Bühne. Wieder ein schönes Überblicksbild. Wenn man einmal
Schauspiel und Kino gegenüberstellt: das Theater hat den Vorteil, mit echten
Personen aus Fleisch und Blut zu agieren, aber das Handicap, daß die Umgebung
auf Pappen und Bretter gemalt wird, die von einem Dachboden abgeseilt werden.
Im Kino sieht hingegen wirken die Schauplätze echt (auch wenn Spanien mal Texas
spielen muß), aber es sind keine richtigen Menschen in einer Aufführung,
sondern es sind nur Lichtspiele. Das klingt jetzt alles vielleicht nur deshalb
so banal, weil es so selbstverständlich ist (das Erstaunen der Ethnologen über
seltsame Verwandtschaftssysteme, die den Erforschten banal und
selbstverständlich sind), aber ich finde, es ist sehr besonders, diese
Kombination aus Vorstellungstechnik und Vorstellungskraft. Nicht nur die
Schauspieler müssen tun als ob,
sondern genau so das Publikum. Es sitzt nicht vor Hamlets Burg, sondern im
Stadttheater Hameln. Es ist nicht auf dem Weg in die Walachei, reist nicht
durchs Wunderland, sitzt nicht unter einem Baum für Godot. Und wie lächerlich
es wirkt, wenn einmal davon abgewichen wird, etwa bei den Karl-May-Festspielen,
wenn echte Berge die echten Berge spielen. Ich überlege, welche Kulturtechniken
alle darauf angelegt sind, nur dann zu wirken, wenn die Beteiligten so tun, als
wäre es als ob. Gewiß Hypnose, aber
auch viele Spiele, einige sexuelle Varianten und vielleicht die meisten Künste.
Und, kniffliger Fall, die Religion. Oder die ganze Kultur, aber das wäre dann
tatsächlich banal. – Interessant auch, welche Maschinen es für die akustische
Illusionsmechanik gegeben hat: Windmaschinen, Donnermaschine und die
Regenmaschine, das war eine mit Erbsen gefüllte Trommel. Das hier
gekennzeichnete Wolkengerät habe ich allerdings in dieser Form nicht gefunden.
Und was sollte da herauskommen? Trockeneisnebel? Wasserdampf? - Dazu noch ein
überraschender Begriff: Der Eiserne Vorhang ist tatsächlich ein Terminus aus
der Bühnentechnik, und seit Ende des 19. Jahrhunderts ist der Eiserne Vorhang
aus Brandschutzgründen vorgeschrieben. Verblüffend wiederum ist, daß der
Begriff nicht erst in der Nachkriegszeit aus der Bühnensprache in die Politik
schwappte (im SPIEGEL z.B. in der 4. Ausgabe 1947), sondern schon zum 1.
Weltkrieg, etwa für die Grenze zwischen Belgien und Deutschland. – Als eher
gelegentlicher Theatergänger bin ich mir nicht sicher, ob und wie heute noch
souffliert wird. Doch gewiß nicht in diesem Kasten? Es gibt doch Bluetooth und
WLAN.
Ein Link auf dem Blog von Wolfgang Herrndorf hat mich hierher geführt.
AntwortenLöschen