Freitag, 21. März 2014

H31 - Hummer, Hund





Hummer. Wie man an der Illustration sieht, haben Hummer zwei unterschiedliche Scheren: links die Knackschere, mit der sie Muscheln knacken, und die Zwickschere, mit der sie – nun ja, mit der sie eben irgendetwas zwicken. Das wäre für den Menschen doch auch ein interessantes Konzept: die rechte Hand ist für PC-Tastaturen ausgelegt, die linke Hand für den Touchscreen von Handys. Nur doof, daß die Evolution so lahmarschig ist - wahrscheinlich bildet sie gerade erst noch Nokia-Finger aus. – Hummer gelten, und das ist wirklich der Fachbegriff, als „schwierige Speise“. Ich habe mich da mal fachkundig gemacht: schwierige Speisen sind z.B. Artischocken, Spargel, - aber auch Spaghetti. Hier erkennt man auch, daß die Tischsitten nicht zweiwertig angelegt sind (geht/geht nicht), sondern dreiwertig: 1) geht gar nicht 2) geht, ist aber nicht fein 3) für Könner. Bei Spaghetti ist das dann so: Schneiden geht gar nicht, mit Löffel aufwickeln geht gerade so, ohne Löffel aufwickeln machen die Könner. Um einen Hummer als Könner zu essen, muß man nach allerlei Herumschneiden und Auseinandernehmen auch die Leber entfernt werden, „die aufgrund ihrer grünlichen Färbung gut zu sehen ist“. Anschließend sind die Antennen dran. „Auch der Darm muß entfernt werden, dabei sollte man vorsichtig vorgehen, damit er nicht reißt“. Hm. Oder einfach mal einen veganen Mittwoch einlegen?

Hund. Zu Hunden habe ich ein eher zwiespältiges Verhältnis. Als Kind hatte ich vor allem Schiß vor ihnen. Auf meinem Grundschulheimweg mußte ich einen schmalen Weg bergauf zwischen zwei Grundstücken hochgehen. Die Grundstücke waren ungefähr 50m lang. Links begrenzte ein Jägerzaun den Weg, und dahinter war mein Feind. Mein Feind war ein schwarzer Pudel. Wenn ich in den Weg einbog, lauerte er schon unten am Zaun und bellte und knurrte mich an. Ich hielt mich auf der anderen Seite des Weges so weit als möglich weg vom Zaun und stapfte tapfer bergan. Der Pudel bellte, knurrte, kläffte und rotzte so laut und aggressiv, also würde er mich fressen wollen. Und dann verglich ich die Größe des Hundes mit der Größe der Rauten im Jägerzaun: es dürfte für das Viech vielleicht möglich sein dadurchzukommen und mich anschließend aufzufressen. Ich beschleunigte meinen Schritt. Der Hund wurde noch wütender. Ich fing an zu laufen. – Bringsel, das sind kleine Teile, die ein Hund ins Maul nimmt, um dem Jäger anzuzeigen, etwas gefunden zu haben. Das erfordet für den Hund den gedanklichen Transfer von der nicht mitbringbaren Beute hin zu einer symbolischen Repräsentation. Das Bringsel ist der Signifikant des toten Wildschweins. Ich denke auch, daß zumindest Berliner Hunde mit derart semiotischen Konzepten wie dem Bringsel hoffnungslos überfordert wären. Auf den Gehweg kacken – ja. Mitten in der Supermarkttür hocken – ja. Jede Laterne vollpinkeln – ja. Mit einem Bringsel anzeigen, eine Pfandflasche gefunden zu haben – eher nein. – Richtig gemein ist das Korallenhalsband. Das ist kein Schmuckhalsband für einen eitlen Hund, sondern es hat innen Stacheln, damit es wehtut, wenn der Hund wegwill. Das ist schon fies, das gönne ich noch nicht mal dem kleinen schwarzen Pudel. Sollte ich irgendwann in den Himmel kommen, rennt er mir wahrscheinlich schon entgegen und kläfft mich von der Eingangswolke weg. Obwohl – schwarzer Pudel, das ist ja eher die Abteilung Mephisto. Nun, ich werde es früh genug erfahren.

1 Kommentar:

  1. (Anmerkung: hier stand bus Freitag 13.30h lang eine alte Version, die viel zu freundlich mit dem Hund und vor allem mit dem Berliner Hund umging. Das wurde korrigiert.)

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