Sonntag, 8. September 2013

D08 - Diopter, Distel etc.




Diagramm. Ich war erst verwirrt, was mit Blütendiagramm gemeint war – eine blütenartige Veranschaulichung eines unblütigen Sachverhalts vs. eine Blüte von oben. Letzteres ist richtig, und so entstehen diese hübschen, fast spirographischen Diagramme. Eine andere Art, lerne ich, eine Blüte zu beschreiben, ist die sog. Blütenformel. Das ist eine Beschreibung der Blüte mit quasi mathematischen Symbolen. Die Blütenformel für Lilien ist z.B. (hier nur ungenügend wiederzugeben) *P3+3 A3+3 G(3). Das *Sternchen bedeutet die drehsymmetrische Form der Blüte. Wenn es ein schraubiger Blütenbau wäre, würde das Symbol tatsächlich ein „@“ sein. Forscher kommender Zeitalter werden sich wundern, warum wir immer den schraubigen Blütenbau in unseren Mailadressen benutzten. – Interessant auch das Blockdiagramm: hier scheint eine Bedeutungsverschiebung stattgefunden zu haben. Wikipedia kennt  Blockdiagramm für den geologischen Querschnitt nicht einmal mehr, ebenso wenig wie zwei geologische Standardwerke. 


Diopter. Der Diopter ist bei Waffen meist eine Lochblende (bei astronomischen Instrumenten gibt es dafür das schöne Wort „Absehe“), das sog. Ringkorn. Bei den Sportschützen darf in das Diopter erst ab dem 45. Lebensjahr eine 1,5fache Vergrößerung eingebaut werden. Diese Vergrößerung nennt man, als waffentechnischer Fachbegriff, tatsächlich „Adlerauge“. Bei 1,5facher Vergrößerung. Ich schlage eine Umbenennung in „Kükenauge“ vor.


Diskus. Falsch hingegen zielte Apollon, als er seinen geliebten Knaben Hyakinthos versehentlich mit dem Diskus tötete. Es heißt, aus dem Blut des Jungen schöne Blumen hervorwuchsen, deren Blüte die Buchstabein AI für griechisch Weh! bildeten. Das waren allerdings verwirrenderweise keine Hyazinthen, sondern Schwertlinien, bei denen man ins Blütendiagramm das A und I sogar eventuell hineinlesen könnte. Ich frage mich, wie oft so etwas passiert, versehentlich den geliebten Menschen umbringen, außer bei Verkehrsunfällen. 


Distel. Und noch einmal Blumen. Die Distel, erfahre ich erstaunt, gibt es nicht. „Distel“ ist ein umgangssprachlicher Begriff für eine stachelige Pflanze und umfaßt mehrere Arten und Gattungen (das gab es doch auch bei irgendeinem bekannten Fisch?) Grimms Wörterbuch (was von nun gelegentlich hinzugezogen wird) erklärt lakonisch: die verschiedenen arten werden meist durch zusammensetzungen bezeichnet, in welchen auch der ähnlichkeit wegen pflanzen disteln genannt werden, die nicht eigentlich dazu gehören, um anschließend ein Feuerwerk falscher Disteln abzubrenenn, die Frauendistel, die Bubendistel, die kleine Wegdistel, die Milchdistel, die Sterndistel. Die Distellüge.

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