Kabel. Nicht zu
überschätzen ist die Bedeutung des transatlantischen Kabels für die Herstellung
einer weltweiten Gleichzeitigkeit. Bevor es Telegraphiekabel gab, lagen
zwischen einem Ereignis in Paris und einem Zeitungsbericht in New York eine
Woche. Ab ungefähr 1865 hatte man leistungsfähige Telegrafiekabel. Bis zu einem
Telefonkabel dauerte es allerdings noch bis 1927. Vorher wurden Gespräche über
Langwellenfunk (also Mobilfunk, sozusagen) übertragen. Das war ein teurer Spaß:
9 britische Pfund für 3 Minuten. Vorkriegsroaming. Richtig in Schwung kam die
Angelegenheit 1956 mit TAT 1. Immerhin hatte dieses Kabel 36 Kanäle, d.h. es
konnten 72 Leute gleichzeitig transatlantisch schwätzen. Reicht ja eigentlich
auch. Mittlerweile sind wir bei TAT 14 angekommen. Das endet übrigens in Norden
in Ostfriesland, hat 64 x 10Gbit/s und ist dasjenige Kabel, das der britische
Geheimdienst abgehört hat. Nach wie vor sind Kabel unbedingt notwendig, da
Satelliten nicht die Kapazitäten haben und außerdem viel zu lahmarschig sind.
Der hier dargestellte Kabelaufbau ist, sagen wir mal so, technisch nicht mehr
ganz auf der Höhe. Mein Vater ist Amateurfunker und so bin ich zwischen Kabeln
großgeworden. Ich wußte, was ein Koaxkabel ist, bevor ich meinen ersten Satz
lesen konnte. In meinem Elternhaus gab es drei Kabelsysteme: natürlich das
Stromnetz, dann die diversen Kabel für die Antennen meines Vaters inklusive
Fernsehen und die Verkabelung einer Haustelefonanlage, die er installiert hat.
Erhebliche Mengen der Kabel waren in der Dunklen Ecke gelagert, die wir schon
bei H12 kennengelernt haben. Ich mußte dann immer bei Installationen helfen und
mein Vater versuchte mir weitestgehend erfolglos etwas über Elektro beizubringen.
Immerhin weiß ich heute noch, daß Phase da ist, wo der Strom ist, und der
grüngelbe Draht ist Erde. Das Haustelefonnetz durfte ich auch mitverlegen.
Eigentlich aber auch eher nervig, so eine Anlage. Es klingelte dann in meinem
Zimmer. „Komm zum Mittagessen, aber dalli!“ „Jaaa, sofort.“ Das hat
wahrscheinlich auch der britische Geheimdienst alles abgehört.
Kachelofen. Der Berliner
Ofen wurde einmal pro Tag, oder wenn der sibirische Ostwind besonders übel
hineinblies, auch zweimal pro Tag befeuert, und zwar mit acht bis zehn Stück Kohle.
Es braucht 2-3 Stunden, bis er warm ist, dann aber gibt er seine Wärme über
einen sehr langen Zeitraum ab. Die Bedienung ist ziemlich heikel, insbesondere
die Regelung der Luftzufuhr. Die darf man nicht zu spät unterbrechen, aber auch
nicht zu früh. Und ja, das heißt Aschloch da in der Illustration. Alles
Aschlöcher. 1990 gab es in Berlin noch 480.000 ofenbeheizte Wohnungen, jetzt
sind es etwas weniger. Aber im Prenzlauer Berg kann man es wintermorgens noch
riechen. Und das ist schön, ein Wintermorgen, im Prenzlauer Berg.
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