Gaststätte. Ein schönes Doppel-Bild. Hier die einfache
Gastwirtschaft, dort das feine Restaurant. Der Wirt in der Gaststätte hat eine
Glatze, feiste Nackenfalten und trägt eine Weste. So muß Wirt sein. In Der
Karton unter der Theke befinden sich Zigarren, schätze ich. Tropenzierde,
Fehlfarben einer 80 Pf. Zigarre. – Viel feiner geht es im Restaurant zu. Was
eine Mamsell ist, war für mich ein Fall für eine kleine, verspätete Einsicht,
dann lange Zeit hielt ich „Mamsell“ für eine Prostituierte. Man kann sich
vorstellen, in welche Ratlosigkeit mich der Begriff „Kaltmamsell“ stürzte. „Heißmamsell“
hätte ich mir ja noch herleiten können. –
Die hier genannten Zubereitungsarten heißen eigentlich küchenfachsprachlich
„Garnituren“. Lustig und mit großer Sicherheit eine Steinlaus ist die
Zubereitung a la financiere, „nach kapitalkräftiger Art“mit Trüffeln und
Gänseleber. Überhaupt scheint hier alles falsch zu sein: Müllerin Art heißt
deshalb so, weil es mit Mehl paniert wird, und eben nicht mit Ei, weil es dann
ja auch Eierfrau Art heißen würde. Erstaunlich aber, was es tatsächlich so alles
an Garnituren gibt: Celestine-Art: mit in dünne Streifen geschnittenen
Pfannkuchen und Petersilie serviert. A la Mirabeau: mit Sardellenstreifen,
Olivenscheiben, Estragon. Steaks nach Opern-Art werden mit Hühnerleber und
Spargel in Madeira gegart. Ich muß echt überlegen, in welcher Oper eine
Hühnerleber und Spargel und Madeira vorkommen. Doch wohl eher nicht. Im
Fliegenden Holländer doch wohl eher Fritessaus,
Ketchup und Zwiebeln. In der Zauberflöte eher ein halbes Hähnchen. Hm. - Wesentlich
einfacher ist Haushofmeister Art: einfach ein Stück Kräuterbutter druff.
Berliner Art ist mit gebratenen Apfelscheiben und Röstzwiebeln. Es gibt sogar
Strindberg-Art: kleingeschnittene Zwiebeln und englischer Senf. Diese ganzen
Garnituren, das ist doch von vorne bis hinten erlogen. - So, Hunger gekriegt.
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