Fes. Der Fes wurde ursprünglich vor mehr als 1.000 Jahren
als Kopfbedeckung für die Schüler einer Eliteschule in Fes geschaffen und
verbreitete sich dann über ganz Nordafrika, und zwar als „Zeichen von
Intelligenz“, wie Wikipedia schreibt. So eine frühe Version von University of
Yale-Sweatshirts. Die Stadt Fes hatte zunächst das Fes-Monopol, da sie die
Weitergabe der Schildläuse kontrollierte, die für die rote Färbung notwendig
waren. Dieser Schildlaus-Farbstoff ist heute übrigens noch in Campari. Und
dachte sich Sultan Mahmud II. 1826 eine neue Kopfbedeckung für seine
Bediensteten aus. Ursprünglich hatte er den Dreispitz im Sinn, aber Berater
wiesen ihn auf einen angeblichen Zusammenhang zwischen der christlichen
Dreieinigkeit und dem Dreispitz hin, und damit war das Thema natürlich durch (späte
Ironie: heute sind sowohl Fes als auch Dreispitz hauptsächlich auf
Karnevalsfeiern zu sehen). Die Wahl fiel dann auf den Fes, der Turban wurde
verboten. Ziemlich genau 100 Jahre später beschloß Kemal Atatürk wiederum, daß
der Fes ein Zeichen von Doofheit ist und verbot ihn im berüchtigten Hutgesetz
vom 25. November 1925.
Feston. Das Feston ist ein florales Ornament, das in manchen
alten Berliner Wohnungen auch als Stuck an der Decke hängt. Auch wieder ein
Gegenstand, bei dem man sich wundert, daß es ein Wort dafür gibt (wie bei Philtrum,
Koronalisierung, Misericordie).
Fessel. Nur 11 Monate nach Verkündung von Atatürks Hutgesetz
starb Harry Houdini, der berühmte Entfessler, an einer Blinddarmentzündung. Und
tatsächlich beerdigte man ihn in genau dem Sarg, den er sich gerade für den
berühmten Fakirtrick hatte bauen lassen. Bekanntlicherweise hat ein Fakirtricksarg
eine geheime Klappe, so daß ich nicht einmal ausschließen kann, ob sich Houdini
post mortem ein letztesmal entfesselt hat. Immerhin war er paranoid genug,
seiner Frau einen geheimen Code mitzuteilen, mit dem sie die Wahrhaftigkeit von
Spiritisten testen konnte. So eine Art Jenseits-TAN. Und dann, eines Tages,
sagte dann ein Spiritist tatsächlich die richtige Kombination…
Feuerzeug. Der kleine Zündstein in Feuerzeugen heißt
„Auermetall“, erfunden von Carl Auer von Welsbach. Dieser Mann, der mir völlig
unbekannt war, hat nicht nur Osram gegründet, die Metallfadenlampe erfunden,
den Feuerzeugstein und dann noch vier chemische Elemente entdeckt: Neodym,
Praseodym, Ytterbium und Lutetium. Während Neodym für alles mögliche benutzt
wird (Flugzeugmotoren, Magnete, Kopfhörer, blaue Fesfarbe), ist an Lutetium so
sympathisch, daß es völlig nutzlos, ein blödes Quatschmetall.
In dieser Ausgabe konnte nicht berücksichtigt werden: Die
Geschichte der Anilinfarben, die Jagd nach dem Kleiderblau, die Schönheit der
Fesseln, das Lexikon des Feuerwerks, das Rätsel der Läuferrose, Feuerwerksmoden.
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