Freitag, 5. September 2014

K18 - Kegeln






Kegeln. Kegeln und Bowling sind mir stets ein Sport mit sieben Siegeln geblieben. Ich kriege die Koordination aus Anlauf, Ausholen und Werfen nie richtig hin, obwohl ich mich im Allgemeinen bei solchen Sachen nicht gut, aber auch gar nicht so schrecklich blöd anstelle. Die Ursprünge des Kegelspiels liegen in Klöstern. Das Umschmeißen der Kegel nannte man dort auch „Heidentöten“. Das ist schon krass: Kegeln als mönchischer Dschihad. - Es ist natürlich eine wunderschöne Illustration. Es gibt ein Schreibpult, und sogar einen Klubschrank. Vor allem aber steht hinten rechts der Kegeljunge, der die Kegel abräumt oder wieder aufstellt, die Kugeln in den Rücklauf legt und Anzeigeanlage bedient (später alles elektrisch, heute digitalisiert und programmiert). Der bekannteste aller Kegeljungen war Karl May. In seinen Erinnerungen schreibt er: „Zur Stärkung bekam ich des Nachmittages und des Abends ein Butterbrod und ein Glas abgestandenes, zusammengegossenes Bier.“ Die Kneipe hatte zusätzlich eine Bücherausleihe, in der sich der kleine Karl mit Abenteuerliteratur eindeckte (z.B. „Himlo Himlini der wohltätige Räuberhauptmann“) und in seiner Kegeljungenbude schmökerte, wenn gerade wenig los war. Dort lauschte Karl auch den Geschichten von Keglern, die aus Amerika heimgekehrt waren. Old Skittlehand, sozusagen. Es war also eine Kegelbahn, in der eine der größten Fantasiewelten des Jahrhunderts gegründet wurde. Und der Treibstoff war ein Butterbrot und zusammengegossenes Bier, kein Lindenblütentee und eine Madeleine. Vielleicht ist die Delikatesse der Inspirationslebensmittel entscheidend für das literarische Ergebnis. Dieser Artikel entstand nach dem Genuß von selbstgemachtem indischen Käse sowie Lakritztee. Liest man ihm das an? – Ich habe mal einige Jahre auf dem Land gelebt. In der kleinen Stadt dort gab es ein rühriges Lokalblättchen, das kostenlos alle zwei Wochen verteilt wurde. Und in den Kleinanzeigen annoncierten immer die Kegelgeschwister ihre seltenen Würfe: „Hubert hat am 26.8. den König aus dem vollen Bild geschlagen“, „Lieselotte hat die 8 ums Vorderholz geworfen“ Und das ungefähr eine halbe Seite lang. – Für die Klärung des seltsamen Kegelspiels rechts mußte ich auf Pierers Universallexikon von 1857 (zu der Zeit war Karl May Kegeljunge!) zurückgreifen: „Der Baumelschub, dem vorigen ähnlich, nur daß Kegel u. Kugeln in größerem Maßstab sind u. letztere an einer etwas stärkerem Schnur als bei jenem hängt, unterscheidet sich von jenem dadurch, daß die Kugel nicht direct, sondern erst um einen von dem Spieler aus jenseits der Kegel etwas seitwärts stehenden, einige Fuß hohen Pfahl herumgeworfen wird. Man hat diese Art K. in neuerer Zeit sehr häufig in Gärten angebracht.“ Ich war als Kind schon mit ein paar Stöcken und Schnüren zum Spielen zufrieden, aber das hätte mich vermutlich schon nach 5 Minuten tödlich gelangweilt. Aber ich war ja auch nie Kegeljunge. Aber Karl May gelesen.

2 Kommentare:

  1. Herrlich!!!! THX ;-)
    Anke

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  2. In der Berühmtheit des Namens kommt August Bebel dem Sachsen sehr nahe!

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