Freitag, 17. Oktober 2014

K36 - Knoten






Knoten. Ich habe die Neigung, mir Dinge beizubringen, die ich nicht gebrauchen kann (Steno, Sütterlin), und unter anderem interessierte ich mich kurzzeitig mal für Knoten. Ich habe davon fast nichts mehr im Gedächtnis. Sogar den besseren Schnürsenkelknoten habe ich vergessen, was schade ist, weil mein Standardknoten offenbar zu labberig und mädchenhaft ist. Schon allein deshalb wollte ich fest und seemännisch in meinen Knotereien werden. Das Ende vom Lied war, wieder alle mobydickfesten Knoten zu vergessen, bis auf einen einzigen, den ich jetzt gerade mal geknüpft habe und unten per Foto mal dokumentiert habe. Der Knoten ist auch fest, aber sich so die Schuhe zuzubinden – nun, ich glaube, man würde mich für schrullig und sonderbar halten. Dann lieber Mädchenknoten. Obwohl damals, als ich immer meinen BIG JIM erhängt habe, gerne diesen Henkersknoten gekonnt hätte.

Spiel mir das Lied vom Knoten

















Am bekannsten von den Brockhaus-Knoten ist wohl der Pfahlstek (heute: Palstek), ein Universalknoten. „Zu seinen Vorzügen zählt, dass er weder slippt oder sich löst noch sich festzieht“, schreibt Knotenpapst Geoffrey Budworth dazu. Es gibt sogar noch eine optimierte Version, den Eskimo-Palstek. Der Arktisforscher John Ross brachte einen Eskimoschlitten nach London, der zahlreiche Beispiele dieses Knoten aufwies. Er ist noch sicherer als der Palstek. Richtig gedisst wird hingegen der Weberknoten: „Weder fest noch sicher“, meint Budworth. - Die Mausing (rechts unten) ist wieder so ein Fall, wo im ganzen Internet nix zu finden ist. Auch Duden und Wahrig kennen Mausing nicht. Aber immerhin Mackensen (der verblüffend vollständig ist) weiß: es ist eine Art Bindung. Der Rest der Welt hat das vergessen. Apropos kulturelles Vergessen, das ist ja eines unserer Dauerthemen. Über Quipu, die Knotenschrift der Inka, weiß man verblüffend wenig. Zu einem erheblichen Teil scheint es eine Zahlennotation zu sein, unter anderem für Steuern. Es gab damals spezialisierter Quipu-Knüpfer, und dann noch extra Quipu-Deuter. Toll. Die ignoranten Spanier haben dann alles weggeschmissen. Es sind gerade mal 759 Quipus erhalten, davon liegen alleine 300 in Berlin im Ethnologischen Museum. Die werde ich mal anschauen, ein Außeneinsatz für den Brockhaus-Blog!– Bei der Jungfer (oben rechts) habe ich nicht herausbekommen, warum sie Jungfer heißt. Im Englischen heißt es beispielsweise Deadeye. – Quipuknüpfen erinnert mich auch an den Kunstunterricht damals bei Frau Markovic. Wir bekamen alle eine Bastrolle, einen Aufhängestab und gelöcherte Holzkugeln. Nach einer kurzen Einweisung ging es dann los mit unserem Makrameeteppich. Ich erwähnte oben schon, daß ich kein besonders guter Knoter bin. Wobei ich jetzt bei der Abfassung des Brockhausblogs merke, wie vieles ich wenig kann. Allein in letzter Zeit: Kegeln, Klavierspielen, Knoten. Das werden wir mal weiter beobachten. Wie auch immer: alle kriegten das mit den Makrameeknoten ziemlich schnell hin. Ich nicht. Es gelang mir einfach nicht, durch Übung höhere Schnelligkeit aufzubauen. Gegen Ende des Schuljahres waren die anderen schon längst beim Aquarellieren angekommen – aber ich stand zusammen mit einem anderen Mädchen vor meiner halben Makremeematte. Und das Mädchen war auch noch vier Wochen krank gewesen. Ich war sauer und schämte mich darüber, so dusselig zu sein. Am Ende kam Frau Markovic wütend zu mir und knüpfte das Ding schnell fertig. Ich habe es auch nachhause mitgenommen. Es hing kurz im Flur. Die Ergebnisse meines Kunstunterrichts waren regelmäßig so schlecht, daß sie nur ganz kurz die Wände unseres Hauses zierten. Ich war darum nicht traurig. Verblüffenderweise hat meine Mutter doch etwas von meinen Kunstunterrichtsprodukten aufbewahrt und mir kürzlich mitgegeben. Das hat zwar nichts mit Knoten zu tun, aber wo wir hier gerade so nett zusammensitzen.


Elefantversuch

















Es handelt sich um einen Elefanten aus Ton. Daran ist nun wirklich fast alles mißraten. Die Ohren sind eher von einem Cockerspaniel. Die Kopfform ähnelt auch eher dem Monster aus „Alien“ - dabei hat es den Film damals doch noch gar nicht gegeben. Die Beine sind viel zu kurz – wie soll der denn zum Wasserloch kommen? Hinrollen? Außerdem ist Körperform ganz falsch. Und beim Anmalen habe ich es nicht mal geschafft, alle Stellen sauber grau zu machen. Dabei ist er auch noch runtergefallen und der Rüssel ist abgebrochen. Ich hab das dann mit Pattex geklebt, welches dann aus der Bruchstelle gesickert ist. Was Mutterliebe alles vermag! Das Teil  40 Jahre aufzubewahren. Jetzt steht es bei mir im Schrank.



Und natürlich auch Haarknoten. Ich mag es gerne, zuzuschauen, wie die Frauen ihr Haar zu einem Dutt oder anderen Haarskulpturen verknoten. Damit kriegt man mich. Zumal es manchmal dann so aussieht, als würden sie hinter dem Kopf, mit dem eigenen Haar, genau so knoten wie ich mit meiner Krawatte, aber ich kann das nur vor dem Spiegel und von vorne. Vielleicht ist es ja auch das, was mich daran fasziniert. Ihr seht ja gar nicht, was ihr da knotet, beziehungsweise nur eure Hände sehen den Dutt. Toll. Bringen das eher Mütter ihren Töchtern bei, Tanten ihren Nichten oder habt ihr das von Freundinnen, oder aus Youtube-DIY-Anleitungen?



Verblüffend -  Ich hatte selten ein Lemma, das unerwarterweise so ergiebig ist wie Knoten, ich könnte da glatt drei Wochen füllen. Tut mir leid, gordischer und salomonischer Knoten und Heraklesknoten. Ich würde auch gern über die mathematische Knotentheorie sprechen, wenn ich denn nur ein einziges Wort der verschiedene Artikel verstanden hätte. Nur so viel: es gibt dort sogenannte zahme Knoten. Das erzähle mal einer Frau Markovic.

1 Kommentar:

  1. Der Elefant ist total gut, finde ich. Ein Denker, deshalb der große Kopf. Wer so einen Elefanten machen kann, der braucht keine Knoten zu können.

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