(So,
jetzt wurde der Vertrieb des gedruckten Brockhaus endgültig eingestellt. Wir
machen hier natürlich tapfer weiter und stemmen uns gegen den Untergang!
Brockhaus für immer!)
Kartoffel.
Die Kartoffelwaage stellte mich erst einmal vor Rätsel – bis ich herausgefunden
habe, um was für ein Gerät es sich hier handelt: es dient zur Ermittlung des
Stärkegehalts der Kartoffeln. Sie werden einmal normal und einmal unter Wasser
gewogen. Der Stärkegehalt verändert den Auftrieb der Kartoffeln. Als ich klein
war, haben meine Eltern und Großeltern tatsächlich Kartoffeln zentnerweise
eingekauft, und dann im „Kartoffelschoß“ im Keller eingelagert. Irgendwann
nahmen aber die Keime überhand, und dann hieß es, „die Kartoffeln sind nichts
mehr“, aber meistens waren dann ohnehin nur noch ein paar Schaufeln übrig. Und
tatsächlich hießen die Herbstferien bei den Alten sogar noch „Kartoffelferien“.
Das ist mir allerdings erspart geblieben – bei der Kartoffelernte mitzuhelfen.
Kartei.
Das ist natürlich faszinierend. Wir sind von unseren Computern so verwöhnt, daß
man kaum noch mit gedruckten Karteien zu tun hat. Das war ja das Faszinierende
an den alten Bibliothekskatalogen: Alphabetischer Katalog und Schlagwort-Katalog,
hölzerne Karteikästen in langen Reihen, Papiergeruch. Kallimachos von Kyrena,
der Autor des ersten Bibliothekskatalogs der Welt in Alexandria, sortierte
seine Autoren zuerst nach Sachgebieten, dann alphabetisch nach Autoren und die
Werke eines Autors dann zeitlich. Klingt alles selbstverständlich, aber darauf
muß man auch erst einmal kommen. Jede Kartei ist ein Umsortieren. Die Welt an
sich ist nicht alphabetisch sortiert. Die Dinge geschehen hintereinander, nicht
alphabetisch. Die Menschen wohnen nicht alphabetisch nach Nachnamen sortiert
nebeneinander. - Früher einmal habe ich Adressen in ein kleines Notizbuch
übertragen. Zu jedem Jahresbeginn übertrug ich die Adressen, die ich noch
benutzen wollte, in das neue Notizbuch. Das war dann gleichzeitig eine
Entscheidung über die Fortführung der Bekanntschaft beziehungsweise über ihren
Verlust. Das alles hat jetzt Outlook übernommen, nur lösche ich da nie etwas. Früher
hatte ich eine analoge Adreßkartei, die stets aktuell war, mit Namen von Leuten,
die jederzeit für mich Umzugskartons getragen hätten. Jetzt habe ich eine
digitale Kontaktdatenbank voller Zombies und Leuten, denen nimmermehr einfallen
würde, wer ich eigentlich war. - Die
hier abgebildete Buchkartei ist mir auch in der Funktionsweise nicht ganz klar.
Es scheinen Karteikarten zu sein, die versetzt eingeheftet sind und dann
umgeklappt werden. Völig rätselhaft ist die Stange (?) auf der rechten Seite. Auch
bei höchster Vergrößerung des Originalscans werde ich nicht schlau aus dieser
Karteitechnik. – Fast die einzige verbliebende Anwendung von Karteikarten sind
Vokabel-Lernkarten, aber dafür gibt’s natürlich auch schon Apps. Badekappen,
Hotelboys (vom letztenmal, K9), Brockhaus, Karteien, alles verschwindet, nur
die Kartoffel, die bleibt.
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