Lage. Nach allerlei Essen und Kuchen werden wir heute endlich mal
wieder ernsthaft und wissenschaftlich. Es geht um die Lokaladverbien und Lokalpräpositionen,
die hier bunt durcheinanderstehen. Lokaladverbien sind hinten, vorn, oben,
unten, links, recht, jenseits, diesseits. Lokalpräpositionen sind vor, hinter,
in, aus, auf, an, neben, zwischen, über, auf, unter, jenseits und diesseits. Es
gibt allein 107 statische Lokaladverbien. Ich finde es jedesmal faszinierend,
in den Maschinenraum der Sprache zu steigen und nachzuschauen, wie das alles
funktioniert. Die Zylinderkopfdichtungen, das Hinterraddifferential, das
Planetengetriebe und die Kurbelwelle. Adverbien und Präpositionen sind ein
wenig wie Schrauben, mit denen der ganze Klumpatsch zusammengehalten wird. Und
damit man die Zündkerzen nicht verkehrt reindreht, zeigen Wechselpräpositionen
durch den Kasus an, ob sie statisch oder dynamisch sind. Wir fahren in den Wald. Wir
küssen uns im Wald. Sehr heißer Scheiß sind die Lokalpräpositionen bei
Ländernamen: hat das Land einen festen Artikel, dann heißt es in, sonst nach.
Wir fahren nach Frankreich und dann in die Schweiz. Und dann fliegen wir nach
Iran und in den Iran.
Drollig in der Illustration die Würfel. Aber besser kann man es auch
nicht zeichnen. Sogar die Würfelzahlen sind korrekt.
Interessant, daß das Lokaladverb „Hier“ fehlt. Ich denke, das ist
schwer zu zeichnen. Man hätte einen Beobachter zeichnen müssen, und aus seiner
Sicht das Hier eintragen und das Dort. Zumindest bislang haben wir noch keinen
sichtbaren Beobachter in den Brockhaus-Illustrationen gehabt. Das ist wohl auch
ziemlich selten in der bildenden Kunst geschehen, mir fallen da van Eyck und
natürlich Velasquez ein. Auf Hier kann man sich genau so wie Jetzt
(Temporaladverb) auch überhaupt nicht verlassen, genau so wenig wie auf rechts,
links, hinten, vorn undsoweiter. Kaum dreht man sich um, ist schon alles
anders. Jetzt ist zwar immer, aber immer auch schon vorbei. Oder wie es Hegel
auf seine unnachahmlich fluffige Art ausdrückte: „Diese reine Unmittelbarkeit
geht also das Anderssein des Hier als Baum, welches in ein Hier, das Nichtbaum
ist, das Anderssein des Jetzt als Tages, das in ein Jetzt, das Nacht ist,
übergeht, oder ein anderes Ich, dem etwas anderes Gegenstand ist, nichts mehr an.“
Ja, die Lage ist unübersichtlich.
"Auf Hier kann man sich genau so wie Jetzt (Temporaladverb) auch überhaupt nicht verlassen, genau so wenig wie auf rechts, links, hinten, vorn undsoweiter. Kaum dreht man sich um, ist schon alles anders."
AntwortenLöschenWie praktisch haben es da die Guugu Yimithirr: Sie benutzen "ein räumliches Vokabular, das sich an den Himmelsrichtungen orientiert" (http://www.zeit.de/2005/01/B-Sprache)
Ja, Sie haben recht, das gibt es vereinzelt bei Naturvölkern, die nur absolute Lokaladverbien verwenden. Da muß man aber jederzeit wissen, wo der kleine Nordstern steht (kratzt sich mit seiner östlichen Hand am Kopf).
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