Globus. Eines meiner wichtigsten und schönsten Weihnachtsgeschenke.
Ich überlege, wie alt ich gewesen sein mag – vielleicht zehn Jahre alt. Vorher
hatte ich immer den alten JRO-Atlas meines Vaters gewälzt, erschienen ungefähr
zur gleichen Zeit wie der Brockhaus. Dort gab es Bundesländer in Deutschland,
die „Thüringen“ und „Brandenburg“ hießen, was ich krass seltsam fand wie
mittelalterliche Reiche wie Burgund oder Aragon. Und in Afrika gab es noch
„Betschuanaland“, was aber nicht viel exotischer war als „Sachsen-Anhalt“. Und auf
dem Übersichtsblatt „Stratosphäre“ stand da nicht nur der Mount Everest,
sondern daneben noch, allerdings mit einem zweifelnden Fragezeichen, der
Gang-ka mit (?) 9150 Metern. Den kann man heute nicht einmal mehr googeln. Der
verlorene Berg. Aber zurück zum Globus. Das war dann schon wirklich eine andere
Nummer. Grönland und Australien waren viel kleiner auf dem Globus als auf einer
Weltkarte. Der Globus hatte eine Glühbirne – wenn man das Licht ausläßt, war es
politisch, wenn man das Licht anstellt, wurde es physisch. Ich hab ihn dann
auch schnell gedreht und den Finger blind draufgestellt –wo er landete, da würde
ich irgendwann wohnen. Das war meistens der Pazifik. Auch Weltreisen habe ich
mit dem Globus imaginiert. Merkwürdigerweise bin ich immer in Ostrichtung
aufgebrochen, Michael-Strogoff-mäßig, dann die Pazifikpassage, der Wilde Westen
und dann über den Atlantik wieder zu diesem kleinen Fleck, der mein Deutschland
war. – Hitler hat nicht nur seinen Zeigefinger reisen lassen. Sein Globus hatte
einen Durchmesser von 106cm. Ein russischer Soldat hat dann in der
Reichskanzlei das Deutsche Reich herausgeschossen; die Patronenkugel klappert
heute noch im Innern des Globus. Er steht im Deutschen Historischen Museum. Ich
hätte ihn gern in der Wohnung. Ein echtes Angebermöbelstück. Ich hab schon drei
Globen im Wohnzimmer, Welt, All und Mond. Aber der Führerglobus wäre echt der
Hammer. Wenn ihr mal ein Geschenk für mich sucht: Führerglobus mit
herausgeschossenem Deutschen Reich und darin klapperndem Kalaschnikow-Projektil.
Glocke. Ich bin in 100m Entfernung von einer katholischen
Kirche aufgewachsen. Vielleicht liegt es daran, daß ich Glockenläuten sehr
anheimelnd finde. Ich bin schon als Baby in den Schlaf geläutet worden. Ich
hätte gedacht, die Anlässe zum Läuten wären wenigstens konfessionell geregelt.
Nichts da, die Läuteordnung ist außerordentlich komplex. Es gibt das
Angelusläuten, das Marktläuten, das Sterbeläuten, zu Ostern diverse Läuterei und
das Armeseelenläuten: es diente dazu, den Verirrten und Verlaufenen die
Richtung der Stadt anzuzeigen. Das heißt heute Google Maps App-Läuten. Noch
etwas anderes ist es, welche Glocke geläutet wird. In Schwaben gibt es die sog.
„Spätzleglocke“, die um 11h geläutet wird, wenn es Zeit für das Spätzlewasser
ist. Bei mir zuhause heißt es das Mi-Vit-Quay-Instant-Nudelsuppe
-Entengeschmack-Läuten.– Ein nettes Detail zur Glockenherstellung: Das
endgültige Gießen beginnt immer am Freitagnachmittag um 15h, zur Sterbestunde
von Jesus.
Fahrradglocke. Heute sagt man Fahrradklingel. Mir ist
aufgefallen, daß „Klingel“ „Glocke“ praktisch verdrängt hat. Früher war es auch
eher die Türglocke, heute die Türklingel. Seltsam eigentlich, weil mit der
Aufbau des Geräts hat das wohl nichts zu tun, wie man an der Fahrradglocke
sieht. Ob das trotzdem mit der Elektrifizierung der Glocken zu tun hat? Für
mich ist nicht völlig logisch, wann ein Terminus sich in einen anderen
verwandelt, weil die Technologie oder der Zweck sich ändern. Im Auto zum
Beispiel, denke ich, Handschuhfach bleibt Handschuhfach, aber ich denke,
Handbremse wird zu Parkbremse.
Ich freue mich berichten zu können, dass man den Gang-ka heutzutage wieder ergoogeln kann. Das Biest hat allerdings furchtbar viele Namen, bzw. unterschiedliche Schreibweisen. Bokunka, Gank ka, Koungka, Minya Konka, Minya Gongkar, Gongga Shan, wie ein kurzer Zug durch die Internet-Gemeinde zutage fördert.
AntwortenLöschenDie 9000 Meter waren ein Messfehler. Man hat sich mittlerweile auf 7556 Meter geeinigt.
Das ist hochinteressant, daran war ich vor einem Jahr gescheitert. Und natürlich krass - mal eben um 1500m vermessen. Die Geschichte des Wissens ist eine Geschichte der Irrtümer.
AntwortenLöschenWirklich erschreckend ist die Statistik an dem Berg. Es gibt wohl nur rund acht erfolgreiche Besteigungen. Dagegen herrscht am Everest Massentourismus. Kaum eine Besteigung ging ohne Todesopfer ab. So rund 22 Leute sollen es bei den acht Besteigungen auf den Gipfel des Minya Gongkar geschafft haben. Dagegen stehen 16 Todesopfer. Dazu Geschichten von abgefrorenen, abfaulenden Körperteilen. 7556 Meter am AdW können ziemlich tödlich sein.
AntwortenLöschenFrüher hatte man an der Haustür ja auch eine echte Glocke hängen. Mit Klöppel in der Mitte, die mittels eines Seilzugs oder Stangensystems bedient worden ist. Manchmal wurde dieses sogar durch Löcher ins Haus geführt.
AntwortenLöschenNiemand hat mehr Handschuhe im Handschuhfach und wann habe ich zuletzt einen Koffer in den Kofferraum geräumt? Und die Satteltaschen am Fahrrad hängen nicht am Fahrradsattel, sondern sind nur denen vom Sattel des Pferdes nachempfungen.
Ich würde Ihnen raten, diesen Feiertag mit einer Tour https://poseidonexpeditions.com/de/arktis/ . Sehr cool Tour, die Sie für eine lange Zeit erinnern. Viele schöne Landschaft und steilen Emotionen. Wenn Sie waren nicht da damals Fahrt.
AntwortenLöschen