Freitag, 22. Mai 2015

M03 - Malerei (Gerät)




Malerei. Ich denke, das ist hier eine Kompromißillustration und bezieht sich sowohl auf den Maler als Kunstmaler als auch den Maler als Anstreicher. Links und oben rechts eher Kunstmaler, rechts unten eher Anstreicher. Wobei mich die „Schablonenwalze“ etwas irritiert. Das ist doch einfach eine Farbrolle? Und was macht man mit der Streichbürste (Mitte) beim Malen? Das ist doch Tapezierzubehör? Oder hat man das früher anders gemacht? Das ist übrigens eine der Fragestellungen, wo das Internet komplett versagt: wie früher mal angestrichen wurde, und was man in der Ära vor Abklebeband und Malerfolie gemacht hat? Wahrscheinlich wurde das Tapezieren nur erfunden, weil man einfach nicht die Technik und Ausrüstung für Weißewändestreichen hatte. – Über meine Knüpf- und Knetinkompetenz (nein, nicht Knetin-Kompetenz, sondern Knet-Inkompetenz) hatte ich in K36 schon ausführlich berichtet. Beim Malen war es nicht besser. Ich hatte auch so einen Farbkasten wie oben abgebildet. In der Grundschule war er noch aus Metall, dann ein Doppeldecker aus Kunststoff, die Unterseite schwarz, die Oberseite weiß. An der Seite waren zwei Knöpfe, mit denen man die untere Ebene freilegte. Ist übrigens heute alles noch genau dasselbe. Ich habe mir mal die aktuellen Farbnamen angeschaut und wohlige Schauer der Wiedererinnerung überliefen mich: Indischgelb, Ockergelb, Gebrannte Siena, Umbra, Türkisblau und vor allem auch Zinnoberrot, mit dem man jedes Bild auf Anhieb ruinierte. Pelikan hat aber jetzt auch Farbe Nr. 41 im Programm: fleischfarben. Wenn ich das damals gehabt hätte, dann wäre meine Porträtmalerei auf ganz andere Grundlage gestellt worden und ich hätte die Gesichtsfarbe nicht mühsam aus Umbra, Siena, Zinnober, Zitron, Blaugrün und Deckweiß zusammenkompilieren müssen, was bekanntlich leicht ins Graue kippen kann bzw. immer bei mir gekippt ist. Die Farbkästen gibt es bei Ebay nicht gebraucht, weil sie schon nach einmaliger Benutzung so abgerockt sind, daß sie selbst für hartgesottene Gemüter unebaybar sind (oh, ich habe gerade ein Wort erfunden, bislang null Googletreffer: unebaybar = so hinüber, daß man es nicht mal mehr bei ebay einstellen kann, s.a. verhunzt, kaputt, wertlos). Es klingt sogar hübsch, wenn man es laut ausspricht, probiert mal, un-ih-bäh-ba) – Oh, und das Wasserglas, das habe ich ganz vergessen. Man hatte damals so einen Malbecher aus Kunststoff. Darin mußte man den Pinsel saubermachen, damit man ohne Zinnober etwas Französischgrün aufnehmen konnte. Leider aber war das Wasser nach drei Reinigungsvorgängen so dreckig, daß man es wieder austauschen mußte, wenn man sich das Gelbgold nicht verderben wollte. Worauf man natürlich keinen Bock hatte. – Und dann hatte man die Kästen am Ende nicht richtig saubergemacht und Farbreste suppten auf die Schulbücher. Das war ein rechtes Elend, diese Wassermalerei. – Übrigens: was „Stückenfarbe“ (Illustration ziemlich genau in der Mitte) sein soll, weiß das Internet auch nicht. Null Treffer. Unebaybare Stückenfarbe, die Google-Doppel-Null für den heutigen Tag.

4 Kommentare:

  1. Schablonenwalzen: http://www.ebay.de/itm/12-alte-Musterwalzen-Malerrollen-Malerwalzen-Strukturwalzen-1x-Bugel-15cm-/151688507224?pt=LH_DefaultDomain_77&hash=item235156ef58

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  2. Ah, danke, jetzt hab ich es kapiert. Das Muster der Schablone wird durch die Farbe auf die Wand übertragen. Ist ja eigentlich auch logisch. - Ich kannte das deshalb nicht, weil ich dort aufgewachsen bin, wo eine Lammfellrolle aus dem Hagebaumarkt sozusagen der himalayahohe Gipfel der Farbrollenevolution war. Dieses Raffinement mit Mustern, das gab es damals nicht. Zwei Eimer Alpinaweiß, Lammfellrolle, und einen Hut aus dem Sportteil der Ruhr-Nachrichten, fertig.

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  3. Hallo Herr Göb,
    Ich lese schon eine ganze Weile hier mit und wollte Ihnen einfach mal ein Kompliment machen für das schöne Projekt und die interessanten und unterhaltsam geschriebenen Texte. Ich bin zwar Jahrgang 70, aber erkenne hier so einiges wieder. Und als "Expat" in Manchester, die nicht mehr regelmäßig Deutsch spricht, freue ich mich an so schönen Worten wie "Näpfchenfarbe" (überhaupt: Näpfchen!) und, ja, auch "ebaybar".
    Herzlichen Dank,
    Sonja

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  4. Sonja, Ihr Lob freut mich sehr. Grüße nach Manchester!

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