Klinke. Hier eine kleine Anekdote: Erica und ich waren in der Küche,
und ich wollte gerade in das Arbeitszimmer, als die Küchentürklinke – die fast
genau so aussah wie auf dieser Illustration – abbrach. Übrig blieb ein etwa
drei Zentimeter langer Stummel und eine schmale Vierkantschraube. Zuerst großes
Herumlachen, haha, Klinke abgebrochen, aber irgendwann wollten wir dann auch
die Küche wieder verlassen. Wenn man sich das so überlegt, ist eigentlich keine
so große Sache. Wir mußten nur den Stummel etwas drehen und dann würde sich die
Tür entriegeln. Und das notwendige Drehmoment ist ja nun wirklich nicht groß –
das kennt man ja vom Klinkendrücken. Zunächst dachte ich ja, ich könnte den Klinkenstummel mit bloßen
Fingern drehen. Das funktionierte nicht. Aber schließlich saßen wir ja in einer
gut ausgerüsteten Küche. Mit einer Küchenschere klappt es jedenfalls nicht.
Auch nicht mit einem Kochlöffel in einem Trockentuch, das um den Stummel
verdrallt wird. Auch andere Ersatzverlängerungen wie Flaschen, mit und ohne
Einkochgummi, die Hebelersatz sein könnten, funktionieren ebenfalls nicht. Ich
ruinierte eine Gabel an der schmalen Vierkantschraube. Zuerst fanden wir das
alles sehr lustig und abenteuerlich. In der ersten Stunde. Dann machten wir uns
die ersten Sorgen. Die Tür öffnete sich nach innen. Weder konnte man mit einer
Scheckkarte den Riegel erreichen noch die Tür einfach aushängen. Immerhin
würden wir hier erstmal nicht verhungern. Besser in der Küche eingesperrt sein als
in der Bibliothek. In der zweiten Stunde schlich so langsam die Verzweiflung in
unser Gefängnis. Und wie peinlich das alles war. Wir waren nicht in der Lage,
eine Türklinke zu drehen. Keinen Millimeter. Zwei Stunden waren vergangen. Wir
tranken einen Kaffee. Wir waren verzweifelt. Schließlich begannen wir,
systematisch die gesamte Küche, alle Schränke und Regale nach weiteren
Hilfsmitteln und Zangenartigem zu durchsuchen. Schließlich hielt Erica einen
kleinen Schraubenschlüssel hoch. Sie hatte ihn ganz hinten in der
Küchenschublade gefunden. Da gehörte er zwar nicht hin, aber egal. Der ist noch
von meinem Papa, sagte sie. Ich nahm den Schlüssel, steckte ihn auf die
Vierkantschraube und drehte. Die Tür öffnete sich. Wir waren gerettet. Danke,
Papa. – Anderes Thema: mit der Fernsprechklinke funktionierte das so: man
drehte eine Kurbel am eigenen Telefonapparat. Das wurde in der Vermittlung registriert
und das Fräulein vom Amt meldete sich. Man gab an, mit wem man telefonieren
wollte, und dann wurde mit diesem Stöpsel die Klinke zum Angerufenen
geschlossen. Die inländische Handvermittlung wurde 2003 eingestellt, aber es
gibt sie immer noch: in Spezialfällen (besonderes altertümliche Anschlüsse auf Kuba
und in Kanada) wird nach wie vor handvermittelt.
Kloben und Klotz. Jetzt haben wir uns bei der Klinke arg verplaudert,
deshalb nur ganz kurz. Ein Feilkloben, so lerne ich, ist einfach ein
Schraubstock, der nicht fest installiert ist. – Genau so einen Hackklotz hatten
wir im Keller. Er war ein Stück Baumstamm. Er wurde benötigt, um aus alten
Brettern u.ä. kleine Scheite mit einem Beil zu schlagen. Die wurden als
Ansteckhilfe im Kohlenofen benutzt, weil die Briketts oftmals so schlecht
brannten. Ich habe als Kind manchmal heimlich das Beil aus dem Klotz gezogen
und wieder in den Klotz gehauen. Das war so gruselig wie die Enthauptung von
Maria Stuart im Film mit Katherine Hepburn. Enthauptungen mit Beil und
Richtklotz hat es aber noch bei den Nazis gegeben. Benita von Falkenhayn wurde
1935 in Plötzensee so geköpft. Was wohl aus dem Richtklotz geworden ist? Ob
sich den jemand ins Wohnzimmer stellte? Apropos, was ganz anderes: ich habe
festgestellt, daß meine kleine Brockhausseite öfter mal gefunden wird, wenn
jemand „Verbleib Blutfahne“ googelt (F01, Fahne). Die Blutfahne war ja die
Fahne vom mißratenen Hitleraufstand von 1923, inklusive Flecken. Sie ist seit langem
verschollen. Aber natürlich weiß ich alles über den VERBLEIB DER BLUTFAHNE,
google robot. Mein Opa hatte Kaninchenställe, und als die wegkamen, haben wir
mit der Blutfahne die Kaninchenscheiße weggeputzt. Und dann haben wir den
alten, stinkenden Fetzen weggeschmissen. Da habt ihr eure Blutfahne.
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