Donnerstag, 13. März 2014

H22 - Hochofen, Höhensonne etc.




Hochofen. Ich bin einem südöstlichen Vorort Dortmunds groß geworden. Oft, mitten in der Nacht, wurde im 7km entfernten Hörde der Hochofen über einen 100m hohen Schornstein abgefackelt. Dann hat sich der nordwestliche Himmel rot verfärbt, als würde die Sonne aufgehen. Auswärtige Besucher waren regelmäßig über die Helligkeit dieses hellen Lichts erstaunt. Wir aber sagten dann jedesmal, weil man das an dieser Stelle einfach sagen mußte: „Karl Hoesch macht Stahl.“ Obwohl es ja die Phönix-Werke waren. Wenn wir dann jedesmal UFO-Chefermittler Hans-Werner Peiniger (s. H20 ) von der GEP e.V. angerufen hätten! „Herr Peiniger, in Hörde sind wieder UFOs gelandet!“ In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die ufoheiße neue Schrift der GEP e.V. hinweisen, mit dem hübschen Titel: „UFOs – Phänomen oder Phantomphänomen?“. Vielleicht sind UFOs aber auch Pseudophantomphänomene? - Mittlerweile sind die Phönixwerke auch abmontiert und nach China abtransportiert worden, wo es deshalb jetzt auch ein Dortmund-Hörde gibt. Beziehungsweise, in Dortmund-Hörde gibt es Dortmund-Hörde nicht mehr, sondern den Phönixsee, der einfach anstelle des Stahlwerks dorthin gemacht wurde. Es wäre viel romantischer gewesen, wenn die Chinesen uns genauso einen See zu uns transportiert hätten wie wir unser Stahlwerk nach China. Also ein Drei-Schwalben-See oder sowas nach Hörde, und Hoesch inklusive Kokerei nach Peking. – Immerhin las ich gestern, dass jemand in den See Piranhas ausgesetzt hat, weil er die übrig hatte. Echt, wie blöd kann man denn sein, die spült man doch durchs Klo. Phoenixphantomphänomene.

Hochbehälter. Das sind offenbar Einrichtungen, die man heutzutage nicht mehr benötigt. Früher hat man vor allem Wasser in diese Behälter gepumpt, um ordentlich Druck auf die Leitung zu kriegen. Das braucht man heute alles nicht mehr, deshalb wurde die Hochbehältertürme umgewidmet. Zum Beispiel den Wasserturm Prenzlauer Berg im Kollwitzkiez, der zu Wohnungen umgebaut wurde. Da wohnen jetzt nur noch Schwaben drin. Also vor 100 Jahren: frisches Wasser für Berliner Arbeiterkehlen, heute: typisches schwäbisches Herumgejammer über 2 Minuten Straßenbahnverspätung.





Holländer. Nie vorher gehört oder gesehen. Man nennt den Holländer auch „Ruderrenner“. Das senkrechte Teil ist kein Lenker, sondern ein Hebel, der durch Ruderbewegungen die Hinterachse antreibt. Gelenkt wird mit den Füßen auf der Vorderachse. Das hatten wir in Dortmund damals nicht. Ich glaub auch nicht, daß dieses Teil so viel Bock gemacht hätte. Ich stelle es mir doch uncool vor, mit diesem Teil angerudert zu kommen, wenn die anderen Jungs lässig in ihrem Kettcar angerollt kommen, mit einem Zeigefinger lenkend. Nein, ihr Holländer. Gazelle-Fahrrad super, das aber hier nicht.

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