Freitag, 31. Oktober 2014

K37 - Koffer, Koch





Koffer. Ich habe nicht herausfinden könne, was ein Abteilkoffer ist. Ein Koffer mit Abteilen oder ein Koffer für das Abteil? Im Internet steht sowieso nichts, aber auch meine bewährten alten Quellen (Meyer, Brockhaus 1902, Grimm, Pierer) versagen hier. Übrigens kennt der 1974er Brockhaus den Abteilkoffer auch nicht mehr. Mittlerweile füllt sich dieser Blog mit Begriffen, bei denen Google nur noch einen einzigen Treffer hat: nämlich hierhin. – Mit „Einrichtungskoffer“ ist ein Art Schminkkoffer gemeint. Warum er dann nicht Schminkkoffer heißt? Fragt nicht! Es gibt sogar einen Herrenhutkoffer, das habe ich überhaupt nicht gewußt. Aber klar. Thomas Mann hatte bestimmt mehrere Hutkoffer. Aber ein ganz ganz klein wenig schwul ist das schon, so ein Herrenhutkoffer. Der Menagekoffer ist ein Picknickkoffer; im 1974er Brockhaus heißt er auch schon so. Es hat sich schon ziemlich was bei den Kofferbegrifflichkeiten geändert. Der ziemlich nachlässige Wikipedia-Artikel berichtet außerdem über den „Buko“, das sei ein winziger Koffer, in den nur Zahnbürste und Unterwäsche passen – „Bums-Koffer“. Sehr witzig, Wikipedia, haha. Der Brockhaus nennt das viel eleganter „Stadtkoffer“. Und klar, es gibt den „Bahnkoffer“. Im 1974er Brockhaus gibt es das flugtechnische Pendant, das dort lustigerweise „Luftkoffer“ heißt, nicht Flugkoffer. Es gibt eben auch begriffliche Sackgassen und Neandertaler, bis der Strom der Sprache sich ein anderes Bett sucht. – Ich habe genau zwei Koffer. Einen grünen Luftkoffer, den ich aber auch schon lange nicht mehr benutzt habe. Und ich hab einen Pilotenkoffer. Das hat ausschließlich praktische Gründe. Das Notebook paßt hinein, und dann sogar noch ein kompletter Ordner. Gäbe es so viele Piloten wie Pilotenkoffer, dann hätte Berlin ein Dutzend Flughäfen (nicht). Hätte der Brockhaus so etwas illustrieren wollen, hätten sie vermutlich einen „Kapitänskoffer“ gezeichnet. Das ist auch viel cooler als ein Pilotenkoffer. Da fällt mir ein, daß mein Vater auch so etwas wie einen Pilotenkoffer besaß. Nur war es ein Werkzeugkoffer. Für mich als Kind ganz wunderbar. Das Mitnehmen von Allem fand ich schon immer faszinierend. Außer bei diesen Präsentationskoffern mit runden Papierstücken, auf die der Moderator die wichtigsten Gruppeneinsichten mit einem Edding in Stichworten festhält.



Koch. Bis vor zwei Jahren war ich der komplette Kochspasti. Nichts Richtiges konnte ich kochen. Ich war ein Aufwärmkoch. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser noch an A 16 (Ananas). Da ging es um den hochstaplerischen Fernsehkoch Wilmenrod. Ziemlich genau zu dieser Zeit habe ich angefangen zu kochen. Das erste Rezept, das in meinem privaten Kochbuch abgeschrieben wurde, war auch Wilmenrods „Arabisches Reiterfleisch“, das Rezept, welches er einer schwäbischen Hausfrau geklaut hat. In meinem Privatkochbuch (es heißt natürlich „Wilmenrods Erben“) bin ich mittlerweile bei Rezept Nummer 42 (Warmer Kartoffelsalat). Über meine gesammelten Unfähigkeiten (Knoten, Musik, Kegeln etc.) haben wir ja hier schon lang und breit gesprochen. Für Kochen scheine ich hingegen ein kleines Talent zu haben. Ich weiß, wenn noch Salz dran muß. Ich verstehe die Balance der Gewürze und der Kräuter. Ich variiere die Rezepte, ersetze die Gemüse und kalibriere es mit Kräutern wieder aus. Es funktioniert. Es gibt Niederlagen, klar, aber viel mehr großartige Siege. Jedem anderen Kochverweigerer, der das jetzt liest, kann ich nur zurufen: Kehre um! Fange an zu kochen! Du kannst es! DER KÜCHENGOTT SIEHT AUCH AUF DICH!


 
Haha, ich werde Foodblogger. Wiener Schnitzel mit warmen Kartoffelsalat.
Ich kann deutlich besser kochen als Fotografieren.


Es gibt nur wenige Sachen, die genau so glücklich machen. Etwas Schönes zu kochen ist reines, kristallines Glück. Und Sie machen nicht nur sich selbst glücklich, sondern auch Ihre Freunde. Und gutes selbstgekochtes Essen ist so viel mehr als jemanden zum Essen einladen. Es ist wie das Selber-Verpacken eines Geschenks. (- .... - Gestrichene unglaublich lange Abschweifung zum Thema Geschenkpapier, Einpacken, Liebe zum Geschenk und zum Beschenkten. Note to myself: für S36, Schreibwaren. Da bekommt dann die Schreibwarenhexe ihren großen Auftritt, aber hallo. Da freue ich mich jetzt schon drauf. Gut, in einem Jahr, circa) Kürzlich hatte ich Gelegenheit, bei einem Kochkurs in einer wirklich guten Küche mal am Herd zu stehen. Meine Fresse. Die armen Köche. Nicht nur, dass der Herd sowieso Hitze abstrahlt. Er ist so heiß, daß mein Unterarm gegrillt wurde, als ich in der Pfanne herumrührte. Ihr seid echte Helden, ihr Köche, ihr seid die größten Helden überhaupt. Für Wiener Schnitzel muß das Fett 140° heiß sein. Nicht 135°, und auch nicht 145°. Und natürlich schwimmend ausbacken. Unter 0,7 Liter Fett braucht Ihr gar nicht anzufangen mit Wiener Schnitzel.

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