Freitag, 13. September 2013

D12 - Dorf




Dorf. Ich finde, ein sehr hübsches Kontextbild. Es handelt sich hier um ein sog. Straßendorf. Die Aufteilung der Dörfer nach Typen ist ungeahnt komplex und feingliedrig. So führt Wikipedia zum Beispiel aus: „Ein Hagenhufendorf oder Bachhufendorf ist eine langgestreckte Siedlung, ähnlich dem Reihendorf, entlang einer Straße, die parallel zu einem Bach verläuft, wobei die Straße nur einseitig bebaut wird, während auf der gegenüberliegenden Straßenseite die zu den Höfen gehörenden handtuchförmigen Ackerflächen von 20 bis 40 Morgen, die Hufe, liegen.“ Nicht schlecht. Mich fasziniert auch die Bezeichnung der „handtuchförmigen“ Ackerfläche. Man hätte vielleicht ja auch „rechteckig“ schreiben können, aber vielleicht trifft handtuchförmig es sogar etwas besser, nebeneinanderliegende Handtücher. – Bin sogar in einem Ort mit „dorf“ im Namen aufgewachsen, das war allerdings eher ein Vorort, und habe später in einer kleinen Stadt, die eher ein großes Dorf war, einige Jahre gewohnt. Dorf fühlt sich tatsächlich anders an. Fast ausschließlich Gesichter zu sehen, die man kennt oder öfter schon gesehen hat. Täglich den gesamten Umfang des Dorfes mit dem Fahrrad oder Auto zu durchfahren. Auf dem Friedhof auf den Grabsteinen dieselben Nachnamen lesen wie an den Klingelschildern der Häuser der Lebenden, nur in anderer Reihenfolge. Und die Geräuschlosigkeit, die es manchmal in Dörfern gibt. Die flirrende Ruhe mittags über der Zubringerstraße, oder die drückende Stille der Nacht auf den leeren Einbahnstraßen. Nachteil natürlich, zumindest im öffentlichen Leben, ständig beobachtet und kontrolliert zu werden. Alle sehen alles. Ein Dorf, das ist die frühe analoge Realisation eines Facebook-Accounts.

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