich habe mal in Holland probiert, damit
zu gehen, aber das geht wirklich überhaupt nicht. Das Abrollverhalten des
Holzschuhs ist unterdurchschnittlich bzw. nicht vorhanden. Und ja, ich trage auch Pantoffeln
zuhause. In wilden und abenteuerlichen Zeiten war es mir eher peinlich, da flogen
sie unter das Bett und dann schnell Chucks angezogen. Aber ansonsten überwiegen
die Pantoffelvorteile den potenziellen Distinktionsverlust bei weitem. Erfunden
wurden sie angeblich im 2. Jahrhundert. Jesus hatte also zuhause definitiv
keine Pantoffeln, sondern Jesuslatschen an. Fanatische Pantoffelbenutzer sind
die Japaner. Sie haben sogar Extrapantoffeln für die Toilette. Da fällt mir
etwas ein, das die liebe Susann Pasztor in ihrem übrigens hervorragenden Roman „Die
einen sagen Liebe, die anderen sagen gar nichts“ berichtet: die Japaner haben
auf ihren Toiletten, den dünnen Wänden geschuldet, einen Apparat, mit dem man
die Pipimachgeräusche durch Pseudorauschen übertönen kann. Am schönsten ist die
Bezeichnung für diesen Apparat: es ist eine „Geräuschprinzessin“. – Zurück zu
Pantoffeln. Auf der Wikipedia steht unter dem Lemma „Hausschuhe“ ein bizarrer
Satz: „Wer viel Zeit in Hausschuhen verbringt, sollte zwei Paar besitzen und abwechselnd
tragen. So ist gewährleistet, dass ein Paar immer auslüften kann, während das
andere getragen wird.“ Hey, Wikipedia, warum nicht DREI Paar? Dann können ZWEI
auslüften!
Papagei. Das
dtv-Etymologie-Lexikon vermerkt unter Papagei als wahrscheinlichste Herkunft
das arabische „Babbaga“. Klitzekleiner Haken: es gibt in Arabien keine
Papageien. Schlußfolgerung: man weiß es mal wieder nicht, sondern vermutet mal
wieder wild durch den Dschungel. Die Gattung der Papageien zerfällt in die
Kakadus und in die Eigentliche Papageien, genau so wie die deutschen
Fußballvereine in RB Leipzig und Eigentliche Fußballvereine zerfallen. Das ist
alles hochinteressant. Zum Beispiel das erste Papageienfossil. Es hat den
schönen Namen Moppsita Tanta und wurde gefunden in – Dänemark. Vielleicht kommt
Papagei ja aus Dänischen, ihr Etymologen? Papegøje heißt er dort. Für mich eine
klare etymologische Kiste. – Ich lese gerade nach, dass eine Ornithologin mit
dem schönen papageiigen Namen Irene Pepperberg ihrem Graupapagei Alex nicht nur
das Sprechen beibrachte, sondern er konnte ganze Sätze bilden, bis sieben
zählen, sich entschuldigen und hatte einen Wortschatz von ungefähr 500 Wörtern.
Oh, damit wäre er vielen jungen Männern in ostdeutschen Großstädten deutlich
überlegen. – Zum Abschluß noch etwas eher Trauriges. Der französische
Schriftsteller Chateaubriand schrieb Anfang des 19. Jahrhunderts: „Ganze Völker
am Orinoko sind erloschen; von ihren Dialekten blieb nur ein Dutzend Wörter
übrig, die von den Baumwipfeln herunter aus den Schnäbeln freigelassener
Papageien zu hören waren.“ (Nach Barthes, Erfindung des Romans S. 435). Was für
ein trauriger Gedanke, wenn von einer Sprache nichts mehr bliebe als ein paar
Papageienworte.
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