Kegeln.
Kegeln und Bowling sind mir stets ein Sport mit sieben Siegeln geblieben. Ich
kriege die Koordination aus Anlauf, Ausholen und Werfen nie richtig hin, obwohl
ich mich im Allgemeinen bei solchen Sachen nicht gut, aber auch gar nicht so
schrecklich blöd anstelle. Die Ursprünge des Kegelspiels liegen in Klöstern.
Das Umschmeißen der Kegel nannte man dort auch „Heidentöten“. Das ist schon
krass: Kegeln als mönchischer Dschihad. - Es ist natürlich eine wunderschöne
Illustration. Es gibt ein Schreibpult, und sogar einen Klubschrank. Vor allem
aber steht hinten rechts der Kegeljunge, der die Kegel abräumt oder wieder
aufstellt, die Kugeln in den Rücklauf legt und Anzeigeanlage bedient (später
alles elektrisch, heute digitalisiert und programmiert). Der bekannteste aller
Kegeljungen war Karl May. In seinen Erinnerungen schreibt er: „Zur Stärkung bekam ich des Nachmittages und des
Abends ein Butterbrod und ein Glas abgestandenes, zusammengegossenes Bier.“ Die
Kneipe hatte zusätzlich eine Bücherausleihe, in der sich der kleine Karl mit
Abenteuerliteratur eindeckte (z.B. „Himlo Himlini der wohltätige
Räuberhauptmann“) und in seiner Kegeljungenbude schmökerte, wenn gerade wenig
los war. Dort lauschte Karl auch den Geschichten von Keglern, die aus Amerika
heimgekehrt waren. Old Skittlehand, sozusagen. Es war also eine Kegelbahn, in
der eine der größten Fantasiewelten des Jahrhunderts gegründet wurde. Und der
Treibstoff war ein Butterbrot und zusammengegossenes Bier, kein Lindenblütentee
und eine Madeleine. Vielleicht ist die Delikatesse der Inspirationslebensmittel
entscheidend für das literarische Ergebnis. Dieser Artikel entstand nach dem
Genuß von selbstgemachtem indischen Käse sowie Lakritztee. Liest man ihm das
an? – Ich habe mal einige Jahre auf dem Land gelebt. In der kleinen Stadt dort
gab es ein rühriges Lokalblättchen, das kostenlos alle zwei Wochen verteilt
wurde. Und in den Kleinanzeigen annoncierten immer die Kegelgeschwister ihre
seltenen Würfe: „Hubert hat am 26.8. den König aus dem vollen Bild geschlagen“,
„Lieselotte hat die 8 ums Vorderholz geworfen“ Und das ungefähr eine halbe
Seite lang. – Für die Klärung des seltsamen Kegelspiels rechts mußte ich auf
Pierers Universallexikon von 1857 (zu der Zeit war Karl May Kegeljunge!) zurückgreifen:
„Der Baumelschub, dem vorigen ähnlich,
nur daß Kegel u. Kugeln in größerem Maßstab sind u. letztere an einer etwas
stärkerem Schnur als bei jenem hängt, unterscheidet sich von jenem dadurch, daß
die Kugel nicht direct, sondern erst um einen von dem Spieler aus jenseits der
Kegel etwas seitwärts stehenden, einige Fuß hohen Pfahl herumgeworfen wird. Man
hat diese Art K. in neuerer Zeit sehr häufig in Gärten angebracht.“ Ich war als
Kind schon mit ein paar Stöcken und Schnüren zum Spielen zufrieden, aber das
hätte mich vermutlich schon nach 5 Minuten tödlich gelangweilt. Aber ich war ja
auch nie Kegeljunge. Aber Karl May gelesen.
Herrlich!!!! THX ;-)
AntwortenLöschenAnke
In der Berühmtheit des Namens kommt August Bebel dem Sachsen sehr nahe!
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