Hochofen. Ich bin einem
südöstlichen Vorort Dortmunds groß geworden. Oft, mitten in der Nacht, wurde im
7km entfernten Hörde der Hochofen über einen 100m hohen Schornstein
abgefackelt. Dann hat sich der nordwestliche Himmel rot verfärbt, als würde die
Sonne aufgehen. Auswärtige Besucher waren regelmäßig über die Helligkeit dieses
hellen Lichts erstaunt. Wir aber sagten dann jedesmal, weil man das an dieser
Stelle einfach sagen mußte: „Karl Hoesch macht Stahl.“ Obwohl es ja die
Phönix-Werke waren. Wenn wir dann jedesmal UFO-Chefermittler Hans-Werner
Peiniger (s. H20 ) von der GEP e.V. angerufen hätten! „Herr Peiniger, in Hörde
sind wieder UFOs gelandet!“ In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die
ufoheiße neue Schrift der GEP e.V. hinweisen, mit dem hübschen Titel: „UFOs –
Phänomen oder Phantomphänomen?“. Vielleicht sind UFOs aber auch
Pseudophantomphänomene? - Mittlerweile sind die Phönixwerke auch abmontiert und
nach China abtransportiert worden, wo es deshalb jetzt auch ein Dortmund-Hörde
gibt. Beziehungsweise, in Dortmund-Hörde gibt es Dortmund-Hörde nicht mehr,
sondern den Phönixsee, der einfach anstelle des Stahlwerks dorthin gemacht
wurde. Es wäre viel romantischer gewesen, wenn die Chinesen uns genauso einen
See zu uns transportiert hätten wie wir unser Stahlwerk nach China. Also ein
Drei-Schwalben-See oder sowas nach Hörde, und Hoesch inklusive Kokerei nach
Peking. – Immerhin las ich gestern, dass jemand in den See Piranhas ausgesetzt
hat, weil er die übrig hatte. Echt, wie blöd kann man denn sein, die spült man
doch durchs Klo. Phoenixphantomphänomene.
Hochbehälter. Das sind
offenbar Einrichtungen, die man heutzutage nicht mehr benötigt. Früher hat man vor
allem Wasser in diese Behälter gepumpt, um ordentlich Druck auf die Leitung zu
kriegen. Das braucht man heute alles nicht mehr, deshalb wurde die
Hochbehältertürme umgewidmet. Zum Beispiel den Wasserturm Prenzlauer Berg im
Kollwitzkiez, der zu Wohnungen umgebaut wurde. Da wohnen jetzt nur noch
Schwaben drin. Also vor 100 Jahren: frisches Wasser für Berliner
Arbeiterkehlen, heute: typisches schwäbisches Herumgejammer über 2 Minuten
Straßenbahnverspätung.
Holländer. Nie vorher
gehört oder gesehen. Man nennt den Holländer auch „Ruderrenner“. Das senkrechte
Teil ist kein Lenker, sondern ein Hebel, der durch Ruderbewegungen die
Hinterachse antreibt. Gelenkt wird mit den Füßen auf der Vorderachse. Das
hatten wir in Dortmund damals nicht. Ich glaub auch nicht, daß dieses Teil so
viel Bock gemacht hätte. Ich stelle es mir doch uncool vor, mit diesem Teil
angerudert zu kommen, wenn die anderen Jungs lässig in ihrem Kettcar angerollt
kommen, mit einem Zeigefinger lenkend. Nein, ihr Holländer. Gazelle-Fahrrad
super, das aber hier nicht.
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