Freitag, 7. November 2014

K39 – Kohlrabi, Kokarde etc.



Kohlrabi. Da ist er ja! Beim Kohl vergessen, aber hier blüht er in voller Pracht. Ich bewundere ja immer die großartigen Illustratoren des Brockhauses (wer war das wohl? Ich muß die mal anschreiben, ob das noch bekannt ist), aber bei Obst und Gemüse haben sie manchmal ihre Schwächen. Ich selbst bin ja auch ein sehr schlechter Gemüsezeichner (und Elefantenbildhauer, K36). Aber dieser Kohlrabi ist echt gelungen. Aber: es war auch wieder ein Das-mag-ich-nicht-Essen. Es wurde zuhause mit einer Mehlschwitze und Petersilie zubereitet. Die Kohlrabistückchen schwammen also in einer weißen, von grüner Petersilie flankierten Soße herum, und – das kennt ihr ja jetzt schon zu Genüge, ich heulend davor, das eß ich nicht, das mag ich nicht, kann ich nicht ein Wurstbrot haben etc. Kohlrabi war fast noch schlimmer als Schlabberkaps. Kohlrabi hat so einen spitzen, häßlichen Geschmack, ich mag ihn bis heute nicht (davorsitzen, heulen, Wurstbrot). 




Kokarde. Lustig. Ich habe einmal im Brockhaus von 1944 nachgeschaut. Da illustriert man deutlich vaterländischer. Die Farben einer Kokarde werden von innen nach außen gezählt. In der Mitte steht die wichtigste Farbe, die sogenannte Herzfarbe. Bei der Reichswehr war das dann von innen nach außen Rot-Weiß-Schwarz. Bei der Bundeswehr ist es Schwarz-Rot-Gold. Endlich wissen wir, was die wichtigste Farbe unsere Bundesflagge ist: Schwarz. Wie unsere Seelen. Erfunden haben die Kokarde die Franzosen. Laut Wikipedia ging das Farbspiel folgendermaßen: Preußen: schwarz-weiß, Österreich: schwarz-gelb, Großbritannien: rot-weiß-blau, Russland: gelb-schwarz-weiß und weiß-blau-rot. Warum sind die Russen denn jetzt so unentschlossen? Hm. Das erinnert mich jetzt ein wenig an den angeblich von Subkulturen praktizierten Hanky Code. Österreich wäre demnach BDSM (schwarz) und Pipispiele (gelb). Na gut. Man steckt da nicht drin, felix austria.



Kolben. Interessant auch, daß bei der Pazifizierung dieser Seite nicht nur die Kokarde verharnmos wurde, sondern auch der Gewehrkolben wegretuschiert wurde. Alle Illustrationen sind neu gezeichnet worden, das ist ungewöhnlich.



Köhler. Der Feuerschacht eines Meilers heißt „Quandel“. Das wußte ich nicht. Ich hatte aber zwei Schulkameraden, die Maike Köhler und Ralf Quandel hießen, und beide in demselben Vorort wohnte. Ich glaub aber nicht, daß die beiden um ihre gemeinsamen Wurzeln in der Holzkohleherstellung wissen.



Kokos. Ein wenig verdirbt mir jetzt das ziemlich mißratene Buch von Christian Kracht („Imperium“) den Spaß, hier über August Engelhardt (1875-1919) zu schreiben, obwohl er wirklich ein fantastischer Wirrkopf gewesen ist und hier wirklich einen Ehrenplatz verdient hätte. Er stammte aus der Subkultur des vegetarischen Nudismus und besiedelte ab 1902 eine Insel in Deutsch-Neuguinea. Dort ernährte er sich ausschließlich von Kokosnüssen, entwickelte die Philosophie des sog. Kokovorismus und gründete einen Sonnenorden. Er glaubte zum Beispiel, das Gehirn beziehe seine Energie aus den Haarwurzeln, die wiederum vom Sonnenlicht ernährt würden. Deshalb sei ein Hut, jegliche Kopfbedeckung absolut schädlich. Einige Deutsche kamen ebenfalls auf die Insel Kabakon, verstarben aber regelmäßig schon nach kurzer Zeit. Die einseitige Ernährung bekam auch Engelhardt nicht; sein gesamter Körper war von Krätze überzogen. Nichtsdestotrotz publizierte er Broschüren, in denen ein riesiges Weltreich des Fruktivorismus ausrief, welche das Pazifikgebiet, Südamerika, Südostasien und Zentralafrika umfassen sollen. So eine Art Kalifat einer Ananas-IS. Er starb 1919. Seine Grabstätte ist unbekannt.
 



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