Kaffee. Eine milde Nacht
unter tausenden Sternen. Kaldi und Ibrahim, zwei äthiopische Ziegenhirten, hocken
an einem kleinen Lagerfeuer und beobachten ihre Ziegenherde. Während ein Teil
der Ziegen ruhig und gemütlich schläft, springen andere Ziegen wild und
aufgeregt hin und her. Ibrahim meint, das könnte an den roten Früchten liegen,
die einige Ziegen von diesen Sträuchern gefressen haben, die nur in dieser
Gegend wachsen. Kaldi denkt nach. Am nächsten Tag reißen sie Früchte von diesen
Sträuchern ab und geben sie einem Teil der Ziegen zu fressen. Den anderen Teil
der Ziegen halten sie von den Sträuchern weg. In der nächsten Nacht beobachten
sie die Ziegen, denen sie die roten Früchte gegeben haben. Die anderen
schlafen. – Das hat sich im Jahr 960 in der äthiopischen Provinz Kaffa
zugetragen. - In Berlin gab es ab Anfang des 19. Jahrhunderts aus
Konzessionsgründen die merkwürdige Einrichtung, daß Gartenrestaurants heißes
Wasser und Geschirr abgaben, aber man sich den Kaffee selbst mitbringen konnte.
„Hier können Familien Kaffee kochen“ hieß dazu der Slogan, der sich bis ins 20.
Jahrhundert gehalten hat.
Kaffeetisch. Der hier
abgebildete Kaffeetisch scheint mir etwas unentschlossen zwischen Frühstück und
Nachmittagskaffee zu schwanken. Es gibt einen Brotkorb und eine Käseglocke,
aber auch eine Kuchenplatte mit Torte. Oder gibt es gar Gegenden, in denen die
Kaffeetafel gemischt süß und herzhaft ist. Sachertorte und Eierbecher? Das
erinnert mich natürlich auch an die Kaffetafel bei meiner Oma. Ich saß immer
links auf dem Sofa, rechts von mir mein Vetter Reinhard, der sich
ausschließlich mit der Erdbeertorte beschäftigte, bis meine Tante ihn auf
weniger geschätzte Kuchen zurechtwies. Mein Opa machte immer eine
Butterkremtorte, für die ich mich auch nicht so recht erwärmen konnte, oder
eine Mokkatorte mit Kaffeebohnen. Jedenfalls konnte man davon auch nicht sechs
Stück essen. Das waren noch die Zeiten, als Tanten zum Geburtstagskuchenessen
ein Paket Bohnenkaffee mitbrachten. Und Bohnenkaffee noch kein Pleonasmus war
(dasselbe Schicksal wie Blue Jeans). Weiter fest gesetzt, in abwechselnder
Reihenfolge, war die Schwarzwälder Kirschtorte, der holländische Apfelkuchen, der
Apfelboden mit gekreuztem Gitter, der Nußkuchen (ebenfalls ein Vetterfavorit), der
Frankfurter Kranz und Windbeutel mit Sahne. Hinzu kamen saisonale Obsttorten
wie die schon erwähnte Erdbeertorte von Ende Juni bis August, das gleiche mit
Kirschen, mit Pfirsichen, natürlich mit Pflaumen und leider auch mit
Stachelbeeren, den wir Kinder immer mieden, weil wir schon nicht einmal die
Beeren vom Strauch klauten, nicht wegen der Stacheln, sondern weil
Stachelbeeren doof schmecken und sogar Haare drauf sind. Beeren mit Haaren,
also nee. Von Zeit zu Zeit gab es dann aber auch Kucheninnovationen, die sich
ihren Weg auf die Kaffeetafel bahnten. Zum Beispiel die Flockensahne, die sich
rasch etablierte und am Anfang noch Flockensahnetorte geheißen hatte. Sie war
lecker genug, daß mein Vetter seinen Erdbeertortenhunger auf drei Stück
rationierte, um genügend Platz für die riesigen Flockensahnestücke zu haben.
Anschließend sind wir dann auf den „Hof“ gegangen und haben Fußball gespielt
(H24). – Wenn wir bei Z angekommen sind, werde ich hier meine komplette
Kindheit im Brockhaus wiedergefunden haben. Hier können Familien Kuchen essen.
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