Kartusche.
Die Kartusche ist für mich ein Problemwort und ich habe die Gelegenheit
genutzt, endlich mal klar Tisch zu machen zwischen Kartusche und mir. Also: die
Geschoßkartusche ist die Hülse für die Treibladung des Geschosses, aber nicht
das Geschoss selbst – das ist der Unterschied zur Patronenhülse. Das habe ich
nicht gewußt. Die Kartusche als Zierrahmen ist im Unterschied zum Bilderrahmen
nicht beweglich, sondern Bestandteil der Architektur. Das habe ich ebenfalls
nicht gewußt. Im Barock gab es dann Kartuschen ohne Inhalt, aber mit kitschigen
Schmuckstuck, der häßlicherweise „Knorpelwerk“ heißt. Jetzt ist alles gesagt
zwischen der Kartusche und mir und wir schießen, knorpeln und gehen unseres
Weges.
Karyatide.
Ein weiterer Architekturbestandteil, aber diesmal mit einer echten Aufgabe:
nämlich das nächste Stockwerk zu tragen. Ich war kürzlich in Wien und stellte
fest, daß praktisch alle Gebäude dort karyatidiert sind. 100.000 Frauen aus
Marmor tragen diese Stadt. (Ehrlicherweise muß ich ergänzen, daß es meiner reizenden Begleitung mit ihren guten Augen zuerst aufgefallen ist. Ungefähr die Hälfte hat sie fotografiert).
Käse.
Meine Käsekindheit war recht schlicht (Gouda in Scheiben, Rotkäppchen, Harzer
Käse), bis wir dann zum erstenmal Holland Urlaub machten. Dort gab es
Käseläden! Genauer gesagt, Käse-Nuß-Läden, in denen sich der Käseduft mit
Nuß-Rosinen mischte. Und es gab viel mehr Sorten Gouda! Jong, jong belegen,
belegen, oud, overjarige. Und er schmeckte auch viel besser! Und man konnte
Heinz Sandwich Spread draufschmieren, das es bei uns nicht einmal gab, eine Art
Gewürzmayonnaise. So wurde ich ein Käsekind. Das ist gut gelaufen für mich.
Kasperle. Den Kasper gibt es erst seit Ende des 18.
Jahrhunderts. Er hat – tatsächlich – den Hanswurst abgelöst. Vielleicht ist es jetzt
mal an der Zeit wieder den Kasperle abzulösen. Aber wer kommt dann? Bushido?
Ulihoeneß? Wowereit? Da kann man sich doch einigermaßen etwas vorstellen.
Kasse.
Im Karyatidenland heißt das „Kassa“, was ich schön altmodisch finde. - Bei
vielen Gegenständen aus dem Brockhaus fällt es übrigens zunehmend schwer, sich
online kundig zu machen. Man ist meist auf Sammler angewiesen, das fällt dann
mal leichter (z.B. Rechenschieber, dazu kommen wir noch), mal schwerer, wie bei
den Registrierkassen. So habe ich nicht herausfinden können, was das Zahlbrett
zählt und was auf der Prüfplatte geprüft wird. Erfinder der Kasse ist das
amerikanische Unternehmen NCR, aber da stand doch früher ein anderer Name auf
den Kassen – genau, ANKER. Die haben auch die Nähmaschine meiner Mutter
hergestellt. Die Ankerwerke aus Bielefeld haben ein buntes Leben als Hersteller
von Registrierkassen, Nähmaschinen, Fahrrädern und Motorrädern hinter sich, bis
sie dann 1976 Konkurs anmeldeten, weil sie es nicht ins elektrische Zeitalter
geschafft haben. Die Reste der Firma wanderten mehrmals durch verschiedene
Konzerne und wurden immer weiter verdünnt, bis sie der Firma Micros landeten,
die gerade von Oracle übernommen wird. Oracle wird also einige Atome Anker
Registrierkassen in seinem Portfolio haben. Vielleicht fangen sie ja auch an,
wieder Nähmaschinen zu bauen. Oracle Sewingbase, und SAP ärgert sich schwarz.
Die deutsche Niederlassung ist nicht mehr in Bielefeld, sondern hier um die
Ecke an meiner Schloßpark-Joggingstrecke. So fügt sich die Welt immer wieder
unter meinen Augen zusammen. – Das hübsche Wort „Schauwerk“ für die
Betragsanzeige bekommt ein Extrasternchen.
Ich glaube auf dem Zahlbrett (be)zahlte man und erhielt sein Wechselgeld. Heute heißt das Zahlteller oder Zahlschale und steht alleine auf dem Tresen.
AntwortenLöschenJa, das klingt nach einer guten Theorie. Das kleine Ding ist ja ganz oben links, damit der Kunde von der anderen Seite auch gut drankommt.
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