Hummer. Wie man an der Illustration sieht, haben Hummer zwei
unterschiedliche Scheren: links die Knackschere, mit der sie Muscheln knacken,
und die Zwickschere, mit der sie – nun ja, mit der sie eben irgendetwas
zwicken. Das wäre für den Menschen doch auch ein interessantes Konzept: die
rechte Hand ist für PC-Tastaturen ausgelegt, die linke Hand für den Touchscreen
von Handys. Nur doof, daß die Evolution so lahmarschig ist - wahrscheinlich
bildet sie gerade erst noch Nokia-Finger aus. – Hummer gelten, und das ist wirklich
der Fachbegriff, als „schwierige Speise“. Ich habe mich da mal fachkundig
gemacht: schwierige Speisen sind z.B. Artischocken, Spargel, - aber auch
Spaghetti. Hier erkennt man auch, daß die Tischsitten nicht zweiwertig angelegt
sind (geht/geht nicht), sondern dreiwertig: 1) geht gar nicht 2) geht, ist aber
nicht fein 3) für Könner. Bei Spaghetti ist das dann so: Schneiden geht gar
nicht, mit Löffel aufwickeln geht gerade so, ohne Löffel aufwickeln machen die
Könner. Um einen Hummer als Könner zu essen, muß man nach allerlei
Herumschneiden und Auseinandernehmen auch die Leber entfernt werden, „die
aufgrund ihrer grünlichen Färbung gut zu sehen ist“. Anschließend sind die
Antennen dran. „Auch der Darm muß entfernt werden, dabei sollte man vorsichtig
vorgehen, damit er nicht reißt“. Hm. Oder einfach mal einen veganen Mittwoch
einlegen?
Hund. Zu Hunden habe ich ein eher zwiespältiges Verhältnis. Als Kind hatte
ich vor allem Schiß vor ihnen. Auf meinem Grundschulheimweg mußte ich einen
schmalen Weg bergauf zwischen zwei Grundstücken hochgehen. Die Grundstücke
waren ungefähr 50m lang. Links begrenzte ein Jägerzaun den Weg, und dahinter
war mein Feind. Mein Feind war ein schwarzer Pudel. Wenn ich in den Weg einbog,
lauerte er schon unten am Zaun und bellte und knurrte mich an. Ich hielt mich
auf der anderen Seite des Weges so weit als möglich weg vom Zaun und stapfte
tapfer bergan. Der Pudel bellte, knurrte, kläffte und rotzte so laut und
aggressiv, also würde er mich fressen wollen. Und dann verglich ich die Größe
des Hundes mit der Größe der Rauten im Jägerzaun: es dürfte für das Viech vielleicht
möglich sein dadurchzukommen und mich anschließend aufzufressen. Ich beschleunigte
meinen Schritt. Der Hund wurde noch wütender. Ich fing an zu laufen. –
Bringsel, das sind kleine Teile, die ein Hund ins Maul nimmt, um dem Jäger
anzuzeigen, etwas gefunden zu haben. Das erfordet für den Hund den gedanklichen
Transfer von der nicht mitbringbaren Beute hin zu einer symbolischen
Repräsentation. Das Bringsel ist der Signifikant des toten Wildschweins. Ich
denke auch, daß zumindest Berliner Hunde mit derart semiotischen Konzepten wie dem
Bringsel hoffnungslos überfordert wären. Auf den Gehweg kacken – ja. Mitten in
der Supermarkttür hocken – ja. Jede Laterne vollpinkeln – ja. Mit einem
Bringsel anzeigen, eine Pfandflasche gefunden zu haben – eher nein. – Richtig gemein
ist das Korallenhalsband. Das ist kein Schmuckhalsband für einen eitlen Hund,
sondern es hat innen Stacheln, damit es wehtut, wenn der Hund wegwill. Das ist
schon fies, das gönne ich noch nicht mal dem kleinen schwarzen Pudel. Sollte ich
irgendwann in den Himmel kommen, rennt er mir wahrscheinlich schon entgegen und
kläfft mich von der Eingangswolke weg. Obwohl – schwarzer Pudel, das ist ja
eher die Abteilung Mephisto. Nun, ich werde es früh genug erfahren.
(Anmerkung: hier stand bus Freitag 13.30h lang eine alte Version, die viel zu freundlich mit dem Hund und vor allem mit dem Berliner Hund umging. Das wurde korrigiert.)
AntwortenLöschen