Kerze.
Pro Kopf werden in Deutschland 1,3 kg Kerzen verbraucht. Nicht ganz einfach zu
schätzen, aber ich glaube nicht, daß ich viel mehr als 500g anzünde. Einer von
euch muß also mehr als 2kg verbrennen. – Die Geschichte der Kerze beginnt mit
Talgkerzen, die fürchterlich stanken und rauchten. Dann machte man mit
Honigwachs weiter, das roch schon mal besser. Ein anderes Problem war
es, weiße Kerzen herzustellen. Die braucht man in Gottesdiensten, zu Ostern
oder einfach-nur-so. Zuerst weißte man sie mit Arsen, dann stieg man auf Walrat
als weißen Kerzengrundstoff um, das aber nun auch nicht unbeschränkt verfügbar
war. Schließlich wurde dann 1830 das Paraffin als geruchs- und rauchfreie
Lösung erfunden. Der Erfinder, Karl von Reichenbach, hatte
ein buntes Leben. Seine Tante war Ludovike Simanowiz, eine der ganz wenigen
Malerinnen jener Zeit und hervorragende Schiller-Porträtistin. Reichenbach
selbst hatte als junger Mann eine Geheimgesellschaft gegründet zur Schaffung
einer Kolonie auf Tahiti. Als diese Otaheiti-Gesellschaft schließlich aufflog,
ging Reichenbach einige Jahre in den Knast. Er war ein hervorragender
Meteoritensammler und glaubte an Od, das ist eine Lebenskraft, die vom Lieben
Gott kommt. Od ist auch dafür verantwortlich, daß Jesus nicht nur über Wasser
gehen konnte, sondern es auch in Wein verwandeln konnte. Reichenbach glaubte
ferner, besonders beseelte Menschen könnten Magnete leuchten sehen. Reichenbach
gehört ab heute in die Brockhaus-Ehrenreihe, damit nicht nur Halunken wie
Wilmenrod (A16) oder van Megeren (D5) hier die Texte bevölkern, sondern auch
Leute, die richtig was drauf hatten und auch etwas gefunden haben. Auch wenn es
Zufall war, wie bei unserem Freund Reichenbach, den eigentlich schmierte er gerade nur mit Holzteer herum, als er das Paraffin entdeckte. - Jedenfalls sind seitdem unsere
Kerzen aus Paraffin, das weder raucht noch stinkt.
Kescher.
Mein Vater hat früher auch geangelt, und ich mußte öfter mit. Ich fand es
sterbenslangweilig. Noch nicht einmal unterhalten konnte man sich dabei, weil
das die Fische vertreibt. Und eigentlich ist es sowieso nicht einzusehen, warum
Tiere umbringen so einfach als Hobby und Sport durchgeht. An meinen Badeseen
sehe ich öfter Angler. Sie sind durchweg unsympathisch. Sie haben immer
Tarnhosen an und Reklamehüte von Baumärkten. Sie tragen Schnurrbärte und
natürlich einen Kescher. Sie sehen aus wie ukrainisch-russische Separatisten.
Und eigentlich hab ich noch nie gesehen, wie sie gerade was fangen. Sie sitzen
nur doof da, lesen nicht und schweigen. Wer außerdem wissen will, wie Angler so
drauf sind, möge mal Carponizer bei amazon suchen. Das ist der Erotische
Karpfenkalender, ja so etwas gibt es wirklich. So sind Angler und Kescherbenutzer.
Kiefer.
Mein Lieblingsschaumbad ist Herbacin Latschenkiefer. Wir hatten ja letzte Woche
Inspirationsessen und Erinnerungslebensmittel, für mich ist es vor allem das
Kiefernschaumbad. Wenn ich da hineinsteige, werde ich wieder zum
Siebenjährigen, der am Samstagabend in die Badewanne steigt und einen
Quartettkasten und Plastiksoldaten zum Spielen mitnimmt. Nein, das mache ich heute nicht mehr. Wahrscheinlich ist im Kieferschaumbad auch das Od von Karl Reichenbach drin.
Kieke.
Und ganz ganz kurz: eine Kieke ist Heizgerät für kalte Füße. In den Kasten
kommt ein glühendes Brikett in einem Metallbottich. In der Schweiz hat das Teil
den schönen Namen „Gluthund“.
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