Malerei. Ich denke, das ist hier eine Kompromißillustration und bezieht
sich sowohl auf den Maler als Kunstmaler als auch den Maler als Anstreicher.
Links und oben rechts eher Kunstmaler, rechts unten eher Anstreicher. Wobei
mich die „Schablonenwalze“ etwas irritiert. Das ist doch einfach eine
Farbrolle? Und was macht man mit der Streichbürste (Mitte) beim Malen? Das ist
doch Tapezierzubehör? Oder hat man das früher anders gemacht? Das ist übrigens
eine der Fragestellungen, wo das Internet komplett versagt: wie früher mal
angestrichen wurde, und was man in der Ära vor Abklebeband und Malerfolie
gemacht hat? Wahrscheinlich wurde das Tapezieren nur erfunden, weil man einfach
nicht die Technik und Ausrüstung für Weißewändestreichen hatte. – Über meine
Knüpf- und Knetinkompetenz (nein, nicht Knetin-Kompetenz, sondern
Knet-Inkompetenz) hatte ich in K36 schon ausführlich berichtet. Beim Malen war
es nicht besser. Ich hatte auch so einen Farbkasten wie oben abgebildet. In der
Grundschule war er noch aus Metall, dann ein Doppeldecker aus Kunststoff, die
Unterseite schwarz, die Oberseite weiß. An der Seite waren zwei Knöpfe, mit
denen man die untere Ebene freilegte. Ist übrigens heute alles noch genau
dasselbe. Ich habe mir mal die aktuellen Farbnamen angeschaut und wohlige
Schauer der Wiedererinnerung überliefen mich: Indischgelb, Ockergelb, Gebrannte
Siena, Umbra, Türkisblau und vor allem auch Zinnoberrot, mit dem man jedes Bild
auf Anhieb ruinierte. Pelikan hat aber jetzt auch Farbe Nr. 41 im Programm:
fleischfarben. Wenn ich das damals gehabt hätte, dann wäre meine Porträtmalerei
auf ganz andere Grundlage gestellt worden und ich hätte die Gesichtsfarbe nicht
mühsam aus Umbra, Siena, Zinnober, Zitron, Blaugrün und Deckweiß
zusammenkompilieren müssen, was bekanntlich leicht ins Graue kippen kann bzw.
immer bei mir gekippt ist. Die Farbkästen gibt es bei Ebay nicht gebraucht,
weil sie schon nach einmaliger Benutzung so abgerockt sind, daß sie selbst für hartgesottene Gemüter unebaybar sind (oh, ich habe gerade ein Wort erfunden, bislang
null Googletreffer: unebaybar = so hinüber, daß man es nicht mal mehr bei ebay
einstellen kann, s.a. verhunzt, kaputt, wertlos). Es klingt sogar hübsch, wenn
man es laut ausspricht, probiert mal, un-ih-bäh-ba) – Oh, und das Wasserglas, das habe ich
ganz vergessen. Man hatte damals so einen Malbecher aus Kunststoff. Darin mußte
man den Pinsel saubermachen, damit man ohne Zinnober etwas Französischgrün
aufnehmen konnte. Leider aber war das Wasser nach drei Reinigungsvorgängen so
dreckig, daß man es wieder austauschen mußte, wenn man sich das Gelbgold nicht
verderben wollte. Worauf man natürlich keinen Bock hatte. – Und dann hatte man die Kästen am Ende nicht richtig
saubergemacht und Farbreste suppten auf die Schulbücher. Das war ein rechtes
Elend, diese Wassermalerei. – Übrigens: was „Stückenfarbe“ (Illustration
ziemlich genau in der Mitte) sein soll, weiß das Internet auch nicht. Null
Treffer. Unebaybare Stückenfarbe, die Google-Doppel-Null für den heutigen Tag.
Schablonenwalzen: http://www.ebay.de/itm/12-alte-Musterwalzen-Malerrollen-Malerwalzen-Strukturwalzen-1x-Bugel-15cm-/151688507224?pt=LH_DefaultDomain_77&hash=item235156ef58
AntwortenLöschenAh, danke, jetzt hab ich es kapiert. Das Muster der Schablone wird durch die Farbe auf die Wand übertragen. Ist ja eigentlich auch logisch. - Ich kannte das deshalb nicht, weil ich dort aufgewachsen bin, wo eine Lammfellrolle aus dem Hagebaumarkt sozusagen der himalayahohe Gipfel der Farbrollenevolution war. Dieses Raffinement mit Mustern, das gab es damals nicht. Zwei Eimer Alpinaweiß, Lammfellrolle, und einen Hut aus dem Sportteil der Ruhr-Nachrichten, fertig.
AntwortenLöschenHallo Herr Göb,
AntwortenLöschenIch lese schon eine ganze Weile hier mit und wollte Ihnen einfach mal ein Kompliment machen für das schöne Projekt und die interessanten und unterhaltsam geschriebenen Texte. Ich bin zwar Jahrgang 70, aber erkenne hier so einiges wieder. Und als "Expat" in Manchester, die nicht mehr regelmäßig Deutsch spricht, freue ich mich an so schönen Worten wie "Näpfchenfarbe" (überhaupt: Näpfchen!) und, ja, auch "ebaybar".
Herzlichen Dank,
Sonja
Sonja, Ihr Lob freut mich sehr. Grüße nach Manchester!
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