Dorf. Ich finde, ein sehr hübsches Kontextbild. Es handelt
sich hier um ein sog. Straßendorf. Die Aufteilung der Dörfer nach Typen ist
ungeahnt komplex und feingliedrig. So führt Wikipedia zum Beispiel aus: „Ein
Hagenhufendorf oder Bachhufendorf ist eine langgestreckte Siedlung, ähnlich dem
Reihendorf, entlang einer Straße, die parallel zu einem Bach verläuft, wobei
die Straße nur einseitig bebaut wird, während auf der gegenüberliegenden
Straßenseite die zu den Höfen gehörenden handtuchförmigen Ackerflächen von 20
bis 40 Morgen, die Hufe, liegen.“ Nicht schlecht. Mich fasziniert auch die
Bezeichnung der „handtuchförmigen“ Ackerfläche. Man hätte vielleicht ja auch
„rechteckig“ schreiben können, aber vielleicht trifft handtuchförmig es sogar
etwas besser, nebeneinanderliegende Handtücher. – Bin sogar in einem Ort mit
„dorf“ im Namen aufgewachsen, das war allerdings eher ein Vorort, und habe
später in einer kleinen Stadt, die eher ein großes Dorf war, einige Jahre
gewohnt. Dorf fühlt sich tatsächlich anders an. Fast ausschließlich Gesichter
zu sehen, die man kennt oder öfter schon gesehen hat. Täglich den gesamten
Umfang des Dorfes mit dem Fahrrad oder Auto zu durchfahren. Auf dem Friedhof
auf den Grabsteinen dieselben Nachnamen lesen wie an den Klingelschildern der
Häuser der Lebenden, nur in anderer Reihenfolge. Und die Geräuschlosigkeit, die
es manchmal in Dörfern gibt. Die flirrende Ruhe mittags über der
Zubringerstraße, oder die drückende Stille der Nacht auf den leeren
Einbahnstraßen. Nachteil natürlich, zumindest im öffentlichen Leben, ständig beobachtet
und kontrolliert zu werden. Alle sehen alles. Ein Dorf, das ist die frühe
analoge Realisation eines Facebook-Accounts.
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