Glas. Zunächst einmal Grundsätzliches: Wikipedia berichtet,
daß durch sehr schnelles Abkühlen aus dem flüssigen oder gasförmigen Zustand
nahezu jeder Stoff in metastabiles Glas überführt werden kann. Das hat mich
wirklich verblüfft. Ich werde mal im Winter, wenn es so richtig kalt ist, eine
Gulaschsuppe, die ich mir immer in der Mikrowelle heiß mache, auf den Balkon
stellen. Dann habe ich Gulaschglas! Was ich überhaupt nicht wußte: die
Definition von Glas ist außerordentlich umstritten. Also wo Sand aufhört und
Glas anfängt, oder umgekehrt. Einige Forscher gehen sogar so weit, Glas als
vierten Aggregatzustand anzusehen: fest, flüssig, gasförmig und glasig. – Zu
den Trinkgläsern: Das Weißbierglas irritierte mich zunächst sehr. Bis dann der
Groschen gefallen ist: es handelt sich natürlich um ein Glas für Berliner
Weiße. Bis in die 1960er Jahre war nämlich das normale Hefeweizen so gut wir
vergessen; einen richtigen Boom gab es erst wieder in den 1980ern. Ich kann
mich noch gut erinnern, daß meine Mutter ein paar Flaschen weggekippt hat, weil
„da unten was Komisches“ in der Flasche war. Das Flügelglas ist ein weiteres
Beispiel für ein umständliches und kaum benutzbares Trinkgerät – wir erinnern
uns vielleicht an den Angster (A16). Mit einem Flügelglas kam man nicht
anstoßen, nichts herunterkippen. Ein Glas für Trinkverlierer. - Das Nuppenglas
finde ich hingegen viel logischer: es stammt aus römischer Zeit, als die
Trinker immer fettige Finger hatten und das Glas so viel besser halten konnte. -
Als ich klein waren, hatten wir zwei besondere Trinkgläser: sie waren einmal
gratis zu einer Flasche Martini dazugegeben worden. Das eine Glas war
dunkelgrün, das andere war gelb. Als Kind fand ich das cool, daraus zu trinken.
Im gelben Glas verwandelte sich Tritop in Asbach Uralt, und im grünen Glas jede
Flüssigkeit in Racke Rauchzart. Die Gläser haben Jahrzehnte überstanden, obwohl
niemand auf sie achtgegeben hatte. Irgendwann haben wir dann doch auf sie
achtgegeben, weil sie schon so alt waren, und dann lieber ein anderes Glas
hergenommen. Und natürlich: das grüne Glas war dann innerhalb eines Monats
kaputt. Verblüffend war aber, wie das gelbe Glas innerhalb eine Woche ebenfalls
entzweibrach. Als wären die beiden ein altes Ehepaar, das ohne einander nicht
weiterleben wollte. – Seltsam aus der Zeit gefallen, daß es das Angebot bei
amazon gibt: Universalbügel von Weck für Einkochgläser. Na, wer weiß noch, wie
die Dinger zugehen und wie aufgehen?
Gleichgewicht. Paßt ja ganz gut Bier und Likör – instabiles
Gleichgewicht. Obwohl ich finde, die neu gelernten Aggregatzustände passen
besser zur Betrunkenheit: fest, flüssig, gasförmig und glasig. Und am schönsten
ist eigentlich der Übergang vom festen in den flüssigen Zustand.
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