Freitag, 3. Oktober 2014

K28 - Klavier





Klavier. Weil man im Gegensatz zum Cembalo sowohl leise als auch laut spielen konnte, piano und forte, deshalb wurde das Klavier Pianoforte genannt. Erfunden hat es ein 1698 ein Instrumentenbauer mit dem schönen Namen Bartolomeo Cristofori. Er hat 20 Hammerklaviere gebaut, von denen tatsächlich noch 3 erhalten sind. Hammerklavier heißt es deswegen, weil der Hammer die entscheidende Neuerung war – bei einem Cembalo wird die Saite von einem Pömpel gezupft, beim Piano werden die (drei) Saiten von einem Hammer angeschlagen. Und das ist überraschenderweise das entscheidende beim Klavierbau: die Beschichtung des Hammers. Was bei der Violine die Lackierung ist, das ist beim Klavier der Hammerfilz. Wikipedia berichtet trocken: „Die Aufbringung des Filzes auf den Hammer ist ein delikater Prozeß“. Im 19. Jahrhundert gab es Hämmer, die zunächst mit Hirschleder bezogen wurden, dann kamen mehrere Schichten Filz und Wolle und ganz außen Kanichenfell. Tatsächlich ist die genaue Vorgehensweise bei den Hammerherstellern ein riesiges Betriebgeheimnis. Ich stelle mir den alten Hammerbauer vor, der auf dem Totenbette seinen Sohn zu sich herabzieht und ihm das größte, wichtigste, geheimste Geheimnis der Hammerherstellung ins Ohr zu flüstern: „Und dann mußt du den Filz eine Vollmondnacht lang in alter Katzenpisse einweichen.“ „In alter Katzenpisse?“ „Ja, mein Sohn, das ist das Geheimnis unseres Hammers.“ – Das Tafelklavier (rechts oben) ist ein Flügel, bei dem Saiten quer liegen, ein Spinett hingegen ist ein Cembalo mit querliegenden Saiten. Es gibt unzählige Pianovarianten, die liebste ist mir das sog. Giraffenklavier. Das ist ein Harfenklavier, bei dem der Kasten nach oben steht, also praktisch ein nach oben geklappter Flügel. Wäre ich Mozart, ich würde Giraffenklavierkonzerte schreiben. Ohnehin wahnsinnig sympathische Tiere, so zufrieden, freundlich und gelassen. Und schön groß und mit dünnen Beinen. – Ich habe mich jetzt einmal über das Klavierstimmen informiert. Ich verstehe ca. 3% von dem, was auf Klavierstimmseiten zu lesen ist. Festgelesen habe ich mich bei einem Problem der sogenannten harmonischen Stimmung: leider ist die Welt nicht so eingerichtet, daß sieben Oktaven genau zwölf Quinten ergeben. Es fehlt ein Achtelton, und den nennt man Pythagoräisches Komma. Er wird beim Klavierstimmen dann auf die Töne verteilt, und das nennt man wohltemperierte Stimmung. Ohnehin muß man doch wieder sagen, daß der Liebe Gott beim Einrichten der Welt doch hier und da geschlampt hat. Das pythagoräische Komma, die Erschaffung von Mücken, die Existenz von Bayern München: das hätte es doch alles nicht gebraucht, wenn da mit größerer Sorgfalt und Akkuratesse gearbeitet worden wäre.

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