Freitag, 22. November 2013

G05 - Gaststätte





Gaststätte. Ein schönes Doppel-Bild. Hier die einfache Gastwirtschaft, dort das feine Restaurant. Der Wirt in der Gaststätte hat eine Glatze, feiste Nackenfalten und trägt eine Weste. So muß Wirt sein. In Der Karton unter der Theke befinden sich Zigarren, schätze ich. Tropenzierde, Fehlfarben einer 80 Pf. Zigarre. – Viel feiner geht es im Restaurant zu. Was eine Mamsell ist, war für mich ein Fall für eine kleine, verspätete Einsicht, dann lange Zeit hielt ich „Mamsell“ für eine Prostituierte. Man kann sich vorstellen, in welche Ratlosigkeit mich der Begriff „Kaltmamsell“ stürzte. „Heißmamsell“ hätte ich mir ja noch herleiten können.  – Die hier genannten Zubereitungsarten heißen eigentlich küchenfachsprachlich „Garnituren“. Lustig und mit großer Sicherheit eine Steinlaus ist die Zubereitung a la financiere, „nach kapitalkräftiger Art“mit Trüffeln und Gänseleber. Überhaupt scheint hier alles falsch zu sein: Müllerin Art heißt deshalb so, weil es mit Mehl paniert wird, und eben nicht mit Ei, weil es dann ja auch Eierfrau Art heißen würde. Erstaunlich aber, was es tatsächlich so alles an Garnituren gibt: Celestine-Art: mit in dünne Streifen geschnittenen Pfannkuchen und Petersilie serviert. A la Mirabeau: mit Sardellenstreifen, Olivenscheiben, Estragon. Steaks nach Opern-Art werden mit Hühnerleber und Spargel in Madeira gegart. Ich muß echt überlegen, in welcher Oper eine Hühnerleber und Spargel und Madeira vorkommen. Doch wohl eher nicht. Im Fliegenden Holländer doch wohl eher  Fritessaus, Ketchup und Zwiebeln. In der Zauberflöte eher ein halbes Hähnchen. Hm. - Wesentlich einfacher ist Haushofmeister Art: einfach ein Stück Kräuterbutter druff. Berliner Art ist mit gebratenen Apfelscheiben und Röstzwiebeln. Es gibt sogar Strindberg-Art: kleingeschnittene Zwiebeln und englischer Senf. Diese ganzen Garnituren, das ist doch von vorne bis hinten erlogen. - So, Hunger gekriegt.

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