Klavier. Weil man im Gegensatz zum Cembalo sowohl leise als auch laut
spielen konnte, piano und forte, deshalb wurde das Klavier Pianoforte genannt.
Erfunden hat es ein 1698 ein Instrumentenbauer mit dem schönen Namen Bartolomeo
Cristofori. Er hat 20 Hammerklaviere gebaut, von denen tatsächlich noch 3
erhalten sind. Hammerklavier heißt es deswegen, weil der Hammer die
entscheidende Neuerung war – bei einem Cembalo wird die Saite von einem Pömpel
gezupft, beim Piano werden die (drei) Saiten von einem Hammer angeschlagen. Und
das ist überraschenderweise das entscheidende beim Klavierbau: die Beschichtung
des Hammers. Was bei der Violine die Lackierung ist, das ist beim Klavier der
Hammerfilz. Wikipedia berichtet trocken: „Die Aufbringung des Filzes auf den
Hammer ist ein delikater Prozeß“. Im 19. Jahrhundert gab es Hämmer, die
zunächst mit Hirschleder bezogen wurden, dann kamen mehrere Schichten Filz und
Wolle und ganz außen Kanichenfell. Tatsächlich ist die genaue Vorgehensweise
bei den Hammerherstellern ein riesiges Betriebgeheimnis. Ich stelle mir den
alten Hammerbauer vor, der auf dem Totenbette seinen Sohn zu sich herabzieht
und ihm das größte, wichtigste, geheimste Geheimnis der Hammerherstellung ins
Ohr zu flüstern: „Und dann mußt du den Filz eine Vollmondnacht lang in alter
Katzenpisse einweichen.“ „In alter Katzenpisse?“ „Ja, mein Sohn, das ist das
Geheimnis unseres Hammers.“ – Das Tafelklavier (rechts oben) ist ein Flügel,
bei dem Saiten quer liegen, ein Spinett hingegen ist ein Cembalo mit
querliegenden Saiten. Es gibt unzählige Pianovarianten, die liebste ist mir das
sog. Giraffenklavier. Das ist ein Harfenklavier, bei dem der Kasten nach oben
steht, also praktisch ein nach oben geklappter Flügel. Wäre ich Mozart, ich
würde Giraffenklavierkonzerte schreiben. Ohnehin wahnsinnig sympathische Tiere,
so zufrieden, freundlich und gelassen. Und schön groß und mit dünnen Beinen. –
Ich habe mich jetzt einmal über das Klavierstimmen informiert. Ich verstehe ca.
3% von dem, was auf Klavierstimmseiten zu lesen ist. Festgelesen habe ich mich
bei einem Problem der sogenannten harmonischen Stimmung: leider ist die Welt
nicht so eingerichtet, daß sieben Oktaven genau zwölf Quinten ergeben. Es fehlt
ein Achtelton, und den nennt man Pythagoräisches Komma. Er wird beim
Klavierstimmen dann auf die Töne verteilt, und das nennt man wohltemperierte
Stimmung. Ohnehin muß man doch wieder sagen, daß der Liebe Gott beim Einrichten
der Welt doch hier und da geschlampt hat. Das pythagoräische Komma, die
Erschaffung von Mücken, die Existenz von Bayern München: das hätte es doch alles
nicht gebraucht, wenn da mit größerer Sorgfalt und Akkuratesse gearbeitet worden
wäre.
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