Freitag, 1. November 2013

F18 - Fes, Fessel etc.




Fes. Der Fes wurde ursprünglich vor mehr als 1.000 Jahren als Kopfbedeckung für die Schüler einer Eliteschule in Fes geschaffen und verbreitete sich dann über ganz Nordafrika, und zwar als „Zeichen von Intelligenz“, wie Wikipedia schreibt. So eine frühe Version von University of Yale-Sweatshirts. Die Stadt Fes hatte zunächst das Fes-Monopol, da sie die Weitergabe der Schildläuse kontrollierte, die für die rote Färbung notwendig waren. Dieser Schildlaus-Farbstoff ist heute übrigens noch in Campari. Und dachte sich Sultan Mahmud II. 1826 eine neue Kopfbedeckung für seine Bediensteten aus. Ursprünglich hatte er den Dreispitz im Sinn, aber Berater wiesen ihn auf einen angeblichen Zusammenhang zwischen der christlichen Dreieinigkeit und dem Dreispitz hin, und damit war das Thema natürlich durch (späte Ironie: heute sind sowohl Fes als auch Dreispitz hauptsächlich auf Karnevalsfeiern zu sehen). Die Wahl fiel dann auf den Fes, der Turban wurde verboten. Ziemlich genau 100 Jahre später beschloß Kemal Atatürk wiederum, daß der Fes ein Zeichen von Doofheit ist und verbot ihn im berüchtigten Hutgesetz vom 25. November 1925. 


Feston. Das Feston ist ein florales Ornament, das in manchen alten Berliner Wohnungen auch als Stuck an der Decke hängt. Auch wieder ein Gegenstand, bei dem man sich wundert, daß es ein Wort dafür gibt (wie bei Philtrum, Koronalisierung, Misericordie). 


Fessel. Nur 11 Monate nach Verkündung von Atatürks Hutgesetz starb Harry Houdini, der berühmte Entfessler, an einer Blinddarmentzündung. Und tatsächlich beerdigte man ihn in genau dem Sarg, den er sich gerade für den berühmten Fakirtrick hatte bauen lassen. Bekanntlicherweise hat ein Fakirtricksarg eine geheime Klappe, so daß ich nicht einmal ausschließen kann, ob sich Houdini post mortem ein letztesmal entfesselt hat. Immerhin war er paranoid genug, seiner Frau einen geheimen Code mitzuteilen, mit dem sie die Wahrhaftigkeit von Spiritisten testen konnte. So eine Art Jenseits-TAN. Und dann, eines Tages, sagte dann ein Spiritist tatsächlich die richtige Kombination…


Feuerzeug. Der kleine Zündstein in Feuerzeugen heißt „Auermetall“, erfunden von Carl Auer von Welsbach. Dieser Mann, der mir völlig unbekannt war, hat nicht nur Osram gegründet, die Metallfadenlampe erfunden, den Feuerzeugstein und dann noch vier chemische Elemente entdeckt: Neodym, Praseodym, Ytterbium und Lutetium. Während Neodym für alles mögliche benutzt wird (Flugzeugmotoren, Magnete, Kopfhörer, blaue Fesfarbe), ist an Lutetium so sympathisch, daß es völlig nutzlos, ein blödes Quatschmetall.


In dieser Ausgabe konnte nicht berücksichtigt werden: Die Geschichte der Anilinfarben, die Jagd nach dem Kleiderblau, die Schönheit der Fesseln, das Lexikon des Feuerwerks, das Rätsel der Läuferrose, Feuerwerksmoden.

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