Hitlerjunge. Bevor wir zu den
Angelegenheiten von H20 kommen, werfen wir heute mal einen Blick in den
Brockhaus von 1944. Statt des Hexenringes steht da ein Hitlerjunge, und um es
mal genau zu sagen: ein reichlichzugetexteter Hitlerjunge. Ob das vielleicht
ein illustrativer Akt der Subversion war? Alles nur Gelaber bei den Braunen? Darunter
auch: das Fahrtenmesser als Hitlerjungenzubehör. Ich weiß noch genau, wie ich
mich mal wieder mit meinem Vetter Reinhard über Messer unterhalten habe, als er
mir sein neues Taschenmesser zeigte. Das sei ja ganz in Ordnung, meinte er,
aber bald bekomme er ein Fahrtenmesser. Das habe sogar eine feste Klinge und
sei viel größer. Ich war vielleicht acht Jahre alt, messerlos und
abenteuerlustig. Ein Fahrtenmesser, das erschien mir doch als das Erstrebenswerteste
am Älterwerden. Irgendwann würde ich ein Fahrtenmesser besitzen. Unklar war mir
allerdings, warum es Fahrtenmesser hieß. Was hatte das denn mit Autofahren zu
tun?
Hexenring. Das sind
ringförmige Ansammlungen von Pilzen; jeder Hexenring ist ein einzelner Pilz-Organismus.
Der größte jemals entdeckte Hexenring hatte einen Durchmesser von 150m. Auf einer
Webseite mit den drei Themenfeldern „Thailand-Grenzwissenschaften-Bestattung“
lese ich nach, dass einem der führenden UFO-Spezialisten Deutschlands mit dem
schönen Namen Hans-Werner Peiniger schon zweimal Hexenringe als UFO-Landeplätze
gemeldet wurden. Herr Peiniger ist Vorsitzender der GEP e.V.: „gegr. 1972 – Ihr
kompetenter Ansprechpartner für UFO-Forschung – mit über 40jähriger Erfahrung
in der UFO-Sichtungsermittlung.“ Das ist eine sehr faszinierende Organisation: „Als
GEP-Mitglied ist man in der UFO-Szene immer auf der richtigen Seite; bei uns
wird Aufklärung groß geschrieben und der Verdummung ein Riegel vorgesetzt.“
Interessiert lese ich nach, dass es auch noch drei andere UFO-Vereinigungen in
Deutschland gibt: die CENAP, die MUFON CES und die DEGUFO. Das werden wir aber mal
im Auge behalten! – Natürlich haben die Hexenringe nichts mit UFOs zu tun,
sondern sie markieren die Orte, wo Feen, Elfen und Hexen im Mondschein tanzen, im
Falle des 150m breiten Hexenringes wohl ziemlich übergewichtige Feen, Elfen und
Hexen. Weight Watcher Witches, oder so.
Hirtentäschel. Das
Hirtentäschel-Kraut ist das Äquivalent zu jenen unauffälligen Mitschülern aus
der zweiten Reihe, bei denen schon während der Schulzeit nicht wußte, ob sie
jetzt Sabine, Susanne, Thomas oder Thorsten heißen. Die Illustration ist
deutlich bombastischer als das wirkliche Kraut. Es ist wohl die bescheidenste
Pflanze der gesamten Flora. Botaniker untersuchen es gerne, weil es keinerlei
Rätsel aufgibt und immer die Hausaufgaben dabei hat. Auch als Heilkraut ist es
nicht mehr als fleißig und bescheiden: es hilft gegen Nasenbluten. Die
Vermehrung findet auch nicht durch Sex, Bienen, Schmetterlinge statt, sondern
laut Wikipedia durch „Selbstausbreitung“ - braver und demütiger als das
Hirtentäschel kann man auf diesem Planeten wohl nicht existieren. Ich weiß jetzt aber nicht, wie Frau Lewitscharoff das findet. Selbstausbreitung - das ist ja so, als würde man durch Onanie schwanger werden! - Natürlich wähchst der bescheidene Hirtentäschel auch nicht in Ringen, in den Hexen tanzen oder UFOs landen.
Hobbock. Noch nie in
meinem Leben gehört. Ein Hobbock ist einfach ein Eimer mit Deckel. Es ist noch
nicht einmal völlig klar, ob nur Blecheimer Hobbocks sind oder er unbedingt
zwei Griffe haben muß. Auch die Etymologie ist unklar (Hoboken vs. Firma
Hubbuck). Einfach ein nicht ordentlich eingeräumtes Ding in unserer Welt, dieser Hobbock.
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